Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkler Wahn

Dunkler Wahn

Titel: Dunkler Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
Vom Netzwerk:
Sie …?«
    Petra Körber bedachte ihn mit einem nachsichtigen Blick, als habe er gerade etwas sehr Dummes gefragt. »Na hören Sie mal, das ist doch kein Geheimnis. Einen ganz kleinen Moment bitte.«
    Noch ehe Jan nachfragen konnte, wie er das verstehen sollte, griff sie nach ihrem Telefon und betätigte eine Kurzwahltaste.
    »Hallo, hier ist Petra vom Empfang. Kannst du mal schnell zum Eingang kommen? Dr. Forstner ist bei mir.« Sie zwinkerte Jan verschwörerisch zu. »Ja, genau. Gut, ich werde es ihm ausrichten.«
    Jan war perplex. Was hatte das zu bedeuten? Was hatte diese Tatjana in ihrem Liebeswahn von ihm erzählt?
    Er setzte gerade zu einer Frage an, als erneut das Telefon läutete, woraufhin Petra Körber mit einer routinierten Bewegung zum Hörer griff und ihren Begrüßungsspruch aufsagte. Gleich darauf machte sie eine entschuldigende Geste zu Jan, die andeuten sollte, dass es ein längeres Telefonat werden würde.
    Jan entfernte sich vom Schalter und ging zu der Sitzgruppe. Er senkte den Kopf und flüsterte in Richtung des Mikrofons: »Ich bin am Eingang und warte auf sie. Sobald Tatjana hier ist, werde ich sie bitten, mit mir hinauszukommen. Das Verrückte ist nur, dass sie mich zu erwarten scheint.«

69
    Mit angespannten Mienen starrten Stark und Erler auf den Lautsprecher. Es scheint zu funktionieren , dachte Stark und leckte sich nervös die Lippen. Er hätte jetzt viel dafür gegeben, wenn er hätte rauchen können, doch als er vorhin nach seinen Zigaretten greifen wollte, hatte Erler ihm einen vernichtenden Blick zugeworfen.
    Minuten vergingen, in denen nur das leise Atmen des Psychiaters zu hören war. Dann vernahmen sie eine Frauenstimme.
    »Hallo, ich bin hier.«
    Sie klang entfernt, und Forstner flüsterte: »Sie steht am Aufzug und winkt mich zu sich. Ich gehe zu ihr.«
    Schritte hallten aus dem Lautsprecher.
    »Wie schön«, sagte die Frau. Nun klang sie klar und deutlich. Forstner musste unmittelbar vor ihr stehen.
    »Gut so.« Stark rieb sich die Hände. »Und jetzt hol sie zu uns raus.«
    »Sind Sie …«, begann Forstner, doch sie unterbrach ihn.
    »Wären Sie so nett und würden mit mir kommen? Ich habe nicht viel Zeit. Tatjana ist oben, ich zeige Ihnen den Weg.«
    »Nein, nein, nein«, zischte Stark. »Sag ihr, dass du sie …« Er verstummte, als Jan sprach.
    »Kann sie denn nicht kurz eine Pause machen? Ich wollte ihr gerne …«
    »Tut mir leid, sie kann nicht von der Station weg, aber selbstverständlich hat sie Zeit für Sie«, entgegnete die Frau. In ihren Worten schwang eine höfliche Ungeduld. »Aber jetzt kommen Sie bitte, es ist gleich im ersten Stock.«

    Das Geräusch von Schritten, gefolgt vom Schnarren einer elektronischen Stimme. »Bitte zurücktreten. Tür schließt.«
    Gleich darauf drang ein Rauschen aus dem Lautsprecher.
    »Dieser Idiot!«, polterte Erler. »Was soll das werden? Lädt sie ihn jetzt vielleicht noch zu Kaffee und Kuchen ein?«
    »Wäre immerhin besser, als wenn sie ausrastet«, gab Stark zurück und durchwühlte seine Taschen. »Geben wir ihm noch ein wenig Zeit. Dr. Forstner wird wissen, was er tut.« Zu seiner Erleichterung fand er ein Päckchen Pfefferminzdragees. Er schob sich zwei davon in den Mund und begann darauf herumzukauen, während Erler mit verbissenem Gesicht am Empfangsgerät herumtippte, aus dem weiterhin nur Rauschen und einige unverständliche Sprachfetzen zu hören waren.
    »Der verdammte Aufzug stört die Verbindung.«
    Sekunden verstrichen, die Stark jedoch wie Minuten erschienen, dann war Jans Stimme wieder zu hören.
    »… wie lange Tatjana schon im Pfauenhof ist?«
    »Oh, das kann ich Ihnen gar nicht genau sagen«, entgegnete die Frau. »Auf jeden Fall deutlich länger als ich. So, da wären wir.«
    »Hier?« Forstner klang über die Maßen erstaunt, und Stark und Erler wechselten fragende Blicke.
    »Ja, natürlich«, sagte die Frau. »Das ist Tatjana. Aber ich dachte, Sie kennen sich?«
    » Das ist Tatjana?« Wieder klang Forstner, als habe man einen Eimer Wasser über ihm ausgeschüttet.
    »Was, zum Teufel, geht da vor sich?«, fragte Erler.
    »Stark, hören Sie mich?«, drang Forstners Stimme aus dem Lautsprecher. »Das ist einfach unglaublich. Sagen Sie
Erler, er kann die Aktion abbrechen. Und dann kommen Sie am besten zu mir. Das müssen Sie sich ansehen!«

70
    Der Raum war klein und die Wände im selben Ockerton wie die Flure getüncht. Die wenigen Möbel wirkten zweckmäßig. Es gab einen Schrank, einen Tisch mit Stuhl,

Weitere Kostenlose Bücher