Dunkles Fest der Leidenschaft
und so viele Herzen schlagen und all das Blut durch Adern fließen zu hören, verstärkte sein Unbehagen noch. Schatten tauchten in seinem Inneren auf, und der Dämon in ihm schrie nach Blut, nach einem winzigen Funken Gefühl, einem kurzen seelischen Hoch, das ihm das Leben zurückgeben würde. Nur ein einziges Mal. Er konnte seine Beute fast vor sich sehen, mit wild schlagendem Herzen und von Adrenalin durchsetztem Blut, das ihn beim Trinken in einen wahren Rausch versetzen würde.
Dort im Schatten suchte er seine Beute aus. Der Mann, der gesund und kräftig war und eine so hohe Meinung von sich hatte, dass er allen anderen sagte, was sie zu tun hatten. Manolito würde dafür sorgen, dass dieser Mann es kommen sah, den Tod in seinen Augen, seinem Herzen und seiner Seele, und er würde fühlen, wie der andere um sein Leben kämpfte, wenn Manolito seine Zähne tief in ihn hineinschlug. Um ein Leben, das er selbst nicht mehr hatte und nie wieder haben würde.
Überall in seinem Umkreis gab es Karpatianer, denen es gelungen war, eine Frau für sich zu beanspruchen – darunter zwei seiner Brüder. Er hörte ihr Lachen und konnte durch sie Gefühle erleben, doch es war nicht genug. Zu viele Jahrhunderte waren vergangen. Zu viele Kämpfe, zu viele Tote. Er spürte, wie seine Willenskraft immer näher an jenen dunklen Abgrund heranglitt, dem er sich offenbar nicht entziehen konnte. Er war mit den Karpatianern gegen die Vampire angetreten, war verwundet und wieder geheilt worden, doch beim Erwachen hatte er die Dunkelheit gespürt, die in ihm lauerte und ihn ständig lockte, bis er glaubte, wahnsinnig zu werden - bis er glaubte, den Wahnsinn willkommen zu heißen.
Sein Blick wanderte zu einer Frau in hochhackigen Schuhen. Frauen hatten nie etwas dagegen, Gegenstand seines Interesses zu sein. Er konnte sie mit seinem dunklen, verführerischen Aussehen mühelos anlocken. Manolito wusste, was Frauen in ihm sahen, wenn sie ihn anschauten: einen attraktiven Mann, geheimnisvoll, reich und sehr, sehr sexy. Er war der Inbegriff des männlichen Raubtiers, und die Frauen liefen ihm nach und bettelten praktisch darum, mit ihm ins Bett gehen zu dürfen. Er benutzte sie rücksichtslos, indem er den Eindruck sexueller Ausschweifungen hinterließ, während er sie mit seinen Zähnen zeichnete; und jedes Mal widerte ihn dabei die Bereitwilligkeit an, mit der sie sich ihm an den Hals warfen. Wenn sie nur wüssten, dass er sich in Wirklichkeit wünschte, ihnen jeden Tropfen Blut aus dem Leib zu saugen, sodass nur eine leere Hülle zurückblieb, während er einen Moment lang das berauschende Gefühl auskosten konnte, am Leben zu sein.
Die Versuchung war beinahe unwiderstehlich und rief sofort eine körperliche Reaktion bei ihm hervor. Seine Eckzähne wurden lang und scharf, während sich sein Körper danach sehnte zu töten. Nur ein einziges Mal. Das Flüstern in seinem Inneren wurde lauter und übertönte seinen Impuls, seine Brüder zu Hilfe zu rufen. Einmal nur das Leben zu schmecken, um lange Zeit davon zu zehren. Nur ein einziges Mal. Wer würde es schon erfahren?
Die Herzschläge wurden lauter, bis sie in seinen Ohren dröhnten. Er hörte sein eigenes Herz schlagen und wartete darauf, dass die Schafe um ihn herum seinem Beispiel folgten. Und er musste sich nicht lange gedulden: Langsam griffen sie einer nach dem anderen den Rhythmus seines Herzschlags auf.
Manolito sehnte sich nach heißem Blut in seinen Adern. Er sehnte sich danach, die Haut einer Frau zu spüren, die Erregung, wenn sie sich ihm hingab. Aber er konnte es nicht fühlen – nicht wirklich. Seine Brüder gaben ihm löffelweise Empfindungen, als fütterten sie ein Kind. Es war nicht genug. Die Dunkelheit rief nach ihm, und er musste antworten. Er konnte schon fast das Gefühl von Macht in seinem Mund schmecken.
Abrupt drehte er sich um und ging hinaus in die Nacht, wo er ruhiger atmen und versuchen konnte, klarer zu denken. Noch immer quälte ihn der Hunger wie eine Besessenheit, die er nicht abschütteln konnte. Die Nacht war nicht dunkel genug, um ihn zu verbergen. Der Schnee erhellte den Boden und drängte die Schatten zurück. Er brauchte den Schutz der Wälder. Manolito änderte die Richtung und ging auf den Wald zu.
»Nicolae, Krieger und Bruder, es ist gut, dass du hier bist.« Nach der uralten traditionellen Begrüßung der Karpatianer schloss Mikhail seine Hände um die Unterarme des großen, dunkelhaarigen Jägers, um ihn daheim willkommen zu
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