Dunkles Fest der Leidenschaft
zurück. Das Tier war sehr groß und hatte Hufe, die wie geschaffen dafür waren, durch den Schnee zu laufen. Rafael schwang sich auf den Rücken des Pferdes und streckte seine Arme nach ihr aus.
»Er ist ein Geschöpf der Nacht, Colby, und er liebt einen guten Galopp.«
Sie nahm seine Hand und ließ sich vor ihm aufs Pferd ziehen. »Lass ihn laufen, Rafael. Heute Abend möchte ich über den Roden fliegen.«
Seine Arme umfingen sie schützend, als er dem schnaubenden Tier einen Refehl zuraunte. Das Pferd schoss davon. Nach dem ersten explosiven Ausbruch von Geschwindigkeit ging es in einen rhythmischen Galopp über, als sie über freies Feld jagten. Schneeflocken wehten ihnen ins Gesicht, und der Wind pfiff in ihren Ohren. Wolken sammelten sich am Himmel, und es hätte dunkel sein müssen, doch der Schnee verwandelte alles in ein helles, glitzerndes Märchenland.
»Dieses Land ist atemberaubend«, sagte Colby. »Vermisst du es?«
»Zuerst haben wir es alle vermisst, aber jetzt sind wir schon so lange in Südamerika, dass der Regenwald und die tropische Hitze unsere Heimat sind. Es ist schön hier und wundervoll, dieses Land zu besuchen, doch für mich fühlt es sich nicht mehr nach Heimat an.«
Colby wandte ihr Gesicht dem Himmel zu. Rafael liebte den Regenwald, aber er hätte ihn ebenso wie das Zusammenleben mit seinen Brüdern auf ihrer Ranch aufgegeben, wenn sie sich gewünscht hätte, in den Vereinigten Staaten zu bleiben. Obwohl sie es nicht geglaubt hatte, als Rafael sie für sich beansprucht hatte, wusste sie jetzt, wie viel Macht sie im Grunde über ihren Gefährten des Lebens hatte. Schließlich kannte sie jeden seiner Gedanken.
Er gab ihr völlige Akzeptanz und bedingungslose Liebe. Sie lehnte sich an ihn und ließ sich von dem wiegenden Rhythmus des Galopps beruhigen.
Das Pferd kannte seinen Weg und sprang zweimal mühelos über umgestürzte Bäume und durchquerte ein schmales Flussbett. Rafael zügelte das Pferd, als sie in der Nähe der Hügel und Wälder waren und Colby Farne und Sträucher durch die Schneeschichten lugen sah.
Hier war die Welt ganz still. Nur ihre Atemzüge waren in der Nacht zu hören. Das Einzige, was sie fühlte, waren Rafaels Arme, die sie hielten, und die kristallklare Nacht mit den leise rieselnden Schneeflocken. Es schien fast unwirklich.
»Mir kommt es undenkbar vor, dass ganz in der Nähe Gefahren lauern. Dir nicht auch?«, flüsterte sie. Sie hatte Angst, den Zauber zu brechen, wenn sie laut sprach.
»Hier gibt es nur uns, Colby.« Er küsste ihren Nacken. »Nur uns zwei, allein in dieser Welt. Nichts Böses und Widerwärtiges, nur einen Mann, der dich über alles liebt.« Seine Arme schlossen sich um sie, als könnte er sie vor allem schützen - selbst vor ihren Minderwertigkeitsgefühlen.
Colby schmiegte sich eng an ihn. Warum fühlte sie sich so minderwertig? War es so, wie Paul sagte? Dass es den meisten Leuten so ging? Oder lag es daran, dass sie nie eine Kindheit gehabt hatte? Plötzlich richtete sie sich auf. »Rafael, weißt du, was? Ich bin wie Josef.«
Er schnaubte, verschluckte sich und musste gleichzeitig husten und schlucken.
Colby wandte den Kopf und warf ihm über die Schulter einen Blick zu. »Doch, ich bin so. Ich habe nie soziale Verhaltensweisen gelernt. Ich habe die ganze Zeit auf der Ranch gearbeitet und musste ständig verheimlichen, wer und was ich bin. Siehst du das nicht? Ich mache es immer noch. Ich will nicht, dass jemand etwas über Razvan weiß, deshalb verkrieche ich mich und schäme mich. Ich muss all diese Leute - Leute, die du kennst und mit denen du aufgewachsen bist - nicht treffen. Ich habe Angst, einer von ihnen könnte sich fragen, warum sich jemand, der so begabt und mächtig ist wie du, ausgerechnet für mich entschieden hat. Ich bin praktisch noch ein Teenager, der auf der Suche nach sich selbst ist. Das ist schlicht und einfach erbärmlich.«
»Wie Josef, dass ich nicht lache! Ich glaube, das Ganze ist ein hinterhältiger Trick, damit ich ein noch schlechteres Gewissen habe, weil ich dem Jungen Angst machen wollte. Ich werde mich nicht bei ihm entschuldigen. Er hätte Ginny nicht angaffen sollen.«
»Das hat er bestimmt nicht getan. Er will nur ein guter Freund sein.«
»Männer wollen nie gute Freunde sein, Colby.« Rafaels Hände glitten unter ihren Umhang, um sich um ihre Brüste zu schließen und mit den Daumen über ihre Spitzen zu streichen, während das Pferd nach Hause zurückkehrte. »Uns gehen sehr viel
Weitere Kostenlose Bücher