Dunkles Begehren
finden.«
Francesca gab Gabriel
ein Zeichen und schloss die Augen. Sie ließ ihre Umgebung hinter sich, verließ
ihren Körper und begann, Lucians schwere Verletzungen zu heilen. Der Duft der
Heilkräuter erfüllte die Luft, und Gabriel hatte wieder einen Heilgesang
angestimmt.
Francesca zog sich
aus Lucian zurück und versenkte sich sofort in Gabriels Körper. Sie würde es
nicht zulassen, dass sich ihr Gefährte unnötig quälen musste. Sorgfältig
kümmerte sie sich um jede Wunde und vertrieb die Spuren des Gifts, das der
Vampir hinterlassen hatte. Es dauerte einige Zeit, seine Rippen und Lunge zu
heilen, sodass Francesca schließlich vor Erschöpfung taumelte, als sie in
ihren Körper zurückkehrte.
Sofort legte Gabriel
den Arm um sie. »Ruh dich aus, Liebste. Ich werde auf die Jagd gehen, um uns
genügend Blut zu beschaffen.«
Francesca bedachte
ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. »Das glaube ich nicht, Gabriel. Du wirst
hier bleiben. Ich bin ' die Heilerin, und du wirst dich meinen Anweisungen
fügen. Du wirst hier mit deinem Bruder warten, bis ich zurückkomme und euch
Nahrung geben kann.«
Mit einem
ausgesprochen überlegenen, jedoch sehr weiblichen Gesichtsausdruck erhob sich
Francesca. Gabriel wagte es nicht, seinen Bruder anzusehen. Mit betont
ausdrucksloser Miene blickte er Francesca nach. Erst als er sicher war, dass
sie das Haus verlassen hatte, wandte er sich seinem Zwilling zu.
»Sag es nicht«,
brummte Gabriel mit einem warnenden Knurren.
»Ich habe doch gar
nichts gesagt«, erklärte Lucian.
»Ich sehe es dir am
Gesicht an«, antwortete Gabriel. »Du hast dir schon genug Ärger mit mir
eingehandelt. Wage es nicht, mich jetzt auch noch zu verspotten.«
»Sie ist nicht wie
die Frauen, an die ich mich aus unserer Jugendzeit erinnere.«
»Du kanntest keine
Frauen, als wir jung waren«, erwiderte Gabriel. »Francesca macht ihre eigenen
Gesetze. Sie hat sich jahrhundertelang vor dem Prinzen unseres Volkes
versteckt.«
»Vor mir auch«,
gestand Lucian ein. Dann ließ er sich tiefer in die Kissen sinken. »Immer
wieder spürte ich ihre Gegenwart und lockte dich nach Paris, in der Hoffnung,
du könntest sie aufstöbern, doch es gab keine Spur von ihr.«
Gabriel war auf
Francescas Leistung unendlich stolz. Wenn Lucian einen Vampir jagte, hatte
dieser nicht die geringste Chance, sich vor ihm zu verstecken. Doch Francesca
war es über viele Jahrhunderte hinweg gelungen. Erschöpft schüttelte Lucian den
Kopf.
»Wenn es ihr nicht so
erfolgreich gelungen wäre, sich zu verstecken, hätten wir sie längst gefunden,
und du wärst in Sicherheit gewesen«, bemerkte Lucian.
»Ja, und dann hättest
du dein Leben beendet, und deine Gefährtin, die irgendwo auf dich wartet,
müsste auf deine Hilfe verzichten«, entgegnete Gabriel selbstzufrieden.
Ein warnendes Funkeln
trat in Lucians schwarze Augen.
Gabriel grinste. »Es
ärgert dich, wenn ich Recht habe.«
»Sie erwartet ein
Kind«, sagte Lucian plötzlich, während sich seine Augen schlössen. »Selbst mit
deiner Hilfe wird sie sich und ihrem Kind Schaden zufügen, wenn sie versucht,
den Doktor zu heilen. Das weißt du genau.«
»Ja, das weiß ich«,
gab Gabriel zu. »Doch ich sah keinen Grund, ihr davon zu erzählen, als ich
nicht sicher war, ob ich zu ihr zurückkehren würde. Sie versprach mir, im Falle
meiner Niederlage Gregori um Hilfe zu bitten. Er hätte es Francesca niemals
gestattet, sich oder das Kind in Gefahr zu bringen.«
Die Brüder schwiegen.
Lucian verlangsamte sein Herz und seine Lungen, da sein Körper dringend Blut
brauchte.
Gabriel seufzte. »Du
hättest es nicht tun sollen, Lucian. Du hast Recht, ich war nahe daran, meine
Seele zu verlieren. Ich glaube, dass ich Francescas Entscheidung fühlte, sich
von der Welt zurückzuziehen. Es ist ihr gelungen, beinahe wie eine Sterbliche
zu leben. Sie wollte alt werden und dann sterben. Sie hat Jahrhunderte damit
verbracht, nach Möglichkeiten zu suchen, sich in eine Sterbliche zu
verwandeln.«
»Sie ist eine
außergewöhnliche Frau. Ihre Stärke und ihr Einfallsreichtum erstaunen mich.«
Lucians Stimme war sehr leise geworden, kaum noch zu verstehen. »Du warst der
einzige Grund dafür, dass ich mein Leben fortgesetzt habe, Gabriel. Ich habe
nicht daran geglaubt, dass es für mich noch eine Hoffnung gibt. Schließlich
verlor ich die Fähigkeit, Farben zu sehen und etwas zu empfinden, bereits nach
wenigen Jahren. Nicht einmal die zweihundert Jahre waren mir vergönnt, die wir
Männer
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