Dunkles Begehren
erreichen. Falls es ihm gelang, würde er den
Sicherheitsdienst rufen und Hilfe holen.
Francesca sorgte
dafür, dass ihr Herz ruhig und gleichmäßig schlug, denn sie wusste, dass Skyler
noch immer mit ihr verbunden war und abwartete, ob sie ihr Wort hielt.
Francesca sandte dem Mädchen Eindrücke von Ruhe und Gelassenheit, die sie nicht
wirklich empfand. Der Mann hätte ihre Befehle befolgen und das Zimmer verlassen
müssen. Er war ein Sterblicher, und der versteckte Befehl in ihrer Stimme hätte
ausreichen sollen, ihn zu kontrollieren. Doch es hatte nicht funktioniert. Zwar
wäre Francesca durchaus in der Lage gewesen, ihre anderen Fähigkeiten dazu
einzusetzen, die Lage zu entschärfen, doch mit Brice im selben Zimmer und einem
legendären Vampir irgendwo in der Stadt war es zu riskant. Lucian würde den
Kraftstrom spüren und herausfinden, dass es sich um weibliche Energie handelte.
Damit brachte sie das Krankenhaus, ihre Freunde und auch sich selbst in Gefahr.
Der Mann stand nun
so dicht vor Francesca, dass sie sein dichtes Brusthaar durch den dünnen Stoff
seines schmutzigen Hemdes schimmern sah. Er roch nach billigem Whisky. Der
Gestank von Drogen sickerte aus all seinen Poren. Francesca erwiderte seinen Blick
und begegnete seinem Zorn mit Gelassenheit. Falls er ihr etwas antat, würden
ihre Freunde dafür sorgen, dass er sehr lange Zeit ins Gefängnis ging. Und er
hatte die Absicht, sie zu schlagen. Eine unerträgliche Spannung lag in der
Luft.
»Du kleine Schlampe.
Dir muss wohl ein richtiger Mann erst noch Manieren beibringen. Dieser
Schwächling da drüben pariert doch sicher aufs Wort.« Mit einer obszönen Geste
fasste er sich in den Schritt. »Du riechst gut, und ich glaube, deine
Haut ist so weich,
wie sie aussieht.« Er atmete heftig und leckte sich voller Vorfreude über die
Lippen. Er streckte die Hand aus, um Francescas Gesicht zu berühren und
herauszufinden, wie weich ihre Haut tatsächlich war.
» Nein! « Es war
ein scharfer Befehl. Francesca regte sich nicht. In ihren Augen blitzte
Verachtung. Dieser Mann war impotent, das hatte sie bereits herausgefunden.
Mit einem Schwall
obszöner Flüche holte Thompson mit der Faust aus. Francesca stand nur still da
und wartete auf den Schlag. Brice dagegen schrie gellend nach dem Sicherheitsdienst.
Es verstrich nicht mehr als ein einziger Augenblick, doch plötzlich schien sich
eine bedrohliche Atmosphäre über das Zimmer zu legen. Die Tür flog auf, gerade
als Thompsons Hand ihr Ziel traf.
Lächelnd
zerquetschte Gabriel Thompsons Finger in seiner Faust, ehe der Schlag Francesca
erreichte. Mit seiner übernatürlichen Geschwindigkeit hatte Gabriel sich
zwischen Francesca und Thompson geschoben und den Schlag abgefangen, ehe er
seine Gefährtin hatte treffen können.
Gabriel verzog
keine Miene, doch in seinen dunklen Augen flackerte die Flamme des Dämons. Sie
enthüllte seine wahre Natur, die eines Raubtiers.
Brice beobachtete
erstaunt, wie Skylers Vater vor Gabriel in sich zusammensackte. Er sah die
Furcht, die sich auf dem Gesicht des Mannes abzeichnete, und vergaß ganz,
weiterhin nach dem Sicherheitsdienst zu schreien. Auch er fürchtete sich. Es
war ein immer stärker werdender Adrenalinschub, der einfach nicht abebben
wollte.
Gabriel sah aus wie
ein Racheengel, ein Krieger aus vergangenen Zeiten, unbesiegbar und gnadenlos.
Er blickte unverwandt in Thompsons Augen. »Sie wollten doch Francesca nicht
etwa schlagen?« Seine Stimme klang leise, beinahe sanft. Trotz des angenehmen
Klanges wirkte sein Tonfall in seiner Ausdruckslosigkeit überaus bedrohlich.
Thompson schüttelte
den Kopf wie ein kleiner Junge. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, und Brice
entdeckte, dass Gabriel noch immer die Faust des Mannes umfasst hielt.
Gabriels Fingerknöchel waren weiß, doch es schien, als übte er keinerlei Druck
aus. Dennoch wurde Thompsons Gesicht aschfahl; da begann der Mann auch schon zu
wimmern und schließlich zu schreien. Gabriel beugte sich vor und flüsterte ihm
etwas ins Ohr. Thompson hörte auf zu schreien und stöhnte nur leise. Gebannt starrte
er auf Gabriels Gesicht, und in seinen Augen stand die nackte Angst.
Die
Sicherheitskräfte stürmten in den Raum, und Gabriel wich sofort von Thompson
zurück, um sich schützend vor Francesca zu stellen. Die Männer führten
Thompson nach draußen auf den Korridor, erstaunt darüber, dass er sich so
willig von ihnen abführen ließ. Dann schien ein schweres Gewicht zu Boden zu
fallen, und ein
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