Dunkler Zauber
aufgehen zu lassen, war Cams Lieblingslaster. Jetzt kühl dich mal wieder ab, Feuermädchen, erwiderte Alex. Was auch immer du mir zu erzählen hast ... Lohnt es sich, deswegen so einen Terror zu veranstalten ? Dylan schien verwirrt zu sein. »Mann, woher hätte sie das denn wissen sollen ? Wir haben dich echt beide nicht gehört. Und es hätte ja gereicht, wenn du die Lautstärke runtergestellt hättest, statt wie ein wild gewordener Pavian hier reinzuplat-zen. Bleib cool!«
»Cool ?« Cam knirschte mit den Zähnen. Wenn ihre Körpertemperatur noch weiter sank, dann würden demnächst eisige Stacheln aus ihren Rippen wachsen. »Mir ist gerade nicht so nach Kühle, Bruderherz. Wenn du also nichts dagegen hast, Bono, dann würde ich Cher gerne mal für einen Moment entführen.«
Alex fand das alles ziemlich erheiternd. Cam versuchte nicht einmal, ihre Eifersucht zu verbergen. Völlig untypisch für dieses Mädchen, das seine Gefühle sonst gern im Zaum hielt -Cam hatte offensichtlich total die Beherrschung verloren. Prinzessin Barnes war so daran gewöhnt, ihren Kopf durchzusetzen, wann immer sie wollte, dass sie vollkommen durchdrehte, wenn mal etwas schieflief.
Dieser Gedanke tat Alex jedoch sofort Leid. Offenbar hatte Cam etwas Ernstes auf dem Herzen. Sie erhob sich. »Wir machen später weiter, okay?«
Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich schnell aus dem Zimmer
zu verdrücken und sich um Cam zu kümmern, doch genau in diesem Moment ließ irgendetwas Alex wie angewurzelt stehen bleiben. Nur ein Hauch davon zog in ihre Nasenlöcher und ihr wurde übel. Jemand hatte in diesem Zimmer geraucht.
Cam schloss die Tür ihres gemeinsamen Schlafzimmers hinter sich und redete sofort drauflos: »Ich wollt's dir vorhin schon erzählen - Ladendiebstahl! Vertretungsstunde! Gleiche Frau!«
Alex verstand auf Anhieb. Sie ließ sich auf ihr Bett plumpsen. »Und jetzt bereust du wieder, dass wir nicht die Polizei gerufen haben ?«
Genau so war es. Cam ging unruhig auf und ab. »Wir müssen sie anzeigen!«
Alex schüttelte energisch den Kopf und erklärte, dass dies kaum etwas bringen würde. Es ist nichts gestohlen worden -sie selbst hatten die Ware wieder an ihren Platz zurückbefördert. Was also sollten sie einem Beamten der Polizei melden - einen versuchten Diebstahl? Das würde die gerade interessieren.
Gedankenverloren zwirbelte Cam die Kette ihres Sonnen-Anhängers um ihren Finger. »Ich kann ein Geständnis von ihr erzwingen!«
»Ach ja?«, bemerkte Alex müde. »Wie das denn ?«
»Ich kann sie doch anstarren ... Du weißt schon, sie verwirren.«
»Du meinst, mit deinen Laserstrahl-Augen? Ihr Feuer unterm Hintern machen? Mitten während des Unterrichts? Oder planst du, die ganze Angelegenheit in der Aula zu veranstalten ? Hey, mir fällt da was ein - du machst eine Art Theaterstück draus! Das wird sicher ein voller Erfolg!« Die spöttischen Worte sollten Cam eigentlich zeigen, dass sie ein bisschen überreagierte, doch im Gegenteil: Cam wurde immer verzweifelter. »Was gibt es denn daran nicht zu verstehen ? Die Webb ist echt Abschaum - eine miese Diebin, die Kinder dazu bringt, diese Drecksarbeit für sie zu machen. Wer weiß, wozu sie noch alles fähig ist?«
»Übersiehst du bei all dem nicht irgendwas?«, bemerkte Alex. » Wir haben etwas gegen sie in der Hand - nicht umgekehrt. Sie ist diejenige, die hier durchdrehen müsste. Die Webb hat keine Ahnung, warum wir sie nicht angezeigt haben. Und sie weiß auch nicht, ob wir es nicht vielleicht doch noch tun.«
»Wenn sie vorgehabt hätte, sich aus dem Staub zu machen«, sagte Cam aufgebracht, »dann wäre sie in dem Augenblick zur Tür raus, in dem die Stunde vorbei war. Stattdessen hat sie sich aber mit Beth angefreundet. Das Ekel hat sich hier eingenistet. Und sie wird mir das Leben zur Hölle machen!« Alex seufzte. »Da müssen wir wohl einfach warten.«
»Worauf denn?«
»Dass die Webb Mist baut und uns irgendeinen Anlass liefert, um sie zu verpfeifen. In der Zwischenzeit behältst du sie im Auge - und lässt das Flammenwerfen. Und ich halt die Ohren auf...«
»In der Zwischenzeit ... Du bist ja lustig«, widersprach Cam. »Sie hat Beth in irgendwas verstrickt.«
»Und? Glaubst du, dass Beth jetzt anfängt, im Schmuckladen Armbänder zu klauen?«
»Ich muss Beth sagen, dass sie der Webb nicht trauen soll, sie nicht zu nah an sich rankommen lassen darf.« Cam schnappte sich das schnurlose Telefon und tippte Beths Nummer.
Alex schloss die Augen
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