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Dunkler Zwilling

Dunkler Zwilling

Titel: Dunkler Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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umgebracht!«
    Tobias schnaubte verächtlich. »Gar nichts hätte ich. Aber du kannst einfach deinen Rüssel nicht halten. Ich bin dein Bruder, vergiss das nicht!«, zischte er.
    »So einen Bruder braucht kein Mensch«, schluchzte Jonas.
    Max hatte sich dicht neben Jonas gestellt, bereit, erneut einzugreifen.
    Tobias spannte die Schultern, blieb aber an seinem Platz stehen. An Max gerichtet sagte er: »Okay, also, du hast gehört, was Sache ist. Und was willst du jetzt? Mich anzeigen?« Tobias hielt seinen Zeigefinger wie den Lauf einer Pistole und deutete in Jonas Richtung. »Dann muss er gegen mich aussagen. Vielleicht überlegt er es sich noch einmal bis dahin, ob er seinen Bruder wirklich reinreißen will.«
    »Sei dir da mal nicht so sicher«, warnte Max. »Aber Anzeigen muss auch nicht gleich sein. Drei Sachen will ich von dir.«
    »Und die wären?«
    »Du bezahlst die Tierarztrechnung.«
    Tobias bemühte sich, eine betont gelangweilte Miene aufzusetzen.
    »Okay. Kein Problem.«
    »Du lässt Justin in Ruhe.«
    »Okay. Kein Problem.«
    »Du lässt den Kindern in Zukunft ihr Rita.«
    Tobias grinste. »Wie willst du das überprüfen?«
    »Du beweist es mir dadurch, dass du morgen zur Schulleitung gehst und sagst, dass du die Spiele-AG nicht mehr machst. Und du hältst dich von den Kindern fern. Justin wird mir das haarklein berichten.«
    »Was hast du diesem Justin versprochen, dass er dir das alles gesteckt hat?«
    »Geht dich nichts an und wehe, du versuchst, was aus ihm herauszuholen!«
    »Schon verstanden.«
    »Das heißt, du akzeptierst alle Bedingungen?«, hakte Max nach.
    Tobias zögerte einen Moment. Dann sog er hörbar die Luft ein und sagte: »Kein Problem, du Saubermann. Ich akzeptiere. Diesmal steht es 1:0 für dich, aber nur diesmal. Ich krieg dich schon noch dran!« Bei diesen Worten wandte er sich mit großer Geste um und verschwand in Richtung Haustür.
    Als diese ins Schloss gefallen war, regte sich Jonas. »Danke Max. Ich fand es super, dass du dem mal gezeigt hast, wo’s langgeht.« Jonas hielt die Hand hin und Max schlug ein.
    »Schon gut. Ich hoffe, er hat es verstanden und hält sich dran.«
    »Bestimmt! Vor Maurice hatte er auch immer Respekt und eben warst du 1:1 wie er.«
    Max verzog das Gesicht.

Montag, der 14. Januar
    Manchmal hat man das Gefühl, ein einziger Tag war so lang wie ein Jahr. Heute war das so. Es ist so viel passiert, dass ich es jetzt gar nicht alles aufschreiben kann. Eigentlich bin ich hundemüde. Trotzdem kann ich nicht schlafen. In meinem Kopf dreht sich ein Karussell von Gedanken. Gestern noch dachte ich, langsam den Durchblick zu kriegen und heute ist wieder alles anders.
    Maurice geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich sehe ihn, wie er in der Gartenhütte von Justins Opa am Tisch sitzt. Sein Laptop steht vor ihm und er recherchiert und schreibt, solange der Akku reicht. Zwillingsforschung. Das Wort hat sich bei mir eingebrannt wie mit dem Schneidbrenner. Was wusste Maurice? So ein Ärger, dass das Laptop und die Sticks verloren sind. Nur diese paar Ausdrucke auf Papier. Wo hat er das überhaupt gedruckt? In der Hütte gibt es keinen Strom. Zu Hause im Bentheim-Schlösschen in seinem ausgeräumten Zimmer? Vielleicht. Aber eigentlich unlogisch, wenn er alles ausgelagert hat. Bleibt nur noch ein Copy-Shop oder die Mediathek in der Schule. Ja, das ist das Wahrscheinlichste. Er hat die Daten auf einem Stick mit in die Schule genommen und dort ausgedruckt. Hatte er ein Schließfach? Gibt es das womöglich noch? Am Ende gibt es doch noch eine Chance, etwas mehr herauszufinden. Darum muss ich mich gleich morgen kümmern.
    Diese Tagebuchschreiberei hat echt den Vorteil, dass man seine Gedanken noch einmal ordnet und auf Neues stößt. Überhaupt: Warum hat Maurice sich nach Mittelerde zurückgezogen und in Kauf genommen, dass der kleine Justin ihn ohne Ende nervt? Dafür muss er einen starken Grund gehabt haben. Im Bentheim-Schlösschen gibt es eigentlich genug Zimmer. Er hätte die Gelegenheit gehabt, sich mit deutlich mehr Komfort irgendwo im Keller oder unter dem Dach ein ruhiges Arbeitsplätzchen einzurichten. Warum hat er das nicht gemacht? Ganz klar, er befürchtete, dass jemand aus dem Haus hinter seine Recherchen kommt und ihm mächtig Ärger deswegen macht. Angst vor Ärger? So, wie ich Maurice einschätze, hätte ihn das wenig gejuckt. Vielleicht war er auf etwas gestoßen, von dem er sich noch nicht sicher war, ob das alles so stimmte. Deshalb wollte er erst

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