Dunkler Zauber
streckte die Hand nach einem Löffel aus. »Woher willst du wissen, was los war? Du warst doch gar nicht dabei.«
»Später schon.« Sie pikste Beth in die Seite. »Ich hatte ja die ganze Zeit schon befürchtet, dass an Helfende Hände irgendwas nicht ganz sauber ist, aber es hat eine Weile gedauert, bis ich rauskriegte, was es war.«
Die Nachricht, dass Helfende Hände alles andere als eine Wohltätigkeitsorganisation war, konnte Beth nach den Erlebnissen beim Rave nicht mehr schockieren. »Das Ganze kommt mir vor wie ein ziemlich abgefahrener Traum.« Beth schüttelte den Kopf. »Ich hab sogar geträumt, dass mich irgendjemand umbringen wollte. Ziemlich überdreht, meinst du nicht?«
Cam schloss ihre Lippen um den Löffel. Und gab keine Antwort.
Doch Beth konnte sich noch an Thantos und Fredo erinnern. »Was waren das eigentlich für Leute ?«
»Finstere Gestalten, Bethie«, erwiderte Cam nur.
Das brachte Beth auf das nächste Thema. »Finstere Gestalten -wie Ms Webb. Ich hab ihr vertraut! Ich hab mich so für sie ins Zeug gelegt. Wie unglaublich dämlich von mir.«
»Du warst aber nicht allein. Zumindest ein echt netter Typ war mit dabei, wenn dir das irgendwas gibt.«
»Shane. Mr Wright. Oder besser: Mr Wrong«, sagte Beth sarkastisch.
Cam zog Shanes Nachricht aus der Tasche ihrer Jeans und gab sie Beth. »Ein Brief des genannten Mr Wright. Ich hab keine Ahnung, was drinsteht, aber der Junge ist wirklich in Ordnung. Es war kein Fehler, ihm zu vertrauen.« Beth konnte ein leises Lächeln nicht verbergen. Ebenso wenig wie die Röte, die langsam ihren Nacken hinauf kroch. »Äh, ich glaube, das lese ich später. Erst musst du mir erzählen, wie du der ganzen Sache auf die Schliche gekommen bist.« Cam steckte den Löffel tief in die cremige Nachspeise. »Es war ein geschickt eingefädelter Plan - voller Halbwahrheiten. Das Sunshine House gibt es wirklich und die machen da auch genau das, was die Webb behauptet hat. Leider ging aber das Geld, was ihr gesammelt habt, nicht dorthin.« Als Cam ihr von Lizzie erzählte, war Beth erschüttert. Sie selbst hatte man nicht gebeten, etwas zu stehlen. Bislang. »Und die Kette deiner Mutter ...?«
»Mom hat sie wieder gefunden. Sie hatte einfach total vergessen, dass sie das Teil sicherheitshalber in den Safe gelegt hatte. Sie ist in letzter Zeit immer ziemlich durch den Wind. Aber jetzt verstehe ich auch, warum du dachtest, dass ich die Kette genommen hab.«
»Ich hätte nie an dir zweifeln sollen, tut mir echt Leid. Ich kenne dich doch, Elisabeth Ellen Fish, und so etwas würdest du einfach niemals machen.«
»Ach, niemals? Wer hätte gedacht, dass ich mich so leicht reinlegen lassen würde? Ich hab wirklich geglaubt, dass ich da etwas Gutes tue, etwas Wichtiges«, sagte Beth bedauernd. »Völlig beschränkt, dass ich da so stur drauflosgegangen bin!«
»Nicht beschränkt! Du hattest nur Probleme.« Beth betrachtete jetzt aufmerksam Cams Gesicht. »Du weißt davon ?«
»Na ja. Ich weiß, dass es bei euch zu Hause im Augenblick nicht gut läuft.«
Beth versuchte die Tränen hinunterzuschlucken. »Und statt für dich da zu sein, als du mich brauchtest, hab ich mich völlig abgewandt. Das ist die hässliche Wahrheit ...« Cam hielt inne und holte tief Luft. »Du hattest Recht. Es ist mir die ganze Zeit über nicht mal für eine Sekunde in den Sinn gekommen, dass sich nicht alles um mich drehte, dass du nicht nur wegen Alex ein bisschen sauer auf mich warst. Ich hab Mist gebaut. Kann ich das wieder gutmachen ...?« Nun rannen doch Tränen über Beths sommersprossiges Gesicht. »Du weißt also Bescheid? Über meine Eltern?« Cam hatte Taschentücher mitgebracht. »Ein bisschen. Aber wenn du mir noch mehr erzählen willst, dann höre ich dir gerne zu.«
»Sie streiten sich die ganze Zeit. Wenn meine Mom irgendwas sagt, dann widerspricht mein Dad ihr sofort, auch wenn es nur um irgendeine dämliche Kleinigkeit geht. Und dann fängt meine Mom entweder einen Streit an oder sie wird auf einmal total still und ist beleidigt. Oder mein Dad geht einfach aus dem Haus. Gestern haben sie Lauren und mir dann endlich erzählt, dass sie Probleme miteinander haben. Als ob wir das nicht längst wüssten ... Sie wollen es mal mit so einer Eheberatung versuchen. Aber wenn das nicht funktioniert -« Beths Stimme überschlug sich. »Dann werden sie sich wohl trennen.«
Cam nahm ihre Freundin in den Arm und Beth legte ihren kraushaarigen Kopf auf Cams Schulter. »Du hast große Angst,
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