Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
Windschutzscheibe. » Da drüben.«
Logan fuhr auf einen langen Baucontainer zu, auf dessen Seitenwand in Schablonenbuchstaben » BAUSTELLENBÜRO « stand, und versuchte eine Stelle zu finden, die nicht allzu sehr nach einem von Granaten zerpflügten Schlachtfeld aussah.
» Okay.« Steel schnippte ihre Zigarettenkippe aus dem Fenster. » Falls jemand fragt: Wir beide sind Schuldeneintreiber. Ich bin der Boss, du bist der gedungene Schläger. Noch haben wir eine Chance, uns aus diesem Schlamassel zu retten – also kein Wort zu irgendwem, dass wir Bullen sind, kapiert?«
Sie pflückte das Navi von der Windschutzscheibe, und beide kletterten hinaus in den Nieselregen.
» Welche Richtung?«
Sie starrte auf den kleinen Bildschirm, hielt ihre Jacke darüber, um ihn vor dem Regen zu schützen, und drehte sich dann ganz langsam einmal im Kreis. Blieb stehen. Und zeigte in eine Richtung, in der außer aufgewühltem Matsch nichts zu sehen war.
Keine Wohnwagen, keine Baucontainer, nicht mal ein Dreimannzelt.
Steel wollte schon losmarschieren, doch Logan packte sie am Arm. » Vielleicht sollten wir lieber ein Suchteam anfordern. Und die Spurensicherung. Und die Rechtsmedizin. Wenn Polmont –«
» Sei kein Schlappschwanz.« Sie wand sich los und stapfte durch den Matsch davon.
Logan fluchte – und stapfte hinterdrein.
Er kam nur mühsam voran; dicke Batzen dunkelbrauner Erde blieben an seinen Sohlen kleben; schmutziges Wasser drang durch die Schnürsenkellöcher ein und tränkte seine Socken. Und dann verschwand sein Fuß plötzlich bis zum Schienbein in einer Pfütze. » Mist …« Es war kalt und nass, das Hosenbein klebte an seiner Haut. Er humpelte hinter Steel her und fluchte unentwegt.
Nach zweihundert Metern blieb sie stehen und drehte sich ein paar Mal im Kreis. Hier war der Untergrund fester, bewachsen mit Gras und Unkraut, wenngleich die Vegetation ziemlich blass und kränklich aussah.
Logan trat mit quatschenden Schritten neben sie. » Na, bist du jetzt zufrieden? Meine Füße sind –«
» Wo steckt der Kerl bloß?« Sie drehte sich wieder im Kreis und fixierte das Navi.
» – total nasse Socken, und die Hose völlig versaut mit –«
» Hörst du jetzt endlich auf, über deine blöden Füße zu jammern! Er ist angeblich genau hier!«
Logan riss ihr das Navi aus der Hand. Auf dem Display stand: » SIE HABEN IHR ZIEL ERREICHT .«
Willkommen am Arsch der Welt.
» Na ja, immerhin wissen wir, dass sie ihn nicht irgendwo verscharrt haben.«
Steel nahm ihm das Navi wieder weg. » Ach ja, Sherlock? Dann erklär mir doch mal –«
» Schau dir die Erde an. Sie ist unberührt.« Er deutete auf das kleine schwarze Rechteck in Steels Händen. » Wie genau ist das denn – auf drei Meter, vielleicht auf fünf? Und die GSM -Ortung hat eine Toleranz von rund dreißig Metern …«
Logan blickte über die gelblichen Grasbüschel und das dunkel wuchernde Unkraut hinweg. » Ruf ihn mal an.«
» Was?«
» Ruf ihn auf seinem Handy an.«
Sie tat es und presste ihr Telefon ans Ohr. » Es läutet …«
Logan hielt sich so still, wie er nur konnte, und spitzte die Ohren. Von irgendwoher zu seiner Linken kam ein schwaches metallisches Trillern. Er drehte sich um und ging auf das Geräusch zu, doch mit seinen quatschenden Schritten im regennassen Gras übertönte er es sofort. Und dann brach das Trillern ab.
Steel deutete auf das Handy in ihrer Hand. » Mailbox.«
» Ruf noch mal an.«
Diesmal setzte Logan vorsichtig einen Fuß nach dem anderen auf den unebenen Untergrund, und mit jedem Schritt wurde das Trillern lauter.
» Wieder Mailbox.«
Beim dritten Versuch fand er es: ein zerschrammtes und ramponiertes Nokia-Handy, das inmitten von schlammverschmierten Brennnesseln am Ufer eines kleinen Bachs lag. Er streifte rasch ein Paar Nitrilhandschuhe über und hob das Handy im gleichen Moment auf, als es zu klingeln aufhörte. Das Gehäuse war irgendwann einmal zerbrochen und mit schwarzem Isolierband geflickt worden.
Steel stand neben ihm. » Ist es seins?«
Logan starrte sie an. » Es hat geklingelt, als du die Nummer angerufen hast – was glaubst du denn?«
Ein finsterer Blick. » Vielen Dank, aber für den Sarkasmus bin nach wie vor ich zuständig.« Sie streckte die Hand aus. » Gib her.«
» Handschuhe.«
» Ich geb dir gleich Handschuhe. Her mit dem verdammten Handy.«
Sie klickte sich mit den Daumen durch das Menü. » Mal sehen, was er als Festnetzanschluss eingetragen hat … Es ist eine
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