Dunkler Sturm - Roman
nächsten Augenblick unmittelbar vor ihm. Er schlug dem perplexen Fahrer dieWaffe aus der Hand und hielt ihm seine Klinge an die Kehle. Der Mann erwartete, enthauptet zu werden, aber zu seiner Überraschung ritzte der Dämon den Inquisitor nur mit der Spitze an derWange und trat dann einen Schritt zurück. Alle sahen entsetzt zu, als die Haut um den Schnitt herum schwarz wurde und sich ein Ausschlag auf dem Gesicht des Fahrers ausbreitete. Als das Gift durch seine Blutbahnen raste, stürzte der Inquisitor zu Boden und schüttelte sich in Krämpfen. Blutiger Schaum strömte aus seinem Mund, als das Gift des Schwertes jeden Nerv in seinem Körper tötete. In einem Akt der Barmherzigkeit rammte Akbar dem Sterbenden seinen Speer ins Herz, um ihn von seinem Leiden zu erlösen.
Als Angelo sah, wie einer seiner Brüder fiel, geriet er in Wut. »Stirb, Höllenbrut!«, brüllte er. Riel führte einen zweihändigen Schlag, den Angelo blockierte. Der Kriegsdämon täuschte links an und schlug rechts zu, doch erneut wehrte Angelo den Hieb ab. Dann schlugen sie beide gleichzeitig zu und blockierten sich gegenseitig mit den Parierstangen ihre Schwerter.
»Für einen Priester kämpfst du ganz gut«, höhnte Riel.
Bruder Angelo verzog spöttisch das Gesicht. »Ich wurde geboren, um deine Spezies zu bekämpfen.« Mit aller Kraft stieß sich Angelo ab, und die Schwerter der beiden trennten sich.
Akbar schlich sich mit seinem Speer an den Dämon heran, der laut aufheulte, als sich dieWaffe aus Eis in seine Seite bohrte. Das Blut des Wirtskörpers spritzte in einer kleinen Fontäne aus ihm heraus und überzog den Speer mit einer rötlichen Farbe. Grunzend zerbrach Riel den Schaft an der Klinge und untersuchte seine Wunde. Die Speerspitze schmolz bereits, als seine Macht die Verletzung heilte. Wutentbrannt starrte er Akbar an. »Dafür wirst du zahlen, Ghelgath.«
»Dann komm doch und treibe die Schuld ein«, erwiderte Akbar trotzig. Er öffnete und schloss seine Faust, um das Eis zu zwingen, Form anzunehmen, aber er war zu erschöpft. Wären sie unbewaffnet gewesen, hätte er Riel überwältigen können, das war sicher, aber dieWaffe des Kriegsdämons neigte dieWaagschale zugunsten der Mächte der Finsternis. Dennoch würde er seinen Bruder und den Orden beschützen, koste es, was es wolle. Wenn er sein Leben dafür geben musste, würde er für das sterben, wofür er auch gelebt hatte: für den Orden.
Angelo war mehr als zwanzig Jahre lang Akbars Lehrer gewesen. Er kannte den Mut des jungen Kriegers ebenso gut wie den seiner eigenen Kinder, und was er in den Augen seines Schülers und Freundes sah, flößte ihm Furcht ein. Akbar war schnell, doch Angelo musste schneller sein. Er erreichte Riel einen Sekundenbruchteil vor Akbar und sah, wie der Dämon sich anspannte, um dem Hieb auszuweichen. Das hatte er erwartet, deshalb wirbelte er mit dem Schwung seiner Bewegung herum, um dem Dämon den Schädel zu spalten. Zu seiner Überraschung hatte Riel jedoch genau diesen Schachzug vorausgesehen und packte sein Handgelenk. Er bewegte sich mit dem Schlag und brachte Angelo aus dem Gleichgewicht. Als dieser Riels Absicht durchschaute, versuchte er seineWaffe zurückzuziehen, aber es war bereits zu spät.
Akbars Gesicht war friedlich, und seine blauen Augen starrten verträumt ins Leere. Um seine Lippen lag ein ruhiges Lächeln, ungeachtet der klaren Flüssigkeit, die darüber hinwegquoll. Akbar sah Angelo an, der die kristallenen Tränen bemerkte, die Akbar aus den Augen traten und über seineWangen liefen. Akbar drohte von dem transparenten Blut seiner Vorfahren erstickt zu werden, als er sich an Angelo wandte. »Sagen Sie allen, dass ich in Erfüllung meiner Pflicht gefallen bin«, flüsterte er. Mit letzter Kraft befreite sich Akbar von Angelos Schwert und stürzte sich auf Riel. Der Dämon zuckte nicht einmal mit der Wimper, als er Akbars Kopf vom Körper trennte.
Angelo umklammerte immer noch sein blutiges Schwert, als er auf den Leichnam seines vielversprechendsten Schülers blickte, der zugleich eine der gequältesten Seelen war, die er kannte. Seit er dem Ghelgath zum ersten Mal begegnet war, war dessen einziger Antrieb gewesen, dem Orden zu dienen und die Untaten seines Volkes zu sühnen.Von allen, die jemals die Großen Hallen betreten hatten, war Akbar einer der Hingebungsvollsten. Angelo blickte in das hämisch grinsende Gesicht des Kriegsdämons.
»Sei nicht traurig, Priester. Er hatte einen guten Tod. Einen viel besseren,
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