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Dunkler Wahn

Dunkler Wahn

Titel: Dunkler Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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gesessen. Sie keuchte schockiert. Jan blieb vor einem silberfarbenen BMW stehen und sah eine hochgewachsene schlanke Person am Steuer, die sich ein Handy ans Ohr hielt. Sie hatte Jan den Rücken zugewandt. Er sah zwei Goldringe an ihren schlanken Fingern, und ihr dunkler langer Pferdeschwanz glänzte im Licht der Straßenlampe.
    »Jan, ich verstehe das nicht.« Jana sprach, und auch die Person in dem BMW sprach und machte eine Geste. »Du verwirrst mich. Wir hatten doch über den Plan gesprochen, und du hast gesagt …«
    Zu allem entschlossen, riss Jan die Fahrertür des Wagens auf. »Okay, es reicht! Komm raus da!«
    Wie in einer einzigen Bewegung wirbelte die Person zu ihm herum und schnellte aus dem Wagen. Erschrocken starrte Jan auf einen etwa eins neunzig großen Kerl, der ihn aus rabenschwarzen Augen anfunkelte. »Was willst du, eh?«
    »Die Frau«, stieß Jan hervor. »Ich dachte …«
    Weiter kam er nicht. Der Kopfstoß traf ihn so abrupt, dass Jan den Schmerz erst realisierte, als er bereits im Rinnstein lag.
    »Jetzt kannst du denken, Spinner«, sagte der Hüne und sah auf Jan herab, der sich das Blut aus dem Gesicht wischte. »Finger weg von ihr, verstanden?«

    »Miguel, lass ihn!«
    Jan hörte das Klacken von Absätzen, dann sah er die attraktive Schwarzhaarige aus dem Lokal.
    »Er ist es doch gar nicht«, sagte sie und zog ihren Freund am Ärmel seiner Lederjacke. » Querido , es gibt keinen anderen außer dir! Comprende ?«
    »Glück für dich«, brummte Miguel ihm zu, dann stieg er mit seiner Freundin in den BMW und fuhr davon.
    Als Jan sich erhob, waren seine Kleider durchnässt und mit Dreck und Blut bespritzt. Er zitterte vor Wut am ganzen Leib.
    »Siehst du das?«, brüllte er in die menschenleere Straße. »Sieh es dir an, du irres Stück Scheiße! Sieh dir an, was du aus mir gemacht hast!«
    Wenige Meter von ihm entfernt flammten auf der gegenüberliegenden Straßenseite Scheinwerfer auf. Ein silberner Kleinwagen setzte aus einer Parklücke auf die Straße, fuhr rückwärts bis zur nächsten Abbiegung und raste dann davon.
    »Feige!«, rief Jan ihr nach. »Du bist so feige! Aber ich werde dich kriegen. Ich werde dich kriegen, hörst du?«

61
    Sie hatte sich wieder gemeldet. Endlich! Rutger Stark war gerade auf dem Weg aus dem Polizeirevier gewesen, um endlich die Zigarette zu rauchen, nach der es ihn schon seit über einer halben Stunde verlangte, als Jan Forstner ihn anrief.
    Die Stimme des Psychiaters überschlug sich fast, während
er von Janas Anruf berichtete. Es war ihm anzuhören, dass seine Nerven blanklagen, und Stark nötigte ihm das Versprechen ab, nach Hause zu gehen, sich auszuruhen und auf seine Rückmeldung zu warten. Im Gegenzug versprach er ihm, eine Streife vor seinem Haus abzustellen. Dann machte er kehrt und eilte zurück in sein Büro.
    »Nehmen Sie Kontakt zum Telefonanbieter von Dr. Jan Forstner auf«, wies er den diensthabenden Beamten an. »Ich brauche eine Liste aller Anrufe, die heute Abend auf seiner Mobilnummer eingegangen sind.«
    Der Polizist sah mit müdem Blick zu Stark auf. »Mit Verlaub, aber wissen Sie, wie spät es ist?«
    »Ja, aber versuchen Sie es trotzdem. Außerdem brauche ich die Namen sämtlicher Fahrzeughalter, auf die ein silberfarbener Kleinwagen mit Fahlenberger Kennzeichen zugelassen ist. Nummer unbekannt.«
    »Wissen wir wenigstens Marke und Modell?«
    »Nein.«
    »Neueres oder älteres Baujahr?«
    »Bedauere.«
    Die Augen des Polizisten weiteten sich. »Herrje, halb Fahlenberg fährt silberne Kleinwagen. Meiner Frau gehört ein silberner Polo, meinem Nachbarn ein silberner Micra, und die Freundin meiner Tochter fährt einen silbernen Corsa. Silber ist seit Jahren Modefarbe.«
    Stark sah seinen Kollegen schulterzuckend an. »Genau das wird der Grund sein, weshalb unsere Verdächtige ebenfalls einen fährt. Sie ist schlau und tarnt sich, indem sie das tut, was alle tun. Aber sie hat einen Fehler gemacht, und wenn wir etwas Glück haben, nicht nur einen.«
    Er nahm das Formular mit der Zeugenaussage von seinem Schreibtisch und betrachtete es wie einen wertvollen
Schatz. Wäre Forstner vorhin nicht so aufgeregt gewesen, hätte er ihm davon erzählt. Doch in seiner Verfassung hätte er wahrscheinlich kein Wort davon verstanden.
    Zufrieden nickte Stark dem Formular zu. Er würde Forstner über den neuesten Stand der Ermittlungen informieren, sobald der Psychiater zur Ruhe gekommen war. Vielleicht würden sie bis dahin sogar noch mehr herausgefunden

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