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Dunkler Zauber

Dunkler Zauber

Titel: Dunkler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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der bösartige Thantos in der Nähe war, und nicht, wenn womöglich die Gefahr in Gestalt einer spinnenartigen Lehrerin auftauchte ? Vielleicht gab es ja auch keine echte Gefahr. - Aber warum verspürte sie dann mit jeder Faser ihres Körpers das Gegenteil?

Kapitel 6 - ANPASSUNG
     
    Das Abendessen war inzwischen zu einem Ritus geworden. Zumindest für Emily.
    »Abendessen ist Familienzeit«, hatte Cams und Dylans zierliche - und für Alex' Begriffe unnatürlich muntere - Mom behauptet. Alle mussten gemeinsam essen, jeden Abend um die gleiche Zeit. Kein Fernseher durfte laufen, man durfte nicht bei Tisch lesen und natürlich auf gar keinen Fall ans Telefon gehen. Kasernendrill.
    Und das Schlimmste war, dass es sich um eine völlig neue Regelung handelte. Bevor Alex aufgekreuzt war, hatte sich das Kleeblatt locker am Küchentisch zum Quasseln und Mampfen versammelt. Jetzt aßen sie im offiziellen Esszimmer, saßen steif an einem viel zu großen Tisch, auf Stühlen, deren Polsterbezüge auf die Farbe der Gardinen abgestimmt waren. »Seit wir zu fünft sind, passen wir einfach nicht mehr in die Küche«, hatte Emily mehrfach verkündet - so dass Alex sich nun auch in dieser Situation vorkam wie das fünfte Rad am Wagen.
    »Warum sagst du nicht einfach, was du wirklich denkst?«, hatte Alex sie einige Wochen nach ihrer Ankunft streitlustig herausgefordert und war ganz nah an Emily herangerückt. »Dass ich nicht dazupasse!«
    Emily hatte mit den Tränen gekämpft, was nur bewies, dass Alex Recht hatte. Emely Barnes konnte sagen, was sie wollte, im Grunde genommen wollte sie Alex nicht hier haben. Alexandra Fielding hatte ihr früheres, geordnetes Leben vollkommen durcheinander gebracht.
    Na gut, ein Teil von Alex wusste, dass sie sich nicht fair verhielt - sie konnte Saras sanft scheltende Stimme hören: »Gib ihr ein bisschen Zeit, Süße, für sie ist es auch schwer.« Doch alle anderen hatten ihr schnell einen Platz in ihren Leben und irgendwie auch in ihren Herzen eingeräumt. Warum konnte Emily das nicht auch ? Einem anderen Teil von Alex war das völlig egal. Sie hatte eine Mutter gehabt, bei der sie aufgewachsen war - Emily Barnes passte nicht in das Gleichgewicht ihres Lebens.
    Der heutige Abend versprach besonders verkrampft zu werden, da sie sich noch immer nicht mit Cam versöhnt hatte. Alex fand, Cam sollte sich einfach wieder ein bisschen beruhigen und abwarten, wie sich die Dinge entwickelten. »Also«, erklärte Emily und strich sich die Ponyfransen aus der Stirn, »das Experiment des heutigen Abends ist ...« Sie machte eine theatralische Pause. »Huhn Kiew.«
    »Ein Traum wird wahr!«, sagte Dave und blinzelte Cam zu. Zu Emilys neu eingeführten Regeln gehörte auch, dass sie jeden Abend etwas kochte - und zwar etwas Aufwändiges. Was sollte das?, fragte sich Alex. Dachte sie, dass alles wieder so werden würde, wie es einmal war, wenn sie sich in einen Chefkoch verwandelte? Alles unter Kontrolle kriegte? Leider fehlten Emily Barnes für derart hausfrauliche Tätigkeiten Zeit, Talent und Begeisterung. Alle am Tisch sahen das.
    Und nun nahm sie mit hoffnungsvollem Gesichtsausdruck den Deckel von der Ofenform aus Steingut. Cam lächelte ermutigend. »Das hast du doch letzte Woche schon einmal gemacht, Mom. Es war ... äh ... echt gut.«
    »Das stimmt, leider«, gestand Emily, »doch ich hatte es heute Morgen ziemlich eilig und vielleicht ist das Huhn nicht lang genug aufgetaut, vielleicht ist es noch nicht ganz durch ...« Cams Vater versuchte sich an einem Witz: »Na ja, die paar Salmonellen, damit werden wir schon fertig. Es schmeckt bestimmt fantastisch.« Er schnappte sich ein Messer und schnitt eine Scheibe ab. Sie war leuchtend rosa. »Und so darf ich vielleicht dem Huhn meine Stimme leihen und sagen ...« Dylan machte eine dramatische Pause und schrie dann: »Aua!«
    Emily fand das nicht komisch, vor allem, weil Dylan noch hinzufügte: »Weißt du, Mom, es gibt schon noch einen Unterschied zwischen roh und lebend.« Dann flatterte er rhythmisch mit den Ellenbogen und grinste. Alex brach in Gelächter aus. Nicht auf Grund von Dylans Vorstellung, sondern weil sie Cams Gedanken gehört hatte: Vielleicht wäre dies der passende Moment, um Vegetarierin zu werden.
    Emily glaubte, dass Alex sich über sie lustig machte. »Es wäre wirklich nett, wenn du ihn nicht auch noch bestärken würdest«, sagte sie verkniffen. »Ich tue nur mein Bestes.« Dave versuchte, seine eigene Belustigung zu ersticken.

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