Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
von Benzin an Ihrer Jacke, Ihren Handschuhen, Ihrer Jeans und Ihren Schuhen gefunden, Wendy. Benzin ist nämlich ein ganz besonderer Saft, das bleibt überall kleben, wie Leim.«
» Vielleicht hab ich ja getankt? Und dabei ein bisschen was verschüttet? Schon mal daran gedacht?«
Logan packte die Fotos wieder ein. » Na schön. Leugnen Sie nur. Ist mir doch egal.« Er stand auf. » Wir haben Sie auf Fotos, wir haben Zeugen, wir haben Beweismaterial, und wir haben ein Motiv. Sie wollen die harte Nuss spielen? Bitte sehr, wollen doch mal sehen, was Ihnen das hilft, wenn Sie zu acht Jahren verdonnert werden.«
Er sah über Wendy Leadbetters Schulter zu PC Butler, die an der Wand lehnte. » Bringen Sie sie raus. Wir klagen ihren Bruder wegen Verschwörung an, und dann können wir alle Feierabend machen und ins Pub gehen.«
Butler trat vor. » Aufstehen.«
Sie rührte sich nicht. » Ian hatte mit alldem nichts zu schaffen.«
» Ja, klar. Er ist ein kleines Unschuldslamm mit …« Logan blätterte in der Akte. » Sieh mal an: achtzehn Verurteilungen wegen Vandalismus, sechs Verstöße gegen die öffentliche Sicherheit und Ordnung, und vier Verwarnungen wegen Versendens von Drohbriefen.« Er sah wieder Butler an. » In die Zelle.«
» Aufstehen, hab ich gesagt!«
» Wer sagt denn, dass Ian irgendwas damit zu tun hatte? Knox hat ja nicht bloß unseren Opa vergewaltigt, oder? Da gibt’s viele Familien, die ’nen Grund hätten, ihm ein bisschen was heimzuzahlen.«
» Tja nun, aber Sie sind die Einzigen in Aberdeen, also –«
» Haben Sie ’ne Ahnung.« Sie klopfte mit den Knöcheln auf die abgestoßene Resopaltischplatte. » Ich hab noch mindestens zwei andere vor Knox’ Haus gesehen. Hätte jeder von denen sein können, nicht?«
» Erwarten Sie wirklich, dass ich glaube …« Logan brach ab. Dann zog er die Fotos wieder heraus und legte sie auf den Tisch, zusammen mit all den anderen, die er ausgedruckt hatte, bis ein ganzes Meer von wütenden Gesichtern zur Decke des Vernehmungsraums hinaufstarrte. » Beweisen Sie es.«
Leadbetter schniefte. Dann beugte sie sich vor und betrachtete die Fotos. Ihre stechenden grünen Augen wanderten hin und her. » Der da.« Ihr Finger landete auf einem blassen älteren Mann in einer Lederjacke, der einen ManU-Schal um den Hals geschlungen hatte und gerade irgendetwas brüllte. » Lowe oder Lovie oder so ähnlich. Knox hat seinen Vater vergewaltigt.« Dreißig Sekunden später hatte sie die Nächste entdeckt: eine korpulente Frau, die mit gefletschten Zähnen ein Plakat mit der Aufschrift » KNOX , DU RATTE – VERRECKE !« schwenkte. » Keine Ahnung, wie die heißt.«
Logan wartete, doch sie konnte niemanden sonst identifizieren.
Wendy Leadbetter starrte ihn finster an. » Unser Opa war ein guter Mann, und dieses kranke Miststück hat ihn gequält und vergewaltigt. Sie haben Knox laufen lassen, und jetzt geht er hin und tut anderen Familien das Gleiche an.« Endlich stand sie auf. » Die hätten ihn im Knast abmurksen sollen. Da wär er noch gut davongekommen.«
Womit sie wahrscheinlich recht hatte.
Während Butler Leadbetter wieder in ihre Zelle brachte, entschuldigte sich Logan bei Marie, der Gewahrsamsbeamtin, für das Entführen ihres kostbaren Protokollordners. Und dafür, dass sie seinetwegen Ärger mit Finnie bekommen hatte. Aber was ihm am allermeisten leidtat, war, dass er DI Beattie nicht die Nase gebrochen hatte.
Butler wartete vor dem Zellentrakt auf ihn. Sie fuhr sich mit der Hand durch das blonde Igelhaar. » Soll ich jetzt den Bruder holen?«
Logan schüttelte den Kopf. » Ein Mitglied von dieser durchgeknallten Familie reicht mir schon für den Rest des Tages. Wir müssen jetzt los und …«
Logan runzelte die Stirn.
Er zog den Beweismittelbeutel mit dem verkrusteten Notizbuch aus der Tasche, streifte sich ein Paar Latexhandschuhe über und blätterte vorsichtig die säuerlich riechenden Seiten um. Da war doch irgendwas gewesen mit durchgeknallten Familienmitgliedern …
» Sarge? Ich habe gefragt, wo wir hinfahren?«
» Hmm? Oh … nach Cove, wir müssen DI Steel bei der Suche nach Spuren von Knox helfen.«
Butler sackte ein wenig in sich zusammen. » O Gott, nicht schon wieder im Schnee rumtrampeln!«
» Vielleicht machen wir unterwegs noch einen kleinen Abstecher … Laufen Sie doch rasch nach oben und organisieren Sie uns einen Wagen, ja?«
Butler stapfte davon, während er sich von hinten nach vorne durch das Notizbuch arbeitete, auf der
Weitere Kostenlose Bücher