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Dunkler Zwilling

Dunkler Zwilling

Titel: Dunkler Zwilling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Bezler
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bellte und bellte und ließ Max nicht an sich heran.
    Mit einem Schlag öffnete Max die Augen und starrte in die Dunkelheit. Schorschs Gekläff blieb. Er stand an der Tür, kratzte am Holz und bellte und knurrte. Auch der Brandgeruch blieb. Max sprang auf, rannte zur Tür und stürzte auf den Flur. Er beugte sich über das Geländer und sah, wie unten im Flur von der Küche aus, wie an einer Linie gezogen, Flammen entlangzüngelten. Sie krochen an der Garderobe hinauf und entzündeten mit einem Feuerball die dort hängenden Kleider. Dicker, schwarzer Rauch entstand und zog nach oben. Die Flammen suchten bereits blitzschnell den Weg Richtung Treppe. Es roch nach Grillanzünder. Die Feuerschlange züngelte die Holztreppe hinauf auf Max zu. Erstaunlicherweise verlangsamte sie ihr Tempo, als sie etwa auf halber Höhe angekommen war. Sie machte sich auf einer Stufe breit und spuckte schwarzen Rauch. Das Holz knackte. Max zuckte zusammen und löste sich aus seinem Bann.
    »Feuer!«, schrie er. »Feuer!« Er rannte nebenan zum Schlafzimmer. »Mama, Papa, aufstehen!«, schluchzte er mit sich überschlagender Stimme.
    Andreas war sofort wach und rüttelte seine Frau aus dem Schlaf, die zu schreien begann, als sie begriff, was los war: »Wir kommen hier niemals raus!«
    Andreas blieb erstaunlich ruhig. »Alle in Max’ Zimmer, von dort durch das Fenster und über den Kirschbaum nach unten. Los, lauft. Ich hol meine Mutter!« Und zu Max rief er: »Öffne das Fenster erst, wenn wir alle im Zimmer sind!«
    Wenige Sekunden später standen sie dort versammelt. Andreas hatte seine Mutter durch die Rauchwand getragen und es gerade noch vor den züngelnden Flammen geschafft, das Zimmer zu erreichen. Er schloss die Tür. »Hast du dein Handy hier? Ruf die Feuerwehr!«, wies er Max an.
    »Hab ich schon«, sagte der und hielt sein Handy hoch.
    »Gut, Junge!«, sagte Andreas und trat zum Fenster. »Wir müssen trotzdem vorher hier raus. Die Tür hält nicht mehr lange und der Rauch …!«
    Alle nickten. Der Rauch biss ihnen bereits Tränen aus den Augen und quoll immer stärker durch die Türritzen.
    Andreas ergriff wieder das Wort: »Es muss schnell gehen, sobald das Fenster offen ist. Zuerst du, Max! Du kletterst über den Kirschbaum nach unten und holst die Obstleiter aus dem Schuppen. Sonja, du kannst auch über den Kirschbaum klettern. Dir, Max, übergebe ich dann Oma auf der Leiter.«
    Max nickte. »Und Schorsch?«, fragte er.
    Andreas sah hinab zu dem bellenden Hund, der inzwischen heftig hustete und schnäuzte, weil er unten durch die Türritze den meisten Rauch schlucken musste. »Den lässt du als Erstes aus dem Fenster hinunter, das packt er!«
    Max nickte.
    »Los jetzt!«, rief Andreas. Er beugte sich über das Bett zum Fenster und öffnete es mit einem Ruck. Unter der Tür stoben Funken ins Zimmer und erste Flammen leckten durch die Ritzen am Türrahmen.
    Max bückte sich nach dem Tiger und warf ihn durch die Fensteröffnung. Dann kletterte er auf sein Bett und klaubte hastig Bettwäsche und Kissen zusammen. Er warf sie ebenfalls nach draußen. Schorsch war bereits neben ihm auf das Bett gesprungen. Max packte ihn und beugte sich mit dem Hund in den Armen so weit wie möglich über die Fensterbank hinaus. Dann ließ er ihn einfach fallen, dort wo er die Kissen vermutete. Ein dumpfer Aufschlag war zu hören und dann Schorschs wildes Gebell, was Max beruhigt aufatmen ließ.
    Er wandte sich zurück ins Zimmer. Alle husteten inzwischen und waren in dem dichten Rauch kaum noch zu erkennen. Es war nur noch eine Sache von Sekunden, bis das Zimmer in Flammen stand. Max wusste, sie würden alle springen müssen. Für das Leiterholen war es längst zu spät.
    »Komm, Mama, ich lass dich auch so hinunter. Über den Baum, das dauert zu lang!« Sonja zitterte am ganzen Körper und kletterte unbeholfen auf die Fensterbank. Ihr Fuß rutschte ab. Max packte sie mit festem Griff am Arm. »Lass dich langsam mit den Beinen voran nach unten«, beschwor er sie. Sie nickte mit glasigen Augen und ließ die Füße von der Fensterbank gleiten. Max spürte den starken Zug in den Armen und hielt dagegen, so gut er konnte. Dennoch glitt sie immer weiter nach unten. Schließlich konnte er sie nicht mehr halten und ließ los. Er beugte sich hinaus.
    Sie saß inmitten der Kissen, vom bellenden Schorsch umtänzelt und rief: »Alles in Ordnung. Nur der Fuß! Kommt! Schnell!«
    »Jetzt du Max, du musst Oma unten auffangen!«, keuchte Andreas. Max nickte. Er

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