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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Schröder
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huschte in Richtung Wald. »Nein, dafür ist es viel zu schwach. Und es flackert auch nicht«, widersprach Karen. Sie rannte hinter ihm her. Auf seine gute Nachtsicht vertrauend, folgte sie ihm von der Straße tiefer in das Gehölz.
    »Hey, werdet ihr gefälligst warten!« Grimmig hastete Calman durch das dichte Unterholz, das sich mit dornigen Klauen gegen den Eindringling zur Wehr setzte. »Was zum Teufel ist denn in euch gefahren?«, schimpfte er.
    Erst, als sie stehen blieben, holte er sie ein. Der Wald endete hier in einer Lichtung auf der zwei Gebäude standen. Das größere sah aus wie eine alte Kirche oder Dorfkapelle.
    Der beinahe schwarze Stein und die schlichte Bauweise verliehen ihr etwas Mittelalterliches. Doch wo war der Lichtschein, dem sie gefolgt waren?
    »Mach das bloß nicht noch mal«, flüsterte Calman und packte Jarouts Schulter. Doch der schüttelte seine Hand ab und wies auf das Wohngebäude. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein altes, aber durchschnittliches Familienhaus. Ein Haus, um das sich scheinbar schon lange Zeit niemand mehr gekümmert hatte und das dem Verfall preisgegeben war. Die ehemals weißgekalkten Mauern waren fleckig von Moos und zerfressen vom Alter. Das Dach war an mehreren Stellen dringend reparaturbedürftig und der Giebel eingedrückt. Auffällig jedoch war, dass sämtliche Fenster mit dicken Brettern und reichlich Dachpappe vernagelt waren. Als bloßer Schutz vor Einbrechern schien eine derartig wehrhafte Sorgfalt übertrieben.
    »Da hat wohl jemand echt Schiss vor ungebetenen Gästen«, meinte Jarout mit belustigtem Unterton.
    »Oder vor Tageslicht«, entgegnete Calman, dem aufgefallen war, wie neu das Holz über der schwarzen Dachpappe aussah. »Das ist nicht das erste Haus mit derart sorgfältig abgedichteten Fenstern, das ich sehe.«
    »Wenn du’s sagst.« Karen war sicher, dass ihr Freund einige Erfahrung mit derartigen Dingen aufweisen konnte. Allerdings konnte er sich ebenso gut irren. Dieses Haus stand schließlich weit außerhalb der Ortschaft. Dass die Eigentümer ihren unbewohnten Besitz sicherten, war nur verständlich. Doch dann entdeckte sie die dünnen, grauen Rauchsäulen, die sich aus dem Schornstein stahlen. Die schmalen Fäden stiegen nur wenige Zentimeter hoch, ehe der Wind sie ergriff und davon fegte.
    »Sieh mal«, flüsterte sie und schubste Calman in die Seite. Mit der rechten Hand wies sie hinauf zu den unscheinbaren Schwaden, die sie alle auf den ersten Blick übersehen hatten. »Da scheint jemand zuhause zu sein.«
    »Hm«, brummte Calman.
    »Worauf warten wir noch?«, raunte Jarout. »Gehen wir nachsehen.«
    »Auf gar keinen Fall. Erst werde ich Arweth informieren«, hielt Calman dagegen.
    Jarout warf Calman einen zweifelnden Blick zu. Demonstrativ übertrieben drehte er den Kopf erst nach links, dann nach rechts. »Aber, oh mein Gott, die haben uns gar keine Telefonzelle hier zurückgelassen. Himmel, was machen wir denn nun?«
    »Idiot«, murmelte Calman. »Lass deine dämlichen Scherze und gib mir dein Handy.«
    Grinsend kam Jarout dieser Aufforderung nach und warf Calman das zigarettenschachtelgroße, schwarze Telefon zu, der es geschickt auffing. So kann’s gehen, dachte Jarout. Mitten im Wald in sturmdurchwehter Nacht ändert sogar ein Geizkragen mit Strahlenangst seine Meinung. Er konnte nie verstehen, warum Calman bakterienverseuchte Telefonzellen bevorzugte.
    »Sie werden nie erlauben, dass wir dort einfach so reingehen«, seufzte Karen. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie zu dem Haus hinüber. Jetzt war sie so weit gekommen, sollte sie da etwa zulassen, dass Lucas ihr den spannendsten Moment verbot? Sie überlegte, ob sie einfach loslaufen sollte. Doch gleich verwarf sie diesen Gedanken wieder. Calman hätte sie auf halber Strecke eingeholt. Nein, das musste sie geschickter anstellen.
    Sie warf einen prüfenden Seitenblick auf ihre Begleiter. Calman lauschte mit versonnenem Blick am Telefon. Jarout scharrte ungeduldig mit den Füßen und blickte immer wieder von Calman zum Haus. Vielleicht klappt das ja doch, überlegte Karen und schlich einige Schritte nach rechts.
    Dabei ließ sie Calman und ihren Bruder nicht aus den Augen. Hoffnungsvoll schielte sie zum Haus und maß die Entfernung. Wenn ich’s noch einige Meter weiter in diese Richtung schaffe, könnte ich ... Der Gedanke brach jäh ab und sie blieb wie angewurzelt stehen. Der Anblick einer Gestalt vor der Haustür ließ sie erstarren. Bleich und durchscheinend wie

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