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Dunkler Zwilling

Dunkler Zwilling

Titel: Dunkler Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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weißt du, was Maurice hier bearbeitet hat?«
    Justin zuckte mit den Schultern. »Für die Schule halt, hat er immer gesagt.«
    Chiara legte nachdenklich die Blätter auf dem Tisch ab. »Die vollständigen Texte hatte er wahrscheinlich auf seinem Computer. Wenn wir den hätten, wüssten wir deutlich mehr.«
    »Vielleicht hatte er Sicherheitskopien auf einem Stick. Wir müssen danach suchen«, schlug Max vor.
    Doch er wurde sofort von Justin unterbrochen: »Ihr braucht hier nicht herumzuwühlen. Hier ist nichts mehr. Die Sticks habe ich für 2 Euro das Stück vertickt.«
    Max schnaubte. »Na toll, du bist ja ein super Geschäftsmann. Aber höre ich da gerade heraus, dass du es nicht gerne hast, wenn wir nach etwas suchen, weil wir hier vielleicht etwas ganz anderes finden könnten?«
    Justins »Nein« klang wenig überzeugend. Seine Gesichtshaut war noch heller geworden und die Schatten unter seinen feucht schimmernden Augen kerbten sich noch einen Ton dunkler ein. In seinem Gesicht stand etwas Verloschenes wie bei einem Alten, dem die Welt nichts mehr zu bieten hat.
    Max sah keinen Anlass mehr, den Kleinen noch zu schonen, nachdem Chiara keine Fragen mehr hatte. Er trat mit einem Schritt an Justin heran und baute sich vor ihm auf: »So, du kleine Ratte, jetzt reden wir mal Klartext! Und damit meine ich, dass du jetzt gefälligst damit herausrückst, wie du darauf gekommen bist, mir diese irren Drohbriefe zu schreiben und meinen Hund zu vergiften!«
    »Ich habe keinen Hund vergiftet!«, schrie Justin. Er sprang auf und wollte davonlaufen, doch Max packte ihn sofort am Arm und schleuderte ihn auf die Couch zurück. »Hiergeblieben!«, herrschte er ihn an.
    »Max!«, rief Chiara. »Nicht so hart. So erfährst du gar nichts von ihm.«
    »Der Schonwaschgang ist aber jetzt vorbei!«, presste Max hervor. Es ärgerte ihn, dass Justin hoffnungsvoll zu Chiara blickte. Max schnaubte. »Wenn du mir jetzt nicht alles klipp und klar erzählst, werde ich noch heute bei diesen Naturschutzheinis anrufen und ihnen stecken, dass hier einer illegal wohnt. Dann machen sie dein Mittelerde schneller platt, als du deinen Schrott rausräumen kannst!«
    »Nicht! Das darfst du nicht! Lieber will ich sterben. Ich will sterben!«, schrie Justin. Tiefe Schluchzer pressten sich aus seiner Kehle. Aus den Augen goss sich ein Schwall Tränen, den er mit seinen schmutzigen Händen wegzuwischen versuchte. Dunkle Schmiere verteilte sich über sein Gesicht.
    Chiara saß plötzlich neben dem Jungen auf der Couch. Sie legte einen Arm um seine Schultern und reichte ihm ein Taschentuch. Als er damit nichts anzufangen wusste, tupfte sie ihm das Gesicht trocken und hielt das Tuch vor seine Nase, damit er sich schnäuzen konnte. Mit beruhigenden Worten sprach sie auf ihn ein. Das nahm Schorsch zum Anlass, ebenfalls auf die Couch zu springen und sich auf der anderen Seite neben Justin gemütlich einzurollen. Justin strich zunächst vorsichtig, dann mit immer kräftigeren Bewegungen über das seidige Fell des Hundes und kraulte seine Ohren. Als dieser das mit einem wohligen Grunzen kommentierte, flog ein kleines Lächeln über Justins Gesicht. Dann verfinsterte sich seine Miene wieder. »Es ist alles wegen Rita«, begann er.
    »Rita? Kenn ich die?«, fragte Max immer noch aufgebracht und schaute Chiara an, die die Schultern hob und stumm mit dem Kopf schüttelte. Über Justins Gesicht flog ein gequältes Lächeln. Dann erzählte er ihnen alles.
    Inzwischen war es dunkel geworden. Es schneite in dichten Schwaden feine Kristalle, die der Wind vor sich hertrieb und die eisig in die Haut bissen. Max hatte Chiara ein Stück nach Hause begleitet und sich dann knapp von ihr verabschiedet.
    »Willst du ihn noch heute Abend zur Rede stellen?« fragte sie mit ängstlichem Blick. Max nickte heftig. »Aber, hallo! Das hat keine Zeit mehr. Der kriegt jetzt was gegeigt, darauf kannst du –«
    Sie unterbrach ihn. »Sei vorsichtig!«
    »So vorsichtig wie nötig!«, knurrte Max und ballte die Fäuste in den Taschen.
    Kurze Zeit später klingelte er an der Haustür der Familie Hofmann. Jonas öffnete und hob erstaunt die Brauen.
    »Ist dein Bruder da?«, grollte Max.
    »Ja, oben«, erwiderte Jonas und deutete mit dem Kopf in Richtung Treppe.
    »Er soll sofort rauskommen, ich will ihn sprechen«, forderte Max.
    Kurze Zeit später standen sie sich auf dem Gehweg vor dem Grundstück gegenüber.
    Max’ aufgestaute Wut brach in einem Redefluss aus ihm heraus: »Du brauchst dir jetzt

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