Dunkles Fest der Leidenschaft
unserem Feind zu viel zugetraut.«
»Ich hatte denselben Gedanken. Es hat mir gar nicht gefallen, dass der dunkle Magier einen Beauftragten geschickt hat oder selbst gekommen ist. Er verwendet Dinge, gegen die wir keinen entsprechenden Schutz bieten können.« Manolito studierte das Gesicht des Prinzen. Er sah älter aus, als Manolito ihn noch von der Vorwoche her in Erinnerung hatte. Kummer lag in seinen Augen, und ein Spiel des Lichts ließ ihn so aussehen, als läge die Last der ganzen Welt auf seinen Schultern.
»Wir haben auf jeden Fall gelernt, dass wir uns unter der Erde ebenso schützen müssen wie darüber. Unsere Ruheplätze sind nicht mehr die sichere Zuflucht, für die wir sie gehalten haben«, stimmte Mikhail zu. »Wie geht es dir? Ich weiß, dass deine Verletzungen sehr schwer waren. Hat Gregori dich untersucht, um sich davon zu überzeugen, dass du vollständig geheilt bist?«
»Es geht mir gut. Ich bin schon oft verwundet worden, und es wird auch in Zukunft wieder passieren.« Manolito überprüfte die Wände der Kammer. »Glaubst du, es ist Xavier gelungen, die Vampire im Kampf gegen uns zu vereinen?«
»Wer unsere Feinde auch vereint hat – ob Xavier und Razvan oder die Brüder Malinov -, ist im Grunde nicht von Bedeutung. Sie haben sich verbündet, und uns bleibt nichts anderes übrig, als mit ihnen fertig zu werden.« Mikhail verstärkte die Schutzbarriere, die das Paar in der Erde umgab. »Ich kann weder hier noch im Netzwerk der Höhlen einen Hinweis darauf finden, dass unser Feind auf der Lauer liegt. Hast du etwas entdeckt?«
»Nein«, gab Manolito widerstrebend zu, während er sein eigenes schützendes Netz spann, das nur seiner Familie vertraut war. Für jemanden, der einen Fehler beging, war es schwer und nur mit fatalen Konsequenzen aufzuheben. Riordan würde sofort seine Handschrift erkennen. Er hatte tatsächlich keinerlei Hinweise gefunden, doch er war immer noch nicht überzeugt, dass sein jüngster Bruder in Sicherheit war – und das behagte ihm ganz und gar nicht.
Die beiden drehten sich zu dem Ausgang der Kammer um, wo ein enger Gang nach oben führte. Manolito hielt sich ein Stück vor dem Prinzen, da er trotz seiner gründlichen Untersuchung der Höhlen immer noch unruhig war.
»Ich muss noch zu Falcon und Sara und dann weiter zu Gregori und meiner Tochter«, sagte Mikhail. »Ich bin froh, wenn diese Nacht vorbei ist. Hast du das Gasthaus überprüft? Skyler hat mehrfach darauf hingewiesen, dass der Energiestrom ihrer Meinung nach aus dieser Richtung kommt.«
»Ja, doch ich gehe noch einmal hin. Falcon hat mir gesagt, dass er die Kinder in etwa einer Stunde dort hinbringt. Ich möchte mir alles noch einmal anschauen, bevor alle Frauen und Kinder eintreffen«, erwiderte Manolito. »Nur um ganz sicherzugehen, dass ihnen nichts passieren kann.«
Sein rastloser Blick wanderte über den Boden, die Seitenwände und die Decke der Höhle, als sie zum Ausgang gingen. Das Geräusch des tropfenden Wassers hallte unablässig und ungewöhnlich laut in den Höhlen wider, und der monotone Rhythmus überdeckte jeden Laut, der ihn auf eine drohende Gefahr hätte aufmerksam machen können. Er versuchte, die Lautstärke zu reduzieren, aber das Tropfen schien noch lauter zu werden und fast zu einem Dröhnen anzuschwellen.
Manolito blieb stehen und schob sich zwischen Mikhail und den Gang. »Das gefällt mir nicht.«
»Mir gefällt schon seit längerer Zeit einiges nicht«, gab Mikhail zurück.
Beide betrachteten den Gang, von dem sie nur wenige Schritte trennten. Licht, das von Schnee und Eis reflektiert wurde, fiel einladend auf den Boden. Kleine Eisformationen hatten sich an der Decke des Durchgangs gebildet, lange, schmale Speere in verschiedenen Farben.
Manolito schüttelte den Kopf und hob eine Hand. »Lass mich zuerst gehen. Du kannst hier warten, ob ich eine Falle auslöse, oder vielleicht können wir uns als Dunst durch den Gang treiben lassen.«
»Wenn unsere Feinde hier sind, müssen wir es wissen. Dein Bruder ruht mit seiner Gefährtin in der Erde. Eine unserer Frauen wird bald ein Kind zur Welt bringen. Wir müssen in Erfahrung bringen, ob sie in unsere unterirdischen Kammern eingedrungen sind.«
Manolito nickte und machte ein paar vorsichtige Schritte, wobei er die Eisspeere an der Decke nicht aus den Augen ließ. Bei jedem Schritt, den er setzte, vibrierte das Eis, als wäre es von der Bewegung erschüttert worden.
»Nimm die Gestalt von Dunst an«, riet Manolito dem
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