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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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Menschen, vor allem die eines schlichten Menschen wie Somers, zu beeinflussen, wäre ihr ein Leichtes. Jedenfalls lächelte sie zufrieden und lehnte sich in die Lederpolster zurück, während Somers eilfertig aufsprang und durch die Wohnzimmertür verschwand. Jetzt war Calman sicher, dass sie an Somers Hilfsbereitschaft nicht ganz unbeteiligt war. Am liebsten hätte er laut losgelacht. Sie war wirklich gut geworden. An wem sie ihre Talente wohl erprobte und übte? Denis? Wenn dem so war, tat ihm der Ärmste aufrichtig leid.
    Somers kam zurück und reichte Calman einen Zettel. Name und Adresse eines Mister William Harris Turner waren fein säuberlich darauf notiert. Der Mann wohnte in Islington, einem nördlich der Innenstadt gelegenen Stadtteil Londons. Mit etwas Glück waren sie damit schon am Ziel ihrer Suche.
    Das Brandhaus wies keine näheren Anzeichen dafür auf, dass der Hirudo dort schlief. Das Gebäude hatte nicht einmal einen Keller. Also mussten sie davon ausgehen, dass sie seine Schlafstatt im Haus des Wächters, diesem Turner, fanden. Jetzt mussten sie mit Arweth und Lucas besprechen, wie sie vorgehen sollten. Calmans Sorge galt in erster Linie Karen. Trafen sie in Islington auf den Vampir, der Malcolm getötet hatte, so durften sie keine freundliche Begegnung erwarten. Ohne sich mit den anderen zu besprechen, konnte er kein Risiko eingehen.
    »Lasst uns gehen. Jarout, Karen. Kommt!« Calman stand auf und war schon halb aus dem Zimmer, als er Karen noch ein Wort des Abschieds sprechen hörte. Somers Erinnerung an diesen Abend war nun das, was sie ihm eingab.

~ 9. Kapitel ~
     
    In dem alte Erinnerungen
    nur noch wenige Stunden entfernt sind
     
    Dorian Prior war keine Minute länger fort gewesen als geplant. Kaum drei Stunden hatte er gebraucht. Bei seiner Rückkehr hatte er nachgesehen, ob Serena im Haus war. Unruhig wanderte sie durch die unteren Zimmer. Sie wartete auf ihn. Ehe sie seine Anwesenheit bemerkte, zog sich Dorian Prior lautlos zurück und ging den schmalen Pfad entlang zu der Kapelle, die keine zweihundert Meter von dem Wirtshaus entfernt stand.
    Knirschend gab das rostige Schloss dem Drängen des Schlüssels nach. Dorian zog die mit Eisenstreben verstärkte Tür auf. Die nach außen strömende Luft roch muffig und feucht. Nach altem Holz und kaltem Weihrauch. An der Fassade bröckelten Steinfragmente. Das Dach war an mehreren Stellen eingedrückt und an vielen Stellen fehlten Ziegel, die zu ersetzen sich niemand die Mühe gemacht hatte.
    Feuchtigkeit war in die Bausubstanz eingedrungen und als Pilzkolonie nach außen gewachsen. Dennoch schien ihm das halb verfallene Gotteshaus kaum verändert. Oder war seine Erinnerung ein allzu belebender Deckmantel für Verfall und Alter?
    Dieselben grauen Mauersteine, die schlichte, geradlinige Bauweise und die geschnitzte Inschrift über der Tür. Eine Jahreszahl und die Mahnung, dass der Herr über alle wacht. Nur das Kupferkreuz war vom Dachfirst verschwunden. Erstaunlicherweise waren alle Fenster erhalten. Rot, blau, gelb und purpurviolett leuchteten Heilige und Märtyrer im Licht des Mondes. Die Mutter Gottes mitten unter ihnen mit dem Christkind im starren Arm. Wunderhübsch und ohne den kleinsten Riss in dem kostbaren Glas. Die Farben jedoch wirkten fahl und wie ausgewaschen von der Zeit.
    Innen verwitterten die schlichten Holzbänke. Der steinerne Altar war ungeschmückt, das Weihwasserbecken trocken und von tiefen Rissen durchzogen. Auf den zweiten Blick sah er, dass die Wände lieblos und kahl waren. Jeglicher Schmuck, ob Statuen oder Bilder waren entfernt worden. Wer brauchte sie noch. Da war niemand, der herkam, um sie zu sehen. Die Dorfbewohner nannten das Gebäude nun Kapelle. Ihnen war ein neues, großes und hässliches Gotteshaus errichtet worden. Viel Glas und brauner Stein. Ein eckiger Bau. Modern und unglaublich hässlich. Die neue Kirche stand weit entfernt. In sicherem Abstand zu diesem Ort, von dem abergläubische Greise und dumme Junge sagten, der Geist des Hexenjägers ginge um.
    Dorian lächelte grimmig. Woran sich die Leute selbst dreihundert Jahre später noch erinnerten, war erstaunlich. Sie erinnerten sich an ihn. Doch die Erkenntnis, dass dieses Gedenken so verfälscht war, traf ihn beinahe schmerzlich. Verbrannt haben sie ihn, den Hexenkommissar, hatte der Mann gesagt, der ihm den Schlüssel zu der alten Dorfkirche gegeben hatte. Verbrannt, von »vernünftigen Leuten«, die nicht länger das Grauen der Verfolgung mit

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