Dunkler Zauber
eine dichte Wolkendecke auf. Alex verlangsamte das Tempo. »Vielleicht ist sie mit uns verwandt.«
»Sie hat die gleichen Augen wie wir«, gestand Cam ein und fügte dann hinzu: »Und außerdem sind die Zweige unseres Familien-Stammbaums ein ziemliches Gewirr ...«
»Wer sie auch sein mag«, schloss Alex, »sie kann uns jetzt nicht mehr helfen. Wir müssen allein klarkommen.« Und das taten sie auch. Um sich von Gedanken an Karsh und Ileana abzulenken, verbrachten Cam und Alex in den nächsten zwei Wochen jede freie Minute damit, einen Plan auszuhecken, wie sie das Netz aus Lügen zerreißen konnten, in dem Beth gefangen war - und auch das, welches für sie selbst ausgelegt worden war.
Gleich am Montagmorgen, noch vor der Schule, begannen sie damit und versuchten, etwas über die Organisation namens Helfende Hände auszugraben. Cam suchte im Internet, doch die Informationen dort waren genau die gleichen wie auf den Flugblättern im Einkaufszentrum: Voller Tricks sprachen sie die Menschen an, geschickt wurde ihnen vermittelt, dass sie durch freiwillige Arbeit für die Organisation Kindern helfen konnten. Nichts Neues für Cam und Alex. Cam wollte den Computer schon wieder ausstellen, als Alex sagte: »Halt! Vergiss mal einen Moment lang, was da steht. Denk darüber nach, was fehlt.«
»Hä?« Cam legte die Stirn in Falten.
»Es gibt haufenweise Infos, warum sie Geld sammeln, über die Hilfsprogramme für Kinder, die sie damit finanzieren, aber keine genauen Angaben darüber, wo genau das Geld eigentlich landet.«
Cam zuckte mit den Schultern. »Das wissen wir doch - Sunshine House.«
»Und kannst du dir irgendeinen Grund dafür denken, weshalb das auf der Internet-Seite nicht erwähnt wird?«
»Weil... es das gar nicht gibt ?«, riet Cam.
Sie hatte Unrecht. Das Sunshine House existierte tatsächlich. Es hatte auch eine eigene Internet-Seite, die das bestätigte, was Helfende Hände behauptet hatte: eine von Fachleuten unterhaltene Anlaufstelle für misshandelte und verstoßene Kinder. Ein sicherer Ort, an dem die Kids bleiben konnten, bis sie entweder nach Hause zurückkehrten oder in eine Pflegefamilie kamen. So weit, so gut. Aber angesiedelt ist das Sunshine House - in Kalifornien, südlich von Los Angeles!
»Wie praktisch«, schnaubte Alex. »So kann Beth Fish aus Marble Bay, Massachusetts nicht mal eben vorbeischneien und sehen, was mit ihrem eigenhändig gesammelten Geld gemacht wird.«
Cam überlegte. »Ms Webb hat Beth erzählt, dass Helfende Hände diese Anlaufstelle tatsächlich in Gang hält. Selbst wenn das übertrieben war - sie müssen doch zumindest einer der Haupt-Geldgeber sein.« Wenn da alles in Ordnung ist. »Und wie kriegen wir das raus?«, fragte Alex. »Es gibt doch sicher irgendein Gesetz, in dem steht, dass gemeinnützige Organisationen enthüllen müssen, wo die Kohle herkommt. Mein Dad weiß das bestimmt.«
»Aber wir waren uns doch einig, dass wir ihn nicht mit in die Sache reinziehen wollen, oder? Außerdem: Warum sollte zwei neugierigen Fünfzehnjährigen überhaupt irgendetwas zur Verfügung gestellt werden, das der Enthüllung dienen könnte?«
»Wer hat denn behauptet, dass wir zwei danach fragen?« Cams graue Augen funkelten. Mühelos eröffnete sie eine neue E-Mail-Adresse in ihrem Computer. Alex' Gesicht verzog sich langsam zu einem breiten Grinsen. Sie schubste Cam zur Seite und schrieb:
Sehr geehrte Damen und Herren,
man hat mir von der hervorragenden Arbeit berichtet, die Sie mit dem Sunshine House vollbringen, um Kindern in Not zu helfen. Ich würde gern einen Beitrag dazu leisten. Doch meine Berater - Sie wissen ja, wie solche Menschen sind! -bestehen darauf, dass ich weitere Informationen über Ihre momentanen Geldgeber einhole, bevor ich Ihnen einen Betrag überweise. Würden Sie mir wohl eine vollständige Liste Ihrer Sponsoren zukommen lassen? Ich bin sicher, dass Sie meine Bitte vollkommen vertraulich behandeln werden. Schreiben Sie an diese E-Mail-Adresse, die meinen Namen in keinster Weise verrät, und die ich nur zu diesem Zweck eingerichtet habe.
Cam drängte sich an die Tastatur und vollendete den Text:
Mit freundlichen Grüßen, Brice Stanley.
Alex schickte die Nachricht ab.
Alle redeten von der Katastrophe beim Schulball. Wie durch ein Wunder und dank des entschlossenen Vorgehens von Lehrern und Polizisten war niemand verletzt worden.
Was war in der Turnhalle passiert? Wie konnte es sein, dass sämtliche Leitungen im selben
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