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Dunkler Zauber

Dunkler Zauber

Titel: Dunkler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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ihr eure Zeit verschwendet habt.« Sie unterbrach sich mitten in ihrem Redeschwall. »Woher kanntet ihr eigentlich mein Passwort?«
    »Nirgendwoher«, erklärte Cam. »Wir haben die ganze Nacht dagesessen und einfach versucht uns an alles zu erinnern, was wir über dich wissen. Wir dachten, dass du vielleicht einen Namen benutzt. Von jemandem, der dir nahe steht.«
    »Karsh.«
    Ileana wandte sich ab, um ihre bebende Unterlippe vor den Mädchen zu verbergen. »Das magische Wort.« Cam sah es, bevor Alex es hörte. Ein eisiger Luftzug umwirbelte sie, eine Gänsehaut erschien auf ihren Armen und in ihren Schläfen pochte es. Ihre Augen brannten. Doch sie sah: ein so niedriges Zimmer, dass ein großer Mensch nicht aufrecht darin stehen konnte. Ein so beengtes Zimmer, dass nicht genug Luft zum Atmen darin war, so dunkel, dass man eine Taschenlampe brauchte, um sehen zu können. Oder eine Kerze.
    Dann hörte Alex: das Knarren von Holzstufen - oder knackten da Knochen? Dann Geräusche, die sie nicht klar zuordnen konnte, die aber an das Brüllen eines Löwen, das Meckern einer Ziege und - am leisesten von allen - ein raues Flüstern erinnerten.
    Gleichzeitig riefen Cam und Alex: »Karsh steckt in Schwierigkeiten!«
    Jetzt brach Ileana in Tränen aus. Doch sogleich fasste sie sich wieder, wischte mit dem Handrücken über ihre gold gesprenkelten Augen und gab schniefend zu: »Sie haben ihn erwischt und ich weiß nicht, wo er ist.«
    Cams Kehle war wie eingeschnürt. »Wer ... wer hat ihn erwischt?«
    Ileanas Antwort schnitt in ihr Herz. »Was denkst du ?«
    Mit bebender Stimme sagte Alex: »Thantos? Ist er mächtig genug, um Karsh zu entführen?«
    »Onkel Fredo, der Idiot, ist auch dabei«, erwiderte Ileana verbittert.
    Cam war verwirrt. »Onkel ? Thantos ist der Bruder unseres Vaters, stimmt's? Und wieso ...«
    »Wer hat denn jemals behauptet, dass Aron nur einen Bruder gehabt hätte ?«
    Alex' Magen schmerzte. Cam zitterte.
    Ileana hatte vergessen, das die Zwillinge noch längst nicht alles über ihre Vergangenheit wussten. Mit einem Mal verspürte sie eine große Erschöpfung und war dankbar, dass das Denkmal auf einem Sockel stand. Sie ließ sich darauf niedersinken und erzählte den Zwillingen - wenn auch nicht alles -von ihrer Herkunftsfamilie. Wie die Brüder auf Coventry Island aufgewachsen waren. Wie Karsh, der Arons Lehrmeister gewesen war, das engste Verhältnis zu dem so klugen und gütigen Hexer gehabt hatte.
    Cam sprach aus, was sie beide fragen wollten: »Und unsere Mutter? Kanntest du ...«
    Ileana holte tief Luft. Was würde Lord Karsh wohl auf diese Frage erwidern? Sie presste die Lippen zusammen und sagte: »Miranda ist verschwunden. Gleich nach eurer Geburt.« Alex flüsterte: »Ist sie tot?«
    »Seit fünfzehn Jahren hat sie niemand mehr gesehen, man geht also davon aus«, sagte Ileana. »Nur ...«
    »Was?«, drängte Cam unruhig. »Nichts.«
    »Nix nichts!« Alex packte Ileana am Arm. »Man hat niemals ...« ihre Leiche gefunden, wollte Ileana eigentlich sagen, doch stattdessen fuhr sie fort: »... einen Beweis für ihren Tod gefunden.« Ein stürmischer, schneidender Ostwind hatte sich während des Gesprächs der drei erhoben - doch ein leises Lüftchen hätte ausgereicht, um die Geschwister umzuwerfen. Alex war vollkommen durcheinander. In ihrem Kopf drehte sich alles und es fiel ihr nichts ein, wodurch sie es stoppen konnte, außer Folgendem: »Karsh! Wir werden ihn finden«, behauptete sie. »Wir helfen dir, ihn zu suchen.«
    »Das ist jetzt das Allerwichtigste!« Cam war bewusst, dass sie sich überdreht anhörte. Sie fühlte sich, als koche ihr Blut, es pochte wild unter ihrer Haut.
    »Lass uns helfen, bitte«, flehte Cam und beschrieb dann das Zimmer, das sie gesehen hatte, überschrie dabei Alex fast, die fast gleichzeitig von den Geräuschen erzählte, die sie gehört hatte.
    Ileana dachte: so ernsthaft! Und entschlossen! Sie hatte gerade ein Familiengeheimnis gelüftet, das die beiden bis ins Mark erschütterte. Und dennoch hatte die Sorge um Karsh für sie Vorrang.
    Wenn es darum ging, anderen zu helfen, kannten Apolla und Artemis weder Angst noch Grenzen.
    Ileana konnte und durfte ihre Hilfe nicht annehmen. Die Mädchen waren Thantos' Beute. Er würde vor nichts zurückschrecken, um sie in seine Gewalt zu bringen. Also wies sie die aufrichtig gemeinten Hilfsangebote der Mädchen zurück. »Es läuft auf Folgendes hinaus«, erklärte sie. »Wenn ihr mir helft, haben die leider gewonnen. Sie

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