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Dunkles Fest der Leidenschaft

Titel: Dunkles Fest der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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bezweifelte es. Um zu überleben, um nicht den Verstand zu verlieren, hatte sie sich als Kind völlig von der Außenwelt zurückgezogen, und vielleicht war sie zu lange fort gewesen. Sie wusste nicht, wie es war, einen Freund zu haben – oder einen Partner.
    Sie entschied sich für die obligatorische Antwort. »Ja, natürlich sind wir Freunde«, antwortete sie. Im Lauf der Jahre hatte sie gelernt, dass die anderen zufrieden waren und sie in Ruhe ließen, wenn sie das sagte, was man von ihr erwartete.
    Josef entspannte sich sichtlich. »Warum bist du nicht zu Aidan rübergekommen, um das neue Videospiel auszuprobieren ? Es ist echt cool.«
    »Ich habe Francesca geholfen, die Pfefferkuchenhäuser für heute Abend zusammenzusetzen.« Schützend schlang sie ihre Arme um sich.
    »Antonietta bereitet irgendwas ganz Tolles für das Festmahl zu. Komm doch mit und hilf ihr. Ich bin gerade auf dem Heimweg.«
    »Dich habe ich schon ein Dutzend Mal gesehen, und ich kenne dich übers Internet, aber Antonietta habe ich noch nicht getroffen. Irgendwie habe ich fast Angst davor. Sie ist so berühmt.«
    »Sie ist Pianistin«, räumte Josef ein, »aber sie ist kein bisschen eingebildet. Sie war blind, bevor sie mit Byron zusammen war, aber ich glaube, jetzt sieht sie auch nicht viel besser.« Er grinste, sodass seine weißen Zähne sich grell vor den dunklen Konturen abhoben, die er um seine Lippen zog, um die Aufmerksamkeit auf sein Zungen-Piercing und den kleinen Ring in seiner Lippe zu lenken.
    »Ich dachte, wenn jemand umgewandelt wird, verschwinden alle Narben und Behinderungen.« Sie berührte die halbmondförmige Narbe auf ihrem Gesicht. »Und wie kannst du Piercings tragen? Heilt sich dein Körper nicht selbst?«
    Josef seufzte. »Es ist ein echter Kampf«, gestand er. »Meistens trage ich sie nicht, weil sich die Löcher innerhalb von Minuten schließen, doch weil ich einen Ruf zu wahren habe, konzentriere ich mich ständig darauf, und dann geht es.«
    »Ist deshalb die Haut über dem Diamanten an deiner Nase zugewachsen?«, fragte Skyler, während sie sich ihr Kinn an ihren hochgezogenen Knien rieb. Wieder starrte sie in die glitzernde weiße Welt hinaus. Es schien eine Landschaft aus einem Märchen zu sein, nur Kristall und Eis. Und kalt – wie sie selbst. Sie schloss kurz die Augen vor dem Leid, das auf ihr lastete, und konzentrierte sich stattdessen auf den Gesang der Wölfe. Skyler hatte diese Tiere schon immer geliebt und von jeher eine Verbundenheit mit ihnen empfunden, und jetzt sprach ihr Gesang etwas Einsames und Animalisches in ihrem Inneren an.
    Josef legte hastig seine Hand auf seine Nase. »Nicht schon wieder! Hoffentlich war es nicht so wie jetzt, als mich der Prinz gesehen hat.« Er musterte sie aus zusammengekniffenen Augen. »Du kommst doch mit, oder? Antonietta ist echt nett. Und Byron auch. Er will bloß nicht, dass ich es weiß.«
    Skyler schüttelte den Kopf. »Ich kann jetzt nicht. Ich komme später nach.« Sie musste allein sein, um gründlich über alles nachzudenken. Sie mochte Josef, aber er lenkte sie ab, und er hatte keine Ahnung, wie aufgewühlt sie war. Dimitri würde es wissen. Der Gedanke kam ungebeten und erfüllte sie mit Scham – mit Bedauern. Mit Zorn.
    »Komm schon, Skyler, sei nicht albern. Bloß weil deine Eltern finden, dass du einen Babysitter brauchst, musst du nicht hierbleiben. Du kannst ruhig mit mir gehen. Ich bin über einundzwanzig. «
    Sie starrte ihn böse an. »Ach ja? Ich dachte, du wärst in Joshuas Alter. Du wirst mich nicht dazu bringen, das Falsche zu tun, Josef.« Ihre Schuldgefühle nahmen zu. Josef konnte sie vielleicht nicht zu Dummheiten zu verleiten, doch sie war im Begriff, ihren Eltern nicht zu gehorchen. Die schreckliche Last in ihrer Brust wurde immer schwerer, und das Leid erstickte sie fast. Sie musste dem ein Ende setzen – musste Dimitri begreiflich machen, dass es nicht an ihm lag. Es war nichts Persönliches. Sie würde jeden ablehnen. Er musste weiterziehen.
    »Du bist bloß sauer, weil ich mich darüber lustig gemacht habe, dass du auf einen Erwachsenen warten musstest, statt allein nach Hause zu gehen«, sagte er. »Ich hab dich doch bloß auf den Arm genommen. Kein Grund zur Aufregung.«
    »Ich bin kein Baby«, brauste sie auf und presste beide Hände auf ihren schmerzhaft brennenden Magen. »Es war wirklich nicht nötig, sich über mich lustig zu machen.«
    »Klar war es das. Freunde dürfen so was.«
    Das ließ sie verstummen. Irgendwie waren

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