Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
glühten im Dunkeln wie die eines lauernden Wolfes.
»Das gehört Arweth. Maratos schenkte jedem seiner Kinder ein solches Amulett. Arweth verlor seines vor vielen hundert Jahren«, erklärte Calman.
»Aber wie kommt es hierher?«, fragte Karen, worauf Calman ihr einen hilflosen Blick zuwarf und fragend die Schultern hob. Sie schüttelte den Kopf. Was sie gesehen hatte, musste mit dem Amulett zu tun haben. Gehörte es wirklich Arweth? Die Geisterfrau, wie Karen ihre Erscheinung nannte, hatte es ihr gegeben. Ein weiterer Hinweis, eine Botschaft.
»Vielleicht hatte es Serena bei sich«, meinte Jarout. Als die anderen ihn fragend ansahen, fuhr er fort: »Na, kann doch sein. Ich meine, ihr kennt sie doch auch. Vielleicht hat sie das Ding Arweth gestohlen und heimlich selber getragen. Und dann hat sie’s hier verloren.« Er machte eine bedeutungsvolle Pause und ließ seinen Blick zum Haus wandern. »Oder sie hat es hier zurückgelassen, damit wir wissen, dass sie da drin ist oder hier war.«
»Ziemlich weit her geholt, aber eine bessere Erklärung fällt mir auch nicht ein«, murmelte Calman und steckte das Amulett in seine Manteltasche.
»Und, was machen wir jetzt?«, fragte Karen. »Wir können schließlich nicht die ganze Nacht hier bleiben. Erstens erfriere ich und zweitens bleiben uns nicht einmal mehr zwei Stunden bis Sonnenaufgang.«
»Wir wissen nicht, mit wie vielen wir es zu tun haben«, gab Calman zu bedenken. »Vielleicht versteckt sich eine ganze Gruppe in dem Haus. Mit zweien oder drei würden Jarout und ich fertig werden, gegen mehrere anzutreten, wäre ein zu großes Risiko.«
»Dann gehen wir in die Spiegel und sehen nach«, schlug Jarout vor.
Karen nickte widerstrebend. Dass dieser Vorschlag von ihm und nicht von ihr kam, ärgerte sie.
»Er hat recht. Wir können nicht einfach unverrichteter Dinge abziehen, Calman. Zumindest müssen wir nachsehen, ob Serena da drin ist und wenn ja, mit wem. Sind es mehrere Hirudo, können wir immer noch Hilfe holen.«
Calman war einverstanden. Er hoffte nur, dass die beiden sich auch tatsächlich an diese Abmachung hielten.
»Also gut, suchen wir nach einem geeigneten Einstieg«, meinte er und quittierte die verwirrten Blicke mit schiefem Lächeln. Offenbar hatten sie nicht damit gerechnet, ihn so leicht überzeugen zu können. »Na los, wo bleiben euer Abenteuergeist und frohgemute Zuversicht? Zur Not legen wir eines der Fenster frei.«
Gefolgt von Jarout und Karen huschte er aus dem schützenden Dickicht in Richtung Haus.
~ 7. Kapitel ~
In dem Maskeraden fallen
Lucas konnte sich nicht erinnern, jemals mit derart hoher Geschwindigkeit durch die Spiegel gereist zu sein. Er und Arweth hatten keine Stunde von Genf bis hierher gebraucht und jetzt fühlte er sich wie nach einer Fahrt in einer außer Kontrolle geratenen Achterbahn. Ihm war schwindelig und er musste sich an der Wand neben sich stützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Mit grimmig aufeinander gepressten Lippen riss Arweth die Tür des alten Hauses auf. Das morsche Holz krachte lautstark gegen die Hauswand, Splitter flogen.
»Wo bist du, du Bestie?«, donnerte der Älteste und stürmte wutentbrannt in den Hausflur. Eine Tür nach der anderen barst unter den brutalen Tritten seiner schwarzen Stiefel. In seiner Raserei war Arweth ein wahrlich Furcht einflößender Anblick. Halb bewundernd, halb besorgt hielt sich Lucas auf immer noch ein wenig wackligen Beinen in respektvollem Abstand. In der schummerigen Dunkelheit loderten Arweths Augen wie Dämonenfeuer. Die weißen Haare wirbelten einem Schneesturm gleich um seine riesenhafte, schwarz gekleidete Gestalt. Wie ein rasender Wintergott wütete er in einem alles verschlingenden Rausch. Arweth schien außer Kontrolle und Gnade dem, dem sein Zorn galt.
Lucas blieb nichts weiter übrig, als Arweth zu folgen und darauf achtzugeben, nicht über die Trümmer dieser Zerstörungswut zu stolpern.
»Komm raus! Du wolltest mich? Hier bin ich«, brüllte Arweth. Polternd rannte er die knarrende Holztreppe hinauf ins obere Stockwerk. Lucas hörte ihn schreien: ein Heulen wie ihn ein um die Beute betrogener Wolf ausstoßen mochte.
»Er war hier, der Bastard. Ich rieche ihn, ich rieche sie beide«, rief Arweth.
Wutschnaubend kam er aus einem der Zimmer gestürmt. Dass er Dorian Prior nicht wie erwartet antraf, steigerte seinen Zorn. Einen Zorn, den Lucas sehr gut nachempfinden konnte. Auf dem Weg durch die Spiegel hatte Arweth ihm berichtet,
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