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Dunkler Zauber

Dunkler Zauber

Titel: Dunkler Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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Alex schubste Cam beiseite und tippte:
     
    nenntmichgö [email protected]
     

Kapitel 14 - SONNTAG IN SALEM
     
    Ileana nestelte an ihrem Armband aus gehämmertem Gold herum, drehte es ungeduldig, während sie unter dem eindrucksvollen Steindenkmal wartete. Nathaniel Hawthorne! Was würde der berühmte Autor von Der scharlachrote Buchstabe und Das Haus der sieben Giebel wohl davon halten, wenn er wüsste, dass man ihn für alle Ewigkeiten als gewöhnlichen Tauben-Landeplatz verewigt hatte. Das Denkmal stand auf dem Marktplatz seiner Geburtsstadt, einem Ort, der aus einem finsteren Grund berühmt - oder besser gesagt: berüchtigt - war.
    Hinter den herzförmigen, rosa getönten Gläsern ihrer Sonnenbrille flatterten ihre rauchigen Holzkohle-Augen unruhig hin und her. Sie fühlte sich wie auf dem Präsentierteller. Wie unter Zwang schlang sie ihren mitternachtsblauen Reiseumhang enger um die Taille - dann zupfte sie an ihrem Halstuch herum, löste es schließlich und erlaubte dem dünnen Stoff, frei um ihre Schultern zu wogen.
    Diese Stadt hatte sie immer schon gruselig gefunden. Sie hatte keine Ahnung, weshalb Brice Stanley in seiner Not-E-Mail darauf bestanden hatte, dass sie sich ausgerechnet hier trafen. Brice war ein berühmter Hollywood-Filmstar und insgeheim auch ein Hexer - was um alles in der Welt verschlug ihn wohl in diesen schäbigen Park? Mitten nach Salem, Massachusetts? Nicht, dass sie alles stehen und liegen gelassen hätte und hergerast war, bloß weil Brice sie darum gebeten hatte. Sie war ja keiner von seinen üblichen Fans, keiner von den Abertausenden, die alles für den verwegenen, charismatischen Star getan hätten. Sie hatte er nicht in seinen Bann geschlagen. Wie sagte die jugendliche Apolla noch so schön? Ach ja, dachte sie und versetzte einem Grasbüschel einen Tritt. »Niemals!« Nein, Ileana war nur aus einem einzigen Grund hierher geflogen. Sie war verzweifelt und wusste nicht, an wen sie sich noch wenden sollte. Vielleicht konnte er ihr ja helfen. Sie hatte immer noch nicht herausgefunden, wo Karsh war und wie sie ihren geliebten, kränkelnden Lehrmeister befreien konnte. Die Nachrichten wurden immer Angst einflößender. Seid gewarnt, Ileana, stand da, wagt es nicht, den Rat mit in diese Angelegenheit hineinzuziehen. Wenn wir herausfinden, dass Ihr Lady Kartoffel - wie Ihr sie insgeheim nennt -oder irgendeinen der Erleuchteten um Hilfe gebeten habt, dann hat es der alte Karsh so gut wie hinter sich.
    Noch gestern Abend war wieder eine E-Mail gekommen.
    Vergeudet nicht so viel Zeit, ihm bleibt nicht mehr viel.
    Dann hatte sich Brice gemeldet! Wenn sie nicht so gedankenverloren und in Panik gewesen wäre, hätte sie sich vielleicht gefragt, weshalb er zu dieser Zeit schrieb, schließlich war für ihn in Kalifornien noch nicht einmal die Sonne aufgegangen. Und wieso die Nachricht so untypisch für ihn war. Und vor allem: Warum ausgerechnet Salem? Nicht weit von der Ostküste!
    Nun, sie würde ihn fragen, sobald er hier auftauchte. Anhand des Standes der Sonne und mit Hilfe der goldenen Taschenuhr, die sie tief in ihrem Umhang vergraben hatte, errechnete Ileana, dass er inzwischen dreizehn Minuten und siebenundvierzig Sekunden zu spät war. Ungehalten deutete sie mit dem Finger auf eine der Tauben, murmelte eine Beschwörung und verwandelte den Vogel in ein Huhn. Als ob das Gackern Brice schneller herbringen würde! Aber irgendetwas musste sie doch unternehmen. Sie verabscheute Unpünktlichkeit an allen Menschen außer an einem einzigen: an sich selbst. Knack! Der Ast, der soeben durchgebrochen war, befand sich mindestens einen Häuserblock von ihr entfernt, doch die Sinne der Hexe waren äußerst scharf. Nun vernahm sie das unverwechselbare Geräusch von Reifen, die über Kies knirschen. Es waren Fahrradreifen und sie näherten sich ihr, wurden lauter. Und dann die Stimmen. Mädchenstimmen, flüsternd. Sie wollte den Geräuschen keine weitere Beachtung schenken, doch dann wurde ihr klar …
    Ileanas Umhang bauschte sich, ihre Haare flogen nur so, als sie außer sich vor Zorn herumwirbelte. »Ihr zwei! Was wollt ihr hier?«
    Ein paar Meter vor Ileana brachte Alex ihr Rad zum Stehen und nahm den Sturzhelm ab. »Also bist du tatsächlich gekommen.« Ihr Tonfall war eine Mischung aus Erleichtertsein und Verbitterung. »Um ihm einen Gefallen zu tun - irgendeinem dahergelaufenen Filmstar.«
    Cam brachte den Gedanken zu Ende. »Aber nicht unsertwegen.«
    Ileana hob den Arm. Allzu gerne

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