Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
der politischen Entwicklung in Deutschland und kamen dabei einvernehmlich zu der Übereinkunft, dass sie der Wirtschaft nur schade und unnötige finanzielle Verluste brachte. Aha, sehr interessant. Aber die Rohölpreise, also nein, völlig unmöglich.
Das Wetter wurde schlechter. Vielleicht kämen wieder Lawinen herunter, meinte Blanche und Beryl und Eliane zeigten darauf eine Reaktion, indem sie erfreute Blicke tauschten. Keine Frage, sie freuten sich immer über leichte Beute.
»Ganz sicher nicht«, wandte Seamus ein. »Es wird tauen. Schon bald. Bestimmt. Wir hatten Vollmond und nach Vollmond gibt es immer Niederschlag oder die Temperaturen fallen.«
»Also, wenn ihr mich fragt, ertrage ich dieses Wetter nicht mehr lange«, nuschelte Jarout zwischen zwei Bissen und griff energisch nach seinem Glas.
»Sei nicht albern. Schließlich kannst du jederzeit woanders hin.«
Was Seamus sagte, stimmte. Jarout brauchte nur in einen Spiegel schlüpfen und konnte so an jeden beliebigen Ort gelangen. Schneller als mit jedem anderen Transportmittel überwand er in den Spiegeln selbst weite Strecken. Jarout schnaubte verächtlich. Wie immer, wenn ihm keine passende Antwort einfiel.
Das Wetter, das beliebteste Thema des Erdenbürgers. Jaja, von ihm hängen Stimmung, Ernte und Verkehrslage ab und es speist den unerschöpflichen Vorrat an absoluter Belanglosigkeit in jeder Tischkonversation. Jetzt fehlte wirklich nur noch ... »Das Essen ist hervorragend, Blanche.« Da war es. Arweth gab jenen Kommentar, nach dem dieser Abend verlangte.
Karen bewegte heimlich die Lippen zu der obligatorischen Floskel, mit der Blanche das Kompliment erwiderte. Dann wieder Arweth, der darauf bestand, dass dieses Essen tatsächlich das Beste sei, was er seit Langem gegessen habe. Und so weiter und so weiter, bis man schließlich zu den verschiedenen Zubereitungsarten für frisch gefangenem Lobster kam und wie sich die Vorlieben über die Epochen doch veränderten.
Ja, Blanche bereitete ihn natürlich französisch zu, aber bei den Krebsen hielt sie sich ganz an die New Orleans Art. Und dann erst die Köstlichkeiten der hiesigen Gegend. Schweizer aßen ja sooo delikate Gerichte. Rustikal, aber köstlich.
Aber was willst du, Karen? fragte sie sich. Eigentlich ist alles wie jeden Abend. Nur du bist anders, weil du denkst, dass irgendwas nicht stimmt.
Ihre Ungeduld wuchs mit jeder Minute. Doch im Moment blieb ihr wohl kaum etwas Anderes übrig, als Arweth und Lucas Plauderei über lukrative Firmenaktien und der geplanten Investition in ein Objekt im Osten Deutschlands zu lauschen.
Doch sie schwor herauszubekommen, was hier vor sich ging.
~ 4. Kapitel ~
In dem Malcolm den Kopf verliert
Ihr Eintreten wurde von dem leisen Klingeln der Windspielglöckchen begleitet. Stumm blieben die beiden Gestalten am Eingang stehen. Vermutlich fragten sie sich immer noch, warum er diesen seltsamen Ort für ein Treffen ausgewählt hatte. Verwirrte sie das merkwürdige Ambiente im Inneren des alten, finsteren Gebäudes im miesesten Teil der Stadt? Flackerndes Kerzenlicht, staubige Luft und der eindeutige Geruch ranzigen Blutes. Ja, er konnte sich lebhaft vorstellen, was hinter ihren hin und her huschenden Augenpaaren vor sich ging, während sie zögernden Schrittes weitergingen.
Wie eine lauernde Spinne saß Dorian Prior in einem Sessel auf der Bühne, inmitten seiner Wachsfiguren. Von den leblosen Puppen kaum zu unterscheiden. Geduldig und ohne sich zu regen, wartete er, bis seine Besucher schließlich die Raummitte erreichten. Erst dann schlug er langsam und ohne Eile das rechte Bein über das linke Knie und stützte sich vom linken Ellbogen auf den rechten.
Eine Gelassenheit demonstrierende Geste, dachte er und verzog innerlich das Gesicht. Wie der weißhaarige Bastard zu denken, zu handeln und sogar wie er zu riechen, widerte ihn an. Einfach ekelhaft.
Aber da waren sie, seine Schwester und sein Bruder, seine Henker. Sie waren ohne den Hauch einer Ahnung, wer sich in Wirklichkeit hinter der Maske, die für sie wie ihr geliebter Arweth aussah, verbarg. Für sie war Dorian Prior schon seit vielen Jahren tot. Aus ihrer Erinnerung war er längst verschwunden. Verfügt man über eine derart hohe Lebenserwartung und kann auf ein Jahrhunderte währendes Leben zurückblicken, mag ein solcher Umgang mit unangenehmen Erinnerungen sehr nützlich sein. Unter Umständen war das Vergessen sogar notwendig. Keine Erinnerung bedeutete keine Qual, kein Schmerz und
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