Dunkles Blut: Thriller (German Edition)
doch schon besser an. Er rechnet es rasch im Kopf durch, zählt die Briefchen zusammen und das Wechselgeld für dreißig Pfund. In der Schule, ja, da war er immer eine Niete in Mathe. Aber heute, da rechnet er wie ein Weltmeister, Bruchrechnung und den ganzen Scheiß. Wollt ihr, dass eure Kleinen besser in Mathe werden? Na, dann müsst ihr ihnen bloß beibringen, wie man einen richtigen Drogendeal abwickelt: Der kleine Jonnie hat fünf Gramm, und Sarah will vier – wie stoned wird sie sein, und wie viel Wechselgeld kriegt sie raus, wenn sie ihm einen Zwanziger gibt und es ihm mit der Hand macht?
Blondie schaut ihn an, als ob er die Antwort auf irgendeine verdammte Frage wissen müsste, die er gar nicht gehört hat.
Sparks spuckt einen fetten gelben Klumpen in den Schnee zu seinen Füßen. » Für dreißig gibt’s zwei.«
Nicht ganz: Für dreißig gibt es drei, nämlich zwei für Blondie und einen für Sparks. Das ist Marktwirtschaft. Das ist das » Leck-mich-am-Arsch«-Großbritannien von Thatcher und Blair.
Die Tür geht auf, und Blondie steigt aus. Hält Elgar und Darwin hoch. » Woher soll ich wissen, dass das Zeug was taugt?«
Er zieht die Nase hoch und spuckt wieder aus. » Willst du behaupten, dass ich dich bescheiße?«
Blondie dreht sich zum Wagen um. » Will ich behaupten, dass er mich bescheißt?«
Die Hintertür geht auf, und so ein Elvis-Typ steigt aus. » Für mich sieht er aus wie einer, der bescheißt.« Elvis mit Geordie-Akzent. Verdammt kräftig allerdings.
Sparks weicht einen Schritt zurück, aber Blondie ist schon da. Direkt hinter ihm. Rumms.
Er lässt einen kleinen Quietscher los, zuckt zusammen wie ein Spasti. Mann, jetzt bleib mal ruhig und bring die Situation unter Kontrolle. Sparks räuspert sich, dreht sich um und funkelt sie böse an. Pocht auf seine Autorität. » Für dreißig gibt’s zwei.«
Blondie nickt, greift in ihre Tasche und holt ein Paar Lederhandschuhe hervor. Will die Ware nicht anfassen, will sich ihre englischen Zickenhände nicht dreckig machen.
Während sie damit beschäftigt ist, gönnt Sparks sich einen ausgiebigen Blick auf ihre Titten. Nicht übel.
Elvis tippt ihm auf die Schulter, aber Sparks ignoriert ihn, wendet den Blick nicht von der strammen Beute. Leckt sich die Lippen. Denkt an seine Freundin, wie sie sich durch seine Adern schlängelt, mit guter Laune im Gepäck.
Etwas Hartes stößt ihm ins Kreuz, dicht über dem Hosenbund. Und dann der stechende Schmerz, der von seiner rechten Niere ausstrahlt. Wellen von messerscharfem Eis und loderndem Feuer. » Scheiße …« Seine Knie knicken ein. Doch ein dicker Arm legt sich blitzschnell um seinen Hals – und drückt zu.
Sparks’ schmutzige Fingernägel krallen nach dem Lederärmel.
Blondie holt mit der Faust aus und rammt sie ihm in den Bauch.
Sparks prustet und ringt nach Luft. Dann schlägt sie noch einmal zu.
Seine Bauchmuskeln schreien auf. Es ist wie tausendmal kotzen, bloß alles auf einmal.
Sparks will etwas sagen. Drohen, flehen, beten. Ganz egal was, irgendwas. Seine Füße glitschen auf dem nassen Gehsteig aus, dann lässt Elvis’ Arm locker, und Sparks schnappt nach Luft. Es fühlt sich an, als ob er Glasscherben einatmet.
» Ah, du Scheiße …«
Blondie tätschelt seine Wange. » Wo hast du den Stoff her, Sweaty?«
Sparks’ Augen zucken nach links, nach rechts. Niemand. Keine verdammte Menschenseele. Wo sind die Scheißbullen, wenn man sie wirklich mal braucht, die blöden Säcke?
» Ich …« Seine Stimme klingt ganz heiser und quietschig. » Ich bin nicht verschwitzt, ich hab so ’ne Art inneren Thermostat –«
Diesmal lässt ihre Faust seinen Kopf nach hinten schnellen, es brennt wie Feuer, wie Pfeffer in seiner Nase. Wie Messer, die sich in sein Gesicht bohren.
» Scheiße, Mann … Blutet mir hier die ganze Jacke voll!«
Und dann liegt Sparks am Boden. Hustet und prustet, kleckert den weißen Schnee mit kirschroten Flecken voll. O Mann, tut das weh …
Etwas Spitzes kracht in seine Rippen. Eine Stiefelspitze. Und dann noch mal. Sie werden ihn umbringen. Diese Schweine werden ihn zu Tode treten, hier in dieser abgefuckten Hafengasse. Jeder Atemzug ist wie Glasscherben, die seine Lunge aufschlitzen.
» Sweaty«, sagt Blondie keuchend. » Sweaty Sock, ist gleich Jock. Und Jocks nennen wir bei uns das Schottenpack. Also ehrlich, wie blöd kann man denn sein?«
Und dann kracht ihr Stiefel wieder in seine Rippen.
Tony schaut zu, wie Julie auf den spindeldürren Junkie
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