Dunkles Fest der Leidenschaft
herumlaufen kann, und passt auf, dass kein Unglück passiert.«
»Kann eines Ihrer Kinder die Gestalt verändern?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe es ihnen nie beigebracht. Ich habe an ihnen allen beobachtet, dass sie von Zeit zu Zeit ruhelos und reizbar werden, doch ich wollte nicht, dass sie diese Last tragen müssen. Ich weiß nicht, ob ich richtig gehandelt habe. Aber einen Sohn zu haben, in dem Jaguarblut fließt, und ihn richtig zu erziehen, ist eine große Verantwortung. Seine Instinkte ... «
»Jubal ist ein anständiger Mann. Er passt sehr gut auf seine Schwestern auf.« Mikhail streckte eine Hand aus und berührte sie leicht.
Sie wurde sofort ruhiger, blinzelte die Tränen zurück und fasste sich wieder. »Männliche Jaguare sind sehr gefährlich.«
»Ich bin viele Jahrhunderte alt, Mrs. Sanders. Ich gebe gern zu, dass ich nicht mit sehr vielen Ihrer Spezies in Berührung gekommen bin, da wir in verschiedenen Gebieten der Erde leben, doch ich kann mich an viele männliche Jaguarwesen erinnern, die wundervolle Persönlichkeiten waren. Not und Angst bringen Leute häufig dazu, Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden. Jubal ist ein guter Mann; er ist so auf die Welt gekommen und wird sein Leben lang anständig bleiben. Sollte er sich jemals in einer extremen Notlage wiederfinden, wird er geistig und körperlich und auch mit seinen Fähigkeiten wachsen und nicht auf primitive Mittel zurückgreifen. Davon bin ich überzeugt.«
Sie holte tief Luft. »Danke. Das ist meine größte Sorge.«
Er hatte diese Angst gesehen, als er einen flüchtigen Blick in ihr Bewusstsein erhascht hatte, bevor es sich vor ihm verschlossen hatte. »Sie haben bemerkenswerte Kinder, Mrs. Sanders. Joie ist ein wahrer Schatz, den wir alle zu hüten helfen. Jubal hat genauso wie Gabrielle sehr viel auf dem Gebiet der Forschung geleistet.«
»Gabrielle hat einen jungen Mann kennengelernt – Gary Jansen. Sie sagt, dass sie mit ihm an einem großen Forschungsprojekt arbeitet. Ist er auch Karpatianer?«
Das schwache Lächeln auf Mikhails Gesicht verblasste. »Gary ist ein Mensch – ein Freund, der von allen Karpatianern beschützt wird. Zu jeder Zeit.« Falls es einen Menschen auf der Welt gab, für den Karpatianer kämpfen würden, war es Gary Jansen. Aber jetzt...
»Was ist los mit Gabrielle?«, fragte Mrs. Sanders. »Ich weiß, dass etwas nicht stimmt, doch Joie und sogar Jubal wollen nicht mit mir darüber sprechen.« Sie schüttelte den Kopf. »Meine Familie hat so viele Geheimnisse, aber Sie scheinen sie alle zu kennen. Gabrielle ist doch noch am Leben, oder?«
Mikhail fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Er hasste es, in dieser Situation zu sein. Diese Frau hatte es verdient, Antworten zu bekommen – die Wahrheit über ihre Tochter zu erfahren. »Ebenso wie Joie zu einer der Unseren umgewandelt wurde, da sie andernfalls gestorben wäre, ist auch Gabrielle umgewandelt worden.«
Mrs. Sanders gab einen kleinen, verzweifelten Laut von sich und drehte sich zu ihrem Mann um. Er stand groß und aufrecht mit ausdrucksloser Miene in der Tür. »Ray, mein Liebling, es tut mir so leid! Das ist alles meine Schuld.«
Er eilte an ihre Seite, kniete sich neben sie und nahm ihre Hände in seine. »Rede dir das nicht ein! Du hast nichts falsch gemacht.«
»Ist die Tatsache, dass Ihre Kinder Karpatianer sind, so schlimm?«, wollte Mikhail wissen. »Sie werden immer behütet sein und beschützt werden.«
»Joie schon, aber was ist mit Gabrielle? Sie ist anders, nicht so abenteuerlustig wie Joie. Sie liebt ihre Arbeit und ihr Zuhause. Dieses Leben ist nichts für sie.«
»Aber es ist ein Leben, Mrs. Sanders. Sie wäre gestorben, und wir haben ihr die Entscheidung überlassen. Es ist das, was sie wollte. Unsere Heiler sind jetzt bei ihr. Sie werden ihr helfen, sich an ihr neues Leben zu gewöhnen. Sie ist an einen Karpatianer- Vikirnoff von Shrieder – und auch an mich gebunden. Wir werden immer für Gabrielles Wohl und ihre Sicherheit sorgen.«
Mrs. Sanders klammerte sich an die Hand ihres Mannes und holte tief Luft. »Zumindest muss ich nicht mehr befürchten, dass ein Jaguarmann eine meiner Töchter in die Hände bekommt. Das war eine gewaltige Sorge, vor allem, da Joie so viel unterwegs war.« Sie versuchte, ihren Ehemann anzulächeln. »Ob Mensch oder Karpatianer, das ist mir egal. Bloß kein Jaguarblut.«
»Ich dachte, es gäbe nur noch wenige von ihnen«, sagte Mikhail.
»Wenige reinblütige vielleicht, aber
Weitere Kostenlose Bücher