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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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handeln wie er.
    »Komm, gehen wir lieber und sehen nach, ob Somers zuhause ist. Streiten können wir auch noch später.« Karen gab ihren Worten einen drohenden Unterton, dessen warnende Botschaft deutlich an Jarout gerichtet war.
    Ebenso wenig wie sie an seine Läuterung glaubte, hielt sie seine ungeschickte Landung für ein Versehen. Doch von ihm wollte sie sich dieses Abenteuer nicht vermiesen lassen. Sie waren nicht hier, um zu zanken wie ein paar alberne Kinder.
    »Das da vorn ist es«, meinte Calman und deutete auf ein altmodisches Reihenhaus, wie sie zu hunderten während der 50er-Jahre gebaut worden waren. Ein hässlicher Kasten, von dem man nicht glauben mochte, dass darin ein Mann wohnte, der sich »Randolph Somers Immobilien« nannte. Angeblich war er Eigentümer etlicher Gebäude und Grundstücke. Jemand, der monatlich derartig hohe Umsätze an Mieten machte, sollte sich eigentlich was Besseres leisten können, mutmaßte Calman. Entweder ist der Kerl ein Geizkragen oder er hegt eine Schwäche für den untersten Mittelstand.
    Bei näherer Betrachtung entpuppte sich das Gebäude als dringend renovierungsbedürftig. Von der Fassade blätterte der Putz und der Vorgarten war zur Müllkippe verkommen. An der Eingangstür fanden sie lediglich ein intaktes Klingelschild. Die restlichen zehn waren zerbrochen. Offensichtlich bewohnte niemand außer Somers den halb verfallenen Bau. Kein Wunder, dass er am Rande der Armut lebt, dachte Calman, wenn er sich um seine anderen Objekte ebenso miserabel kümmerte. Wer will schon in einer Ruine hausen? Calman klingelte und sie warteten.
    Minuten vergingen. Jarout war kurz davor, die Autorität des Älteren zu ignorieren und die Tür kurzerhand einzutreten. Doch ehe er seine Überlegung in die Tat umsetzen konnte, öffnete sich die kettengesicherte Tür. In dem schmalen Spalt erschien das verpickelte Gesicht eines vielleicht dreißig Jahre alten Mannes.
    Ein Blick auf das wenige Sichtbare erklärte einiges, wenn nicht alles, fand Jarout. Teures Beinkleid, nackter Oberkörper unter weit aufgeknöpftem Hemd. Rasierschaumreste klebten noch unter einem der beiden Brustwarzenpiercings.
    Kleine perverse Ratte, dachte Jarout und schnüffelte angewidert. Fruchtiges Parfüm hing wie eine fette, klebrige Giftwolke in der Luft zwischen ihnen. Die Schwuchtel hat heute noch was vor. Bah, den würde ich ja nicht einmal anfassen, auch wenn er sich den nackten Hintern mit Gold bepinselt.
    Gott, er konnte solche Typen einfach nicht ausstehen. Hässlich und unappetitlich hielten die sich noch für wer weiß wen und dann takelten sie sich auch noch auf wie ein hawaiianischer Christbaum. Als wüssten sie nicht genau, dass das auch nichts mehr nutzt. Die gierigen, kleinen Wieselaugen hefteten sich sofort an Calman, bemerkte Jarout. Ihn und Karen ignorierte Somers.
    »Mister Somers? Randolph Somers?«, fragte Calman. Die verliebten Nagetieraugen blinzelten irritiert, als habe Somers nicht erwartete, dass das Objekt seiner Begierde sprechen konnte.
    »Wir möchten Ihnen einige Fragen zu dem Feuer stellen, bei dem gestern Abend eines ihrer Häuser ausgebrannt ist.«
    Hinter Somers stechenden, braunen Augen arbeitete etwas. Noch ein wenig deutlicher und man kann Geldscheine rattern sehen, dachte Jarout.
    »Seid ihr von der Zeitung oder vom Fernsehen. Bullen seit ihr jedenfalls nicht, soviel steht fest.«
    »Nein, Mister Somers, von der Polizei sind wir nicht, aber ...«
    »Von der Times«, fiel Karen Calman ins Wort. »Der Nightbreed Times.«
    Nightbreed Times, was soll das denn bedeuten? fragte sich Jarout und auch Calman sah einen Moment lang verwirrt aus. Dann jedoch grinste er breit und legte seinen Arm um Karens Schultern.
    »Ganz recht. Wir würden gern mit Ihnen über den Inhaber und seinen Laden sprechen und was denn jetzt aus dem Wax werden soll. Ob er es wieder aufbaut oder woanders weitermacht. Solche Sachen eben.«
    Somers Gesicht blieb erstaunlich ausdruckslos. Offensichtlich war es ihm scheißegal, was das Wax gewesen war und was jetzt daraus wurde.
    »Nie vom Nightbreed gehört«, entgegnete er und nahm Calman wieder ins Visier.
    Die Frage: Wie komme ich in seinen Arsch? stand ihm ganz deutlich im Gesicht geschrieben, stellte Jarout, nun doch amüsiert, fest.
    Auch Calman schien Somers Reaktion auf ihn nicht entgangen zu sein, denn sein Lächeln wurde noch breiter. Dass Jarout kaum noch die nötige Geduld mit diesem gierigen Menschen aufbrachte, spürte Calman nur allzu deutlich.

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