Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
hob und zur Seite schwang. Freudige Euphorie brannte in seiner Seele. Er wollte laut herauslachen, doch Erkenntnis verschlug ihm den Atem. Schon einige Male zuvor hatte er wie jetzt die Antwort auf alle Geheimnisse der Welten in seinem Inneren gespürt. Wie eine wohl vertraute und dennoch befremdliche Melodie war sie durch seine Gedanken geraunt. Momente, die keinen Atemzug währten, doch von unglaublicher Intensität waren.
Eine laute, alles verdrängende und endgültige Offenbarung, durchflutete sein Denken. Nie hatte er die flüchtige Wahrheit festhalten und in seinen Mund zwingen können, um sie tatsächlich auszusprechen. So auch jetzt nicht.
Wie ein sterbender Stern glühte sie auf. Nur, um dann umso endgültiger zu vergehen, brannte sie mit jedem Mal schmerzhafter in sein Bewusstsein. Durch ihr Erscheinen erst machte sie ihm die Leere dieser Welt bewusst.
Die Epiphanie des Wissens und der Weisheit. Ein flüchtiges Erkennen des Großen Musters, das Gott über die Welten der Menschen und der Dämonen einst gelegt hatte. Ein Netz, das diese Dimensionen untrennbar und zu einem höheren Zweck verwob.
Sie quälte ihn mit der Gewissheit, dass dieses Wissen selbst für ein dämonisches, übermenschliches Wesen wie einen Hirudo unerreichbar blieb. Und eben dieses Gefühl ließ seinen Leib jäh erbeben, als er die Klinge zum Schlag gegen Arweths Sohn erhob. Gewissheit blendete Priors Geist. Das Netz Gottes fuhr mit gleißendem Stahl auf Malcolms Nacken nieder und trennte seinen Schädel ohne spürbaren Widerstand vom Rumpf.
Dorian Prior sank überwältigt neben dem gefallenen Körper nieder. Sinnestrunken versenkte er seine fremden Hände in den See fließenden Blutes, das in kräftigen Strömen aus dem glatten Halsstumpf sprudelte. Versonnen starrte er in die Hitze des verlöschenden Lebens. Ihm war, als stünde die Zeit still. Um ihn herum herrschte vollkommenes, glückseliges Schweigen.
Benommen sah er Serenas zum Schrei verzerrten Mund. Ihre Brust hob und senkte sich. Augen, die das Gesehene verleugnen wollten, quollen grotesk aus ihren Höhlen und verschlossen sich vor der einzigen Wahrheit. Serena war nunmehr Klang. Doch Prior hörte sie nicht. Ihre Schreie vermochten seine Ruhe nicht zu stören. In ihm wohnte nun das sichere Wissen, dass der erste Knoten jener Bande, welche die Welten umschlangen, gelöst war. Absolution lag am Ende seines Weges.
~ 5. Kapitel ~
In dem ein Toter aufersteht und nicht ganz er selber ist,
Serena verwirrt wird
und in Dorian Prior Hoffnung keimt
Verdammte Arschlöcher. Müsst ihr denn schon in aller Herrgottsfrühe mit der Schreierei anfangen? Sarah und Nick Devore lasst euch scheiden, verdammt! Und zwar zum Wohl der ganzen Welt.
Mitten in der Nacht dieses gottverfluchte Geplärr. Warum warteten diese Idioten nicht wenigstens solange, bis er aus dem Haus war. Aber da war ja noch nicht mal das kleinste bisschen Dämmerlicht zu sehen. Also blieb ihm noch reichlich Zeit bis zum Aufstehen. Im Halbschlaf suchten seine Augen die Leuchtziffern seines Digitalweckers. Wo ist das Scheißteil? Mist, ist das finster heute.
Dort, wo normalerweise die helleren Vierecke der beiden Fenster sein sollten, sah er tintenschwarze Dunkelheit. Und diese Schwärze mochte alles bedeuten. Wo war er? War er eingeschlossen in ein feuchtes, vergessenes Loch, in dem er jämmerlich verhungern, ersticken, erfrieren konnte? Sein Herz flatterte als wollte es jeden Augenblick stehen bleiben. Allerdings bedeutete das auch, dass er noch am Leben war. Gut, tot war er jedenfalls nicht. Ein geringer Trost. Denn ein Teil von ihm, für den er noch keinen Namen wusste, ahnte, dass in lichtlosem Dunkel weitaus Schlimmeres lauern konnte.
Vielleicht sollte er die Benommenheit in seinem schmerzenden Kopf nutzen und versuchen, wieder einzuschlafen? Dann könnte er einfach vergessen, in was für einer miserablen Lage er sich befand. Ja, schlafen war gut und er konnte sich nicht daran erinnern, in seinem Leben jemals etwas Anderes getan zu haben.
Doch durch einen Spalt in der äußeren Hülle seines Aufenthaltsortes drangen laute Stimmen, Schreie, das Poltern von Möbeln. Die übliche Geräuschkulisse seiner Nachbarn. Mit einem bemerkenswerten Unterschied: Das hier war nicht sein Zuhause und ganz sicher auch nicht sein Bett.
Zusammengekrümmt lag er auf hartem Boden, den Rücken gegen eine Wand gelehnt. Seine Beine waren taub und sein Nacken schmerzte höllisch, als er versuchte, den Kopf zu heben.
Sein
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