Dunkles Begehren
als
Skyler. Im Augenblick leidet sie schreckliche Qualen, verfügt jedoch über einen
starken Willen. Sie scheint in weiter Ferne zu leben, vielleicht in einem
anderen Land, doch als ich dich berührte, um deine Wunden zu heilen, erschien
sie in meinem Geist. Sie ist ein Teil von dir, Lucian. Mehr kann ich dir leider
nicht sagen.«
Lucian schloss die
Wunde am Handgelenk seines Bruders, um ihm nicht zu viel Kraft zu rauben. »Du
darfst nicht glauben, versagt zu haben, Schwester.« Überrascht blickte
Francesca auf.
Gabriel lachte leise.
»Er möchte dich glauben machen, dass er so mächtig ist, die Gedanken aller
Karpatianer lesen zu können. Tatsächlich liest er jedoch meine Gedanken,
während ich mit dir verbunden bin. Er spürt deine Empfindungen durch mich.«
Lucian hob eine
Augenbraue. »Da solltest du nicht zu sicher sein, mein Bruder. Woher willst du
wissen, dass ich nicht wirklich die Gedanken aller anderen lesen kann?«
Francesca lachte.
»Ich sehe schon, ihr beide seid ein schreckliches Paar. Gabriel hat Recht,
Lucian, ich würde dich nicht anlügen, wenn es um etwas so Wichtiges geht wie
eine Gefährtin. Ich irre mich nicht, das weiß ich genau. Dieses Mädchen ruft
in der Nacht nach dir. Ich spüre seinen Schmerz und Kummer noch stärker, als
ich Skylers empfand. Die junge Frau ist mit uns verbunden wie niemand sonst auf
der Welt. Doch nun müssen wir dich tief in die Erde legen, damit deine Wunden
heilen können. Du musst wieder zu Kräften kommen, bevor du dich auf die Suche
nach deiner Gefährtin begibst.«
»Erst werde ich mich
um den Doktor kümmern. Denn du kannst es nicht.« Lucian wandte sich mit einem
spöttischen Blick an seinen Bruder. »Wirst du diese Torheit zulassen?«
»Diese Dinge sind
schwierig.« Gabriel zuckte die breiten Schultern. Du verstehst eben nichts von
Frauen, wollte er Lucian mit dieser Geste bedeuten.
Francesca warf ihren
langen glänzenden Zopf über ihre linke Schulter. »Es ist mir klar, dass du vor
vielen Jahrhunderten geboren wurdest, Lucian. Ich hätte nicht so ungeduldig
sein sollen. Doch du musst verstehen, dass Frauen nicht länger den Befehlen der
Männer gehorchen.« Ihre Stimme klang ein wenig hochmütig.
»Francesca!« Gabriel
wusste nicht, ob er lachen oder sie zurechtweisen sollte. Er konnte sich nicht
daran erinnern, dass man je so mit seinem Bruder gesprochen hatte.
Francesca wandte sich
von ihrem Gefährten ab und bemühte sich verzweifelt, ein Lachen zu
unterdrücken. Diese beiden Männer verfügten über sehr altmodische Manieren. Sie
waren charmant, elegant und unglaublich anziehend. Schnell unterdrückte
Francesca diese Überlegung. Sie las Gabriels Gedanken und wusste, dass er sie
davon abhalten wollte, Brice zu heilen, ehe er alle Spuren des vergifteten
Blutes entfernt hatte. Doch im Augenblick brauchten beide Brüder die Heilkraft
der Erde.
»Es ist mir schon
öfter aufgefallen, dass sich die Frauen immer um die Einzelheiten kümmern. Ich
werde dafür sorgen, dass Brice den ganzen Tag lang schläft. Außerdem muss ich
noch die Erde für deinen Bruder vorbereiten. Er braucht dringend Ruhe, obwohl
er sich für unüberwindlich hält. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich
verfüge über einen klaren Verstand und bin bislang gut ohne männliche
Ratschläge ausgekommen. Auch mit dieser Situation werde ich fertig werden,
während ihr Männer euch ausruht.«
Aber du wirst dich
Brice nicht nähern, erklärte Gabriel, bemühte sich jedoch, es nicht wie
einen Befehl klingen zu lassen.
Francesca ging an
ihrem Gefährten vorbei in die Küche und in die unterirdische Kammer. Natürlich
würde sie das Leben ihres ungeborenen Kindes nicht riskieren. Hielten die
beiden sie etwa für schwachsinnig? Dafür würden sie
eine Schlafkammer miteinander teilen müssen!
Ich werde mir nicht mit meinem
Bruder eine Kammer teilen, glaube mir, Francesca. Ich werde bei dir schlafen,
wo ich hingehöre.
Diesmal Wang ein
amüsiertes Lachen in Gabriels Stimme an. Außerdem konnte Francesca unmöglich
den verführerischen Unterton ignorieren.
Du solltest dich
nicht auf deinen Charme verlassen, um mich zu versöhnen. Francesca öffnete
die Erde an einer besonders fruchtbaren Stelle, damit Lucian sich ausruhen
konnte.
Wie schön, dass du mich wenigstens für charmant hältst.
Habe ich das gedacht? Das
glaube ich nicht. Ich überlegte gerade, wie nerv tötend die Männer unseres
Volkes sein können. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich mich so lange vor
ihnen
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