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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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hinaufzuschleudern.
    Während die beiden durch die Wucht des Aufpralls betäubt liegen blieben, rannte Lucas in das Zimmer, wo die Leiche des Mannes auf dem Boden lag.
    Eine Minute später kehrte er zurück, blasser als er ohnehin schon war und mit einem Ausdruck in den Augen, den Jarout unmöglich deuten konnte. Sanft streichelte er im Vorbeigehen Denis Wange. Seine hellen Augen verrieten, dass zumindest Denis, unter dem Einfluss von Lucas Talent, jüngste Erinnerungen aus dem Gedächtnis anderer zu löschen, die Vorfälle der Nacht vergessen durfte. Jarout wurde mit kaltem Seitenblick nicht nur die Gunst des Vergessens, sondern auch Vergebung verweigert.
    Lucas schickte sie beide fort, und Blanche brachte sie hinunter in den Keller. Keine Sekunde zu früh, denn kaum war die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, brach oben die Hölle aus. Selbst im Keller konnten sie damals den Lärm von oben hören. Lautes Krachen. Lucas, und ihrer beider markerschütternde Schreie und Verwünschungen, hallten durch das ganze Haus.
    Ihr Kampf dauerte insgesamt wohl nicht einmal eine Stunde, doch Jarout kam die Zeit, die er auf seinem Bett sitzend und Denis in Blanches Armen gekauert lag, wie eine Ewigkeit vor.
    Doch schließlich verstummte der Lärm. Sie hörten die schwere Kellertür sich öffnen und wieder schließen. Lucas sah ziemlich übel zugerichtet aus, als er die steinerne Kellertreppe herunter kam. Seine Kleider waren an mehreren Stellen zerrissen, und frische Wunden klafften ihm an den Armen und im Gesicht. Sein kurzes, rotes Haar war dunkel von Schweiß und geronnenem Blut, und an seinem zornigen Blick war deutlich zu erkennen, wie sehr ihm das Geschehene zusetzte. Ohne ein Wort ging er zu seinem Bett und schloss den Vorhang, der seine Schlafstelle von der Jarouts trennte.
    Dieses Schweigen - es schien ihm ganz allein die Schuld zu geben. Seine Aufgabe wäre gewesen, Lucas oder in dessen Abwesenheit, Seamus zu rufen, um Beryl und Eliane aufzuhalten. Doch am meisten nahm Lucas ihm wohl übel, dass er Denis mit ansehen ließ, was Beryl und Eliane dem Mann antaten. Auch wenn Lucas Denis ständig sagte, dass er auf seine Art und Weise ein ebenso starker Hirudo wie jeder von ihnen war, entsprach das dennoch nicht seiner tatsächlichen Meinung.
    In Wahrheit glaubte Lucas, dass Denis Schutz brauchte, weil er schwach und naiv wie ein nur wenige Jahre alter Neugeborener war.
    Jarout war schuld, weil er genau wusste, dass Denis jemanden brauchte, der sich seiner annahm und er trotzdem nicht aufgepasst hatte.
    Denis Schwäche war Jarout zutiefst zuwider. Und seine Anhänglichkeit machte alles nur noch schlimmer.
    Aber dafür war Jarout schon immer gut genug, den Babysitter für seinen Bruder zu spielen, aber von allen wirklich wichtigen Angelegenheiten sollte er sich fernhalten. Doch bald war Lucas Herrschaft vorbei. Eher als ihnen allen lieb war, würde er den großen Gott Lucas vom Olymp herabstoßen und auf dem Grund der Wahrheit zerschmettern.
    Dann zeigt sich, wer noch an das glaubt, was er sagt und seinen dämlichen Gesetzen folgt. Oh ja, von jener Nacht, in der Lucas fiel, wollte er jetzt träumen. Sorgfältig legte er das Manuskript von Karens Mutter unter die Matratze seines Bettes und legte sich schlafen.
    Morgen Nacht, Jarout. Morgen Nacht! wiederholte er immer und immer wieder in Gedanken, bis ihm die Augen zufielen und der Schlaf ihn endgültig übermannte.

9. Kapitel
     
    Benommen blinzelte Karen in das blasse Licht der Abenddämmerung, das in staubigen Tentakeln durch das große Fenster bis zu dem Chaiselongue gekrochen kam, auf dem sie in eine Decke gerollt lag. Einen Moment lang konnte sie sich nicht erinnern, wo sie war, doch dann fiel es ihr wieder ein.
    Heiße Tränen der Verzweiflung schossen ihr in die Augen. Gerade eben noch in ihrem Traum war sie Lucas so nahe. Ihr war, als bräuchte sie nur die Hand auszustrecken und schon ... doch ehe sie ihn erreichte, war er schon wieder weiter gelaufen und zu einem unkenntlichen Zerrbild verblasst. Sie war ihm nachgelaufen. Durch die unendlichen, lichtlosen Gänge des oberen Stockwerkes, in das sie sich am Tag zuvor nur soweit vorgewagt hatte, wie sie das Geländer der Empore sehen konnte, aus Angst sich zu verlaufen.
    Auch im Traum waren die dunklen Korridore von unzähligen Türen gesäumt, doch vergeblich versuchte sie, eine von ihnen zu öffnen. Da entdeckte sie, am Ende des längsten Ganges, eine Tür. Aus irgendeinem unbestimmten Grund wusste sie, dass sich

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