Dunkles Fest der Leidenschaft
bin zufällig Zauberkünstlerin. Können die Kinder bitte zu mir auf den Balkon kommen? Ich möchte ihnen einen der größten Zaubermeister aller Zeiten zeigen. Er ist ein gut gehütetes Geheimnis.«
Alle Kinder, von Karpatianern wie von Dorfbewohnern, drängten sich vor, dicht gefolgt von den Erwachsenen. Paul setzte Emma auf seine Schultern, Skyler nahm Baby Tamara, und Josef hob den kleinen Jase hoch. Travis packte Chrissy an den Schultern, während Ginny die beiden anderen Jungen von Sara und Falcon an der Hand nahm. Josh, der sich ziemlich erwachsen vorkam, kümmerte sich um das letzte Mädchen, die kleine Blythe.
Als Savannah sprach, blinkten viele bunte Lichter um sie herum, und Schnee fiel herab, ohne sie zu berühren. Die Welt ringsum erschien wie verzaubert. Dünne Nebelstreifen wanden sich um ihre Füße, als sie in ihren kleinen Elfenstiefelchen über die Balkonbrüstung tänzelte; ihr Haar schwang um sie herum wie ein Cape, und ihr Gesicht wirkte im Mondlicht ein wenig wie das einer Fee. Kristalle hingen an den Dachrinnen und erstrahlten ebenfalls in leuchtenden Farben, in weichem Rot und Grün und Blau und Gelb, und verwandelten den Nachthimmel in ein buntes Lichtermeer.
Alle Kinder hielten den Atem an, und Travis musste Emma festhalten, als sie auf den Balkon hinausging und ehrfürchtig die Lichter anstarrte. Savannah drehte sich einmal im Kreis und hüpfte zurück, direkt vor die Kinder. »Ach du meine Güte, ich habe ja meinen Zauberstab vergessen. Ich brauche ihn, damit ich euch den Weihnachtsmann zeigen kann.« Sie senkte verschwörerisch die Stimme und schaute verstohlen nach rechts und links, als würde sie sich nur ihnen anvertrauen. »Er kommt immer nur im Schutz der Nacht, damit ihn die Kinder nicht entdecken.« Wieder schaute sie sich um. »Wenn ich nur meinen Zauberstab hätte!«
»Aber Savannah«, wandte Chrissy ein, »du hast ihn doch in der Hand!«
»Wirklich?« Savannah gelang es, überrascht dreinzuschauen. Sie hob den leuchtenden Stab hoch und schwenkte ihn in einem kleinen Kreis durch die Luft. Es regnete funkelnden Elfenstaub auf den verschneiten Balkon. »Oh, gut! Er funktioniert. Mal sehen. Ihr schaut jetzt zum Himmel, und ich versuche, mich zu erinnern, wie es funktioniert. Ich habe es erst einmal gemacht, wisst ihr, doch für euch probiere ich es noch einmal.«
Savannah tanzte wieder über die Brüstung und schwenkte mit großer Geste den Zauberstab. Der fallende Schnee teilte sich wie ein Vorhang. Ein großer Schneemann mit Kohlenstücken als Augen und einer Karotte als Nase fuhr herum, zog ein schuldbewusstes Gesicht und rannte durch den Schnee ins Dorf.
»Ach herrje, das war der Falsche ! Das war Frosty, der Schneemann. Lasst es mich noch mal versuchen«, bat Savannah.
Die Kinder lachten, als Savannah den Schnee zurückholte, noch ein wenig tanzte und weiteren Elfenstaub aufwirbelte, als sie den Vorhang aus Schnee erneut öffnete.
Die Kinder – und fast alle Erwachsenen – schnappten nach Luft, und einige hielten sich die Hand vor den Mund, um still zu bleiben. Hoch oben am Himmel, wo die Sterne funkelten und der Mond schien, glitt ein schimmernder, von Rentieren gezogener Schlitten durch die Nacht. Ein Mann in einem mit Pelz besetzten roten Anzug und mit einem weißen Bart lenkte das Gespann. Hinten auf dem Schlitten lag ein gewaltiger Sack, der bis oben hin prall mit Geschenken gefüllt war. Kleine Glöckchen bimmelten an dem Schlitten, und die pulsierenden Lichter, die eben noch den Schnee beleuchtet hatten, funkelten jetzt rund um den Rentierschlitten. In einem Moment war Savannahs fröhliches Gesicht noch deutlich zu sehen, und im nächsten erschien es nur noch blass und verschwommen.
Die Augen des Mannes schienen schwarz wie Kohle zu sein. Schnee lag auf seinem Bart und auf den fransenbesetzten und mit silbernen Beschlägen verzierten roten Sätteln der Rentiere. Der Schlitten kreiste über ihren Köpfen. Andächtiges Schweigen senkte sich über die Menge, als die Rentiere in einem weiten Bogen immer weiter nach unten schwebten und schließlich auf dem Dach landeten. Niemand rührte sich. Das Geräusch von tänzelnden Hufen war zu hören, dann folgte Stille. Schließlich stapften schwere Stiefel über das Dach.
Als alle die Köpfe wandten, sahen sie den Weihnachtsmann beim Baum stehen und überall Geschenke aufstapeln. Einmal hielt er inne, um sich eine Hand voll von den Keksen und ein paar Karotten zu nehmen, die Sara und die Kinder für ihn und seine
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