Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
aber weiter mit dem Finger den Takt auf dem Armaturenbrett. » Der Boss sagt, wir warten bis Montag. Er muss alles vorbereitet haben, wenn wir mit Danby aufkreuzen. Soll ja nicht in ein zweites Birmingham ausarten, nicht wahr, Babe?«
Tony fröstelt, und ausnahmsweise hat es nichts mit dem beschissenen Wetter zu tun. » Fang bloß nicht damit an.«
» Genau.« Sie lächelt. » Also, wie wär’s, wenn wir jetzt unser kleines Geschenk abliefern, und dann schauen wir mal, ob wir hier irgendwo einen Starbucks finden, okay?«
Neil legt den Gang ein, und der große Range Rover rollt vom Bordstein weg. Vom Rücksitz aus sieht Tony Knox’ Haus im Schneeregen verschwinden.
Noch zwei Tage, dann sind sie wieder in Newcastle, und DSI Danby wird sich verdammt noch mal wünschen, er wäre nie geboren.
Im Wohnzimmer war es ausnahmsweise richtig warm. Knox’ Gebete waren offenbar doch noch erhört worden, und Gott hatte den alten elektrischen Heizofen von den Toten erweckt.
Leider hatte die Wärme den unangenehmen Nebeneffekt, dass sie den Schimmelgestank verstärkte.
Knox hatte den Sessel an das Heizgerät geschoben und hielt seine Plastiktüte an die Brust gedrückt. Er spielte mit den Griffen herum und nervte sie alle mit dem Geraschel und Geknister.
Danby nahm den größten Teil des Sofas ein, Mandy von SACRO hatte sich den anderen Sessel gesichert, und Logan stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt und beobachtete sie alle. Niemand sprach ein Wort.
Von oben kam das Geräusch einer Toilettenspülung, und eine Minute später stand Mandys Partner Harry in der Tür. Er sah deutlich blasser und auch ein bisschen dünner aus als am Vortag. » Tut mir leid.« Er zog seine Hose stramm. » Sind wir dann so weit?«
Knox drehte sich um und starrte ihn einen Moment lang an. » Ich fahre bei Graeme und seinem neuen Freund mit.«
Harry sah Mandy an. » Ist das …?«
» Also …« Mandy stand auf. » Ich meine, wenn Sergeant McRae einverstanden ist?«
» Ähm, ja. Warum nicht? Wir fahren sowieso in die Richtung.«
Danby sagte kein Wort.
Logan trabte durch den Schneeregen, öffnete die hintere Tür auf der Beifahrerseite und schob den Riegel der Kindersicherung vor, ehe er Knox auf den Rücksitz bugsierte. Dann lief er um den Wagen herum und stieg auf der anderen Seite ein. Danby setzte sich ans Steuer.
Logan beugte sich vor. » Sind Sie sicher, dass ich nicht lieber fahren soll, Sir? Ich meine, ich kenne die Stadt, und unsere Versicherungspolice sieht nicht vor –«
» Ich bin durchaus in der Lage, ein Kraftfahrzeug zu lenken, Sergeant. Und ich kann auch mit einem Navi umgehen.«
Knox drehte sich zu Logan um und lächelte, während Danby bis zum Ende der Straße fuhr und sich in den spärlichen Sonntagvormittagsverkehr einfädelte. » Graeme möchte nicht, dass ich neben ihm sitze. Im Flugzeug auf dem Weg hierher hat er auch kaum ein Wort gesagt, nicht?« Knox beugte sich vor und tippte Danby auf die Schulter. » Stimmt doch, oder nicht, Graeme?«
Der Superintendent ignorierte ihn.
Knox zuckte mit den Achseln. » Ich weiß gar nicht, was Sie zu schmollen haben – ich bin schließlich derjenige, der sieben Jahre mit einem Haufen Perverser eingesperrt war. Und beklage ich mich vielleicht?«
Immer noch nichts.
Knox drückte seine Einkaufstüte an die Brust. » Sehen Sie, ich hege keinen Groll, weil ich genau das gebraucht habe, um ein besserer Mensch zu werden. Hab auch eine Menge gelernt im Knast. Über die Natur des Menschen; über Gut und Böse, Reich und Arm. All solche Dinge.« Er lehnte den Kopf ans Fenster. » Eine Zeitlang hab ich die Zelle mit einem Typen geteilt … nennen wir ihn Charley. Charley hatte sich von Gott abgewandt, als er acht Jahre alt war. War ein Chorknabe damals, nicht wahr? Der Priester hatte das mit der Kommunion wohl ein bisschen zu wörtlich verstanden: › Nehmet und esset alle davon, das ist mein Leib … ‹ Gemeint hat er allerdings seinen Pimmel.«
Danby bog scharf um die Ecke in den Rosehill Drive. Der Himmel war fast schwarz und schleuderte weiter Schneeregen und Graupel auf die graue Stadt hinab. Die Autos auf der anderen Straßenseite ließen kleine Geysire von Regenwasser aufspritzen, als sie von Schlagloch zu Schlagloch rumpelten.
» Charley hatte sechzehn Jahre abzusitzen. Ist mit Vorliebe nachts in Häuser eingebrochen und hat die Leute gefesselt. Hat die Frau grün und blau geprügelt und sie dann gezwungen, zuzuschauen, wie er den Mann gezwungen hat, seinen Schwanz zu
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