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Dunkler Wahn

Dunkler Wahn

Titel: Dunkler Wahn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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Patientinnen durchgegangen, mit denen er bisher zu tun gehabt hatte. Bevor er seine Stelle in der Waldklinik angetreten hatte, war er als forensischer Psychiater tätig gewesen. Zwar hatte er mit etlichen Straftätern zu tun gehabt, doch es waren allesamt Männer gewesen. Wenn es also tatsächlich eine seiner Patientinnen war, dann mussten sie sich hier in Fahlenberg begegnet sein.
    Doch keine dieser Frauen schien aus seiner Sicht als Mörderin infrage zu kommen. Natürlich konnte er sich nicht hundertprozentig sicher sein, aber das konnte man auch bei gesunden Menschen nicht. Jeder war in der Lage zu töten, wenn er einen entsprechenden Grund hatte – und sei es aus Notwehr oder im Affekt.
    »Ich kann mir vorstellen, wie meine Frage sich für Sie anhören muss«, holte ihn Stark aus seinen Gedanken zurück. »Aber ich muss nun einmal sämtliche Möglichkeiten prüfen.«
    »Sie möchten also, dass ich Ihnen Auskunft über meine Patientinnen gebe ? Ihnen ist doch klar, dass ich damit gegen meine Schweigepflicht verstoßen würde?«
    »Durchaus, durchaus«, erwiderte Stark mit einer abwehrenden Geste. »Aber ich muss Sie hoffentlich nicht an Paragraf einhundertachtunddreißig des Strafgesetzbuches erinnern?«
    »Klingt wie eine Drohung.«
    »Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bitte Sie nur um Ihre Mithilfe in einem besonders grausamen Mordfall. Einem Mordfall, der möglicherweise von einer geistig schwer gestörten Person begangen wurde.«
    »Dann wissen Sie sicherlich, dass ich laut dieses Paragrafen nur dann gegen meine Schweigepflicht verstoßen darf, wenn ich glaubhaft nachweisen kann, dass eine meiner
Patientinnen den Mord begangen hat. Wie kommen Sie überhaupt darauf, dass diese Frau mit der Waldklinik zu tun haben könnte?«
    Stark schob die Hände in die Hosentaschen und sah Jan eindringlich an. »Was halten Sie von einem Deal, Doktor? Ich erzähle Ihnen, was ich weiß, und Sie tun mir denselben Gefallen. Einverstanden?«
    Jan sah den Kommissar verwundert an. Er schien es ernst zu meinen, und dafür musste es einen Grund geben. »Also gut, dann legen Sie los.«
    »Dieser Zeuge, der Mann auf dem Balkon«, sagte Stark, »er hat sich an etwas erinnert. Er stand dort nur kurz, um nicht zu viel von der Sportübertragung zu verpassen, aber auf seine Zigarette wollte er nicht verzichten, was ich gut nachvollziehen kann. Er hörte also Nowak und die Frau unten auf dem Parkplatz. Sie stritten, doch durch den Hall zwischen den Hauswänden und dem lauten Fernseher in seinem Wohnzimmer verstand er nicht, worum es bei diesem Streit ging. Es hat ihn auch nicht sonderlich interessiert, wie er sagte. Aber dann, rückblickend sozusagen, fiel ihm ein kurzes Wort wieder ein, das mindestens zweimal von den beiden genannt wurde: Klinik . Damit könnte doch Ihre Klinik gemeint gewesen sein, die Psychiatrie?«
    Jan zuckte mit den Schultern. »Könnte, muss aber nicht.«
    »Natürlich«, sagte Stark, dann machte er ein Gesicht wie jemand, der ein Geheimnis verrät, »aber sehen Sie, ich stelle mir das so vor: Nowak will gerade in seinen Wagen steigen und zu Ihnen in die Kneipe fahren. Er will Ihnen etwas über diese Frau erzählen. Möglicherweise will er Ihnen auch zeigen, was er über sie herausgefunden hat, und Sie nach Ihrer Einschätzung dazu fragen.«

    »Moment«, unterbrach ihn Jan. »Wie kommen Sie darauf, dass er mir etwas zeigen wollte?«
    »Hatte ich das noch nicht erwähnt?« Stark wischte sich erneut über den Kopf und seufzte. »Dann muss ich es wohl vergessen haben.«
    »Was haben Sie vergessen?«
    »Nowaks Computer. Sein Laptop. Er war nirgends zu finden, also vermuten wir, dass er ihn bei sich hatte, als er zu Ihnen fahren wollte.«
    »Und Sie denken, dass ihn diese Frau jetzt haben könnte?«
    Stark nickte. »Sie wird ihn an sich genommen haben, weil sie wusste, dass sich etwas darauf befindet, das ihr möglicherweise schaden könnte.«
    »Aber was sollte das gewesen sein?«
    »Ich habe keine Ahnung, Doktor. Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung, aber Nowak war Journalist, und ein besonders neugieriger obendrein, wie wir beide wissen.« Der Hauptkommissar machte eine kurze Pause, als wartete er auf Jans Zustimmung, dann sprach er weiter. »Es wäre doch durchaus denkbar, dass sie ihn deswegen verfolgt hat. Nun trifft sie ihn also, bedrängt ihn und verlangt die Herausgabe ihrer Daten. Nowak weigert sich, doch sie bleibt beharrlich. Sie lässt einfach nicht locker. Es kommt zum Streit, woraufhin ihr Nowak zu

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