Dunkles Fest der Leidenschaft
nicht ertrage, wenn du unglücklich bist. Bestimmt liegt es in meiner Macht, das in Ordnung zu bringen.
Die Katze wechselte in seinen Armen die Gestalt. Warmes Fell wich weicher Haut, und eine Flut seidiger Haare fiel über sein Gesicht. Tempest legte ihre schlanken Arme um seinen Hals. »Ich weiß es selbst nicht, Darius. Ich weiß nicht, was mit mir los, doch ich könnte dauernd weinen.«
Er spürte, wie ihr ein leichter Schauer über den Rücken lief, und zog sie enger an sich, wobei er automatisch ihre und seine Körpertemperatur regulierte, damit sie die Kälte nicht spürten. Seine Finger gruben sich in ihr volles, rotes Haar. »Wie lange geht das schon, und warum weiß ich nichts davon?«
»Weil es so dumm ist, Darius. Mir fehlt nichts.« Sie rieb ihr Gesicht an seiner Brust. »Ich bin es nicht gewöhnt, unter Menschen zu sein, also bin ich vielleicht einfach nervös.«
Als er ihr Gesicht berührte, fühlte er Tränen, und sein Herz zog sich in seiner Brust schmerzhaft zusammen. Darius holte tief Luft und ließ sie wieder heraus. »Ich werde dich gründlich untersuchen, Tempest. Wir wissen nicht, welche Auswirkungen die Umwandlung auf deinen Körper hatte. Vielleicht bist du krank.«
Sie schmiegte ihr Gesicht an seinen Hals. »Ja, vielleicht. Ich fühle mich ein bisschen unwohl.«
Stirnrunzelnd strich er ihr das Haar aus dem Gesicht. »Du wolltest heute Abend nichts zu dir nehmen. Ich dachte, es liegt daran, dass uns dieses Weihnachtsmahl bevorsteht. Macht dir unsere Art der Nahrung nach all der Zeit immer noch zu schaffen?«
»Nicht, wenn sie von dir kommt«, gestand sie. »Ich bin bloß müde, das ist alles. Müde und ein bisschen durcheinander, denke ich.«
»Du hättest nicht versuchen sollen, das vor mir zu verbergen«, sagte er.
»Ich wollte nicht, dass du dich um mich sorgst, wie du es jetzt tust. Seit wir hier sind, schaust du dich ständig um, suchst den Boden, den Himmel und die Bäume ab, als erwartetest du Ärger. Du hast genug damit zu tun, auf unsere Sicherheit zu achten.«
»Alles, was dich betrifft, steht für mich an erster Stelle, Tempest.« Er strich rotblonde Strähnen aus ihrem Gesicht. »Ich weiß, wie schwer es für dich war, dich umzustellen und auf unsere Lebensweise einzulassen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es war meine Entscheidung, Darius. Ich wollte mit dir zusammen sein. Ich habe dich und deine Lebensweise selbst gewählt. Du hättest für mich – für uns beide – anders entschieden. Inzwischen liebe ich auch die anderen, Desari und Julian, Dayan und Corinne und Barack und Syndil, und ich gewöhne mich langsam daran, sie in meiner Nähe zu haben, aber das hier ... « Sie schloss mit einer weit ausholenden Handbewegung die schneebedeckten Berge und den Wald ein, wo ihre Häuser vor neugierigen Blicken verborgen blieben. »Es überwältigt mich einfach.«
Er strich mit seiner Daumenkuppe über einen ihrer Wangenknochen. »Wir müssen nicht an der Feier teilnehmen, Liebes. Wir können weggehen, weit weg, und einfach zusammen sein. Ich dachte, du wolltest herkommen.«
»Ich wollte es ja auch.« Ihre Unterlippe bebte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich dachte, dass ich es wollte.«
Er beugte sich vor, um ihren Mund mit seinem einzufangen. »Nicht weinen, Tempest, bitte! Ein Temperamentsausbruch von dir ist mir bei Weitem lieber. Deine Tränen brechen mir das Herz.«
Sie versuchte mitten im Küssen ein leises Lachen. »Tränen sind normal.«
»Nicht bei dir. Du beschmeißt mich eher mit sehr harten Schneebällen oder beschimpfst mich, statt zu weinen.«
Wieder küsste er sie, und Tempest konnte in seinem Kuss das verzweifelte Verlangen spüren, sie zu trösten. Sie schämte sich, weil sie nicht aufhören konnte zu weinen. Es passte so gar nicht zu ihr. Am liebsten wäre sie in ein Loch gekrochen und hätte die Erde über sich geschlossen. Sie wollte sich an Darius klammern und ihn nie wieder loslassen, und auch das sah ihr nicht ähnlich. Er hielt sie einfach in seinen Armen und wiegte sie hin und her, als wäre sie ein Kind, und als sie zu ihm aufblickte, wanderte sein Blick rastlos hin und her, unablässig in seiner Wachsamkeit und darauf ausgerichtet, jede Gefahr in ihrer Nähe zu entdecken.
»Hier ist es so schön, Darius, dass man sich kaum vorstellen kann, irgendwie in Gefahr zu geraten. Ich wünschte, wir könnten uns einfach mal entspannen und das Leben genießen - auch wenn es nur für ein, zwei Tage ist.«
Er berührte eine lose Haarsträhne
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