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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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    In dem Undenkbares möglich scheint
     
    Ungeduldig rückte Karen näher ans Fenster. Durch die beschlagene Scheibe war nur wenig zu erkennen. Als sie die Kondensschicht mit dem Pulloverärmel abwischte, senkte sich sofort wieder Feuchtigkeit auf das kalte Glas. Die Luft in dem Taxi war unangenehm stickig. Die Polster stanken nach kaltem Rauch und säuerlicher Schweißgeruch stach in ihre Nase. Der Fahrer war ein dickbäuchiger Glatzkopf, der seine ausdünnende Haartracht vergeblich unter einer speckigen Mütze zu verstecken suchte. Er redete ununterbrochen und scherte sich keinen Deut darum, dass seine Gäste kaum ein Wort verstanden. Sein Reichtum an Schimpftiraden und Anekdoten über andere Autofahrer schien schier unerschöpflich. Um zu erkennen, dass er ein hoffnungsloser Nörgler war, brauchte sie sein wirres Kauderwelsch nicht einmal zu verstehen. Erst, als sie die Stadt hinter sich ließen und auf dunkler, einsamer Landstraße fuhren, versiegte auch sein Redeschwall.
    Sie waren auf dem Weg zu jenem Ort, an den er die blonde Frau und den Albino gebracht hatte. Karen war erstaunt, wie deutlich er sich die Erinnerungen an die beiden bewahrt hatte. Als sie ihn auf dem Flughafen ansprachen und Karen Serena und ihren Begleiter in ihm sah, waren sie mehr als nur ein schemenhaftes Traumbild.
    Dass Arweth dabei besonders deutlich erschien, verwunderte Karen nicht. Auf jeden Normalsterblichen wirkte der Albino wie ein Freak, eine Missgeburt. Entweder das, oder sie hielten ihn für einen Geist. Was sie nicht verstand war, wie Arweth mit Serena auf dem Flughafen hatte sein können. Er war doch in Genf, im Haus der Familie, bei Lucas. Hatte er sich heimlich fortgeschlichen? Hatte sie sich geirrt und etwas Falsches gesehen?
    »Wir sind gleich da«, verkündete der Fahrer. Als keiner seiner Fahrgäste reagierte, versuchte er sich mutig in ihrer Landessprache. Dabei wies er auf ein gelbes Ortsschild, das sie gerade passierten. Calman nickte unsicher. Er verstand, was der Taxifahrer meinte oder glaubte es verstanden zu haben.
    »Gut, dann halten Sie hier und erklären uns den Rest des Weges«, sagte er und versuchte, dem Mann seine Worte durch Handzeichen verständlich zu machen. Karen warf ihm einen entsetzen Blick zu. Wie sollte der Fahrer ihnen erklären, wie sie ihr Ziel erreichten? Er konnte ja nicht einmal einen guten Tag auf Englisch wünschen. Und Calmans Deutsch war gelinde gesagt auch nicht besser. Sollte sie ihm diese Information auf ihre Art entlocken? Doch als sie hielten, zauberte Calman einen Zettel hervor und deutete dem Fahrer, den Weg aufzumalen. Lachend schüttelte Karen den Kopf. So ging das natürlich auch.
    »Nun denn«, meinte Calman und betrachtete stirnrunzelnd die Rückseite von Turners Zettel, auf der nun eine krakelige Landkarte entstanden war.
    »Ich denke, das muss reichen.« Und an den Fahrer gewandt, sagte er freundlich: »Vielen Dank für Ihre Mühe. Hier!« Er hielt ihm drei Geldscheine entgegen. »Der Rest ist für Sie.«
    Misstrauisch nahm der Mann die Dollarscheine entgegen. Ehe er protestieren konnte, wischte ihm Calman die nächtliche Fahrt mit ihnen aus der Erinnerung und schickte ihn auf den Rückweg.
    »Mist, ich hab Hunger«, maulte Jarout und sah sehnsüchtig hinter dem davonfahrenden Taxi her.
    »Ich auch, aber dafür haben wir jetzt keine Zeit«, antwortete Calman. Karen versuchte diesen schaurigen Dialog zu überhören.
    »Kommt jetzt, ich frier‘ mir hier noch den Hintern ab.« Fröstelnd zog sie ihre Jacke zu, stapfte einige Schritte weiter und wartete dann, dass die beiden ihr folgten.
    Etwa zehn Minuten lang liefen sie in die vom Fahrer beschriebene Richtung. Nach einer weitläufigen Kurve kamen die ersten Häuser in Sicht. »Hier links müssen wir rein. Am Ende der Straße soll es sein«, verkündete Calman. Ein scharfer Wind war aufgekommen, der die regenfeuchten Blätter raschelnd vor sich hertrieb. Auch die Wolken stoben unter seinen tilgenden Schwingen auseinander. Der beinahe volle Mond zeigte sein bleiches Gesicht. Wie ein Gaukler lugte er durch den Wolkenfetzenvorhang und beleuchtete den schlammigen Weg vor ihnen.
    »Seht mal, dort hinten!«, rief Jarout und deutete nach rechts in die dichtstehenden Bäume am Straßenrand.
    »Was denn?« Calman konnte nichts in den unsteten Schatten erkennen.
    »Doch, ich seh’s auch.« Karen versuchte den schwachen Lichtschein zwischen den Bäumen zu fixieren.
    »Sieht aus wie ein Feuer oder so was«, meinte ihr Bruder und

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