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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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stießen. Mit fest zusammengekniffenen Augen lauschte Karen dem leiser werdenden Geräusch ihrer Flügel. Erst, als es gänzlich verklungen war, wagte sie sie wieder zu öffnen.
    Das große Fenster war wieder verschlossen, als wäre nichts geschehen. Nur der milde Blumenduft des Gartens hing noch im Zimmer.
    Tief atmete sie erleichtert ein, sie waren tatsächlich fort. Hastig sprang sie auf und stolperte zum Fenster. Mit beiden Händen krallte sie nach dem altmodischen Metallgriff, der mit einem leisen Knacken nachgab, dann riss sie, noch am ganzen Leib zitternd, weit das Fenster auf.
    Verdammt! Wie kann Jarout mich nur nach Anbruch der Nacht allein lassen? fluchte sie in Gedanken. In einem Haus, in dem geflügelte Dämonen umherschlichen und Vampire in den Kellergewölben schliefen. Wie konnte er nur! Gierig sog sie die kühle Nachtluft ein, und wartete darauf, dass ihre Panik nachließ. Schließlich streifte sie sich die Schuhe von den Füßen und lief hinaus.
    In der Mitte des Gartens stand ein großer Baum, und erst dort angekommen blieb Karen stehen und sah zurück zu dem Haus. Wie konnte sie sich nur sicher genug fühlen und einschlafen? Bei Tag, ja, da mochte es ungefährlich sein, doch jetzt ...
    Fröstelnd rieb sie heftig mit den Händen über ihre Arme. Niemals hätte sie hier herkommen sollen. Dieser Ort war nicht von dieser Welt. Er täuschte jene, die ihn am Tag betraten, und erwachte erst bei Nacht. Unter den nackten Füßen meinte sie zu fühlen, wie sich die Erde warm und feucht zwischen den Wurzeln des Baumes hob und senkte. Die üppigen Büsche und die wispernden Bäume des Waldes, der wild und unbeschnitten in den Garten wucherte, atmeten den Wind. Sogar das Haus war ganz deutlich von dieser neuen Lebendigkeit durchdrungen. Die Fenster waren nicht länger nur einfache Fenster, sondern unergründlich schwarze Seen, und der Efeu über dem dunklen Mauerwerk flüsterte und wogte wie ein Algenwald auf dem Grunde des Meeres.
    Vor ihren Augen zerflossen die festen Steine darunter wie schmelzendes Glas und verschwammen zu einer lebendigen Masse, die ihre feinen Arme dem Nachthimmel entgegenstreckte.
    Jäh verblasste der Eindruck von Lebendigkeit, als sich eine Wolkenbank vor den Mond schob und beinahe gleichzeitig im Haus mehrere Lampen angingen und gelbes Licht durch die acht großen Fenster auf das dunkle Gras fiel.
    Eine Frau erschien in dem offenen Fenster. Sie wendete ein paar Mal den Kopf, als halte sie nach etwas oder jemanden Ausschau. Sie trug ein dunkelgrünes, sehr elegantes Abendkleid, mit einem atemberaubend tiefen Dekolleté. Lose Strähnen ihrer hochgesteckten, schwarzen Haare kringelten sich in feinen, dunklen Locken über ihre weißen Schultern, bis zur Hüfte hinunter.
    Oh, nein, nicht schon wieder! dachte Karen und sah sich verzweifelt nach einem geeigneten Versteck um. Der Baum, fiel ihr ein. Rasch schlich sie zwei Schritte zurück.
    Doch trotzdem sie im Schatten des Baumes stand und das Licht aus dem Haus sie nicht erreichte, huschten die kohlschwarzen Augen der Frau zielstrebig in ihre Richtung. Karen erstarrte, doch zu spät. Sie war entdeckt.
    Karen erwiderte ihren dunklen Blick mit angehaltenem Atem. Diese Haare, die dunklen Augen, die Konturen von Wangen und Kinn ... sie hätte die Schwester ihrer Mutter sein können, so groß war die Ähnlichkeit. Blanche, dachte sie, Jarouts Mutter, Lucas Frau. Sie musste Blanche sein. Obwohl Jarout ihr das Aussehen seiner Mutter nicht beschrieb, war sie sich sicher.
    «Guten Abend.»
    Die freundliche Stimme der Frau riss Karen aus ihrer Starre. Sie schien weder überrascht noch wütend darüber zu sein, einen Eindringling in ihrem Garten zu sehen. Ihre Stimme war so warm und angenehm. Ein leichter Akzent verlieh ihr noch zusätzlichen Reiz.
    Unsicher überlegte Karen, was sie tun sollte. Sekunden verstrichen, ohne dass sie antwortete.
    «Bitte, Sie müssen nicht da draußen stehen bleiben. Kommen Sie doch herein!»
    Sie lächelte so liebenswürdig und einladend. Drinnen war es hell und gemütlich. Warum sollte Karen ihrer Aufforderung nicht einfach nachkommen? Geduldig wartete sie neben dem Fenster. Erst als Karen eingetreten war, verriegelte sie es.
    «Was verschafft uns denn die Ehre Ihres Besuches, meine Liebe?» Da war es wieder, dieses sanfte Raunen aus ihrer Kehle, das Karen anzog wie ein flackerndes Feuer, das Wärme und Leben versprach inmitten der Unsicherheit eines dunklen Waldes.
    Ihr schwarzer Blick musterte sie ruhig. Wie dunkel

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