Dunkles Fest der Leidenschaft
sie tatsächlich Freunde. Sie mochte Josef. Doch sie war einfach nicht gern mit ihm allein – mit keinem Mann. Mit niemandem. Skyler fuhr sich mit einer Hand durchs Haar und konzentrierte sich darauf, nicht zu weinen.
Josef, der ihren Gesichtsausdruck sah, versuchte es noch einmal. »Der Prinz kam auf einen Sprung vorbei, als ich bei Aidan und Alexandria war. Er hat erzählt, dass er Gregori heute Abend als Weihnachtsmann auftreten lassen will. Mann, das wird die Kids total in Panik versetzen! Müsste eigentlich ganz lustig werden.«
»Kleinen Kindern Angst einzujagen, ist nicht lustig, Josef. Schon gar nicht, wenn es um den Weihnachtsmann geht. Sie könnten ein Trauma zurückbehalten.«
»Du klingst immer mehr wie Francesca.« Offenbar war diese Bemerkung nicht als Kompliment gemeint. »Ich traumatisiere sie jedenfalls nicht. Das macht Gregori – und nicht ich habe ihn ausgesucht, sondern der Prinz.«
»Pass bloß gut auf, dass du nicht dabei hilfst, die Kinder zu erschrecken, vor allem Tamara nicht.«
Sie starrten einander einen langen Moment finster an. Als Josef sich schmollend abwenden wollte, räusperte Skyler sich. »Kannst du eigentlich deine Gestalt wechseln?«
Er warf sich in die Brust. »Natürlich!«
Sie spähte zum Haus. »Glaubst du, jemand, der nur zum Teil Karpatianer ist, kann es auch?« Sie wich seinem Blick aus, indem sie ihr Kinn wie gedankenverloren an ihren Knien rieb. In Gegenwart Erwachsener mochte Josef sich wie ein Idiot aufführen, doch er war nicht auf den Kopf gefallen und könnte durchaus in der Lage sein, ihren Gesichtsausdruck richtig zu deuten.
»Na ja ...« Er runzelte die Stirn. »Gute Frage. Natalya hat sich in einen Tiger verwandelt, was nebenbei ziemlich cool war, aber ich habe nie von den Erwachsenen gehört, dass es jemand anders auch kann.«
»Wie machst du es?«
Er schüttelte den Kopf. »Denk nicht mal dran, Skyler. Es ist nicht so einfach. Ich übe ständig, und mir unterlaufen immer noch Fehler.«
»Du übst nicht ständig. Du spielst ständig Videospiele.« Mit einem weiteren verstohlenen Blick zum Haus ließ sie sich vom Geländer in den Schnee gleiten. Im Gegensatz zu Josef konnte sie ihre Körpertemperatur nicht regulieren, und ihr war kalt, weil sie zu lange im eisigen Wind auf dem Geländer gesessen hatte. Wenigstens hatte es – einstweilen, dachte sie, als sie den von schweren Wolken verhangenen Himmel betrachtete – aufgehört zu schneien.
Josefs Miene verdüsterte sich. »He, und ob ich meine Gestalt wechseln kann! Pass mal auf!« Er trat ein paar Schritte zurück und richtete sich mit ausgestreckten Armen auf. Federn sprossen aus seinem Körper, und sein Gesicht verformte sich einige Male, ehe es flach und rund war, mattweiß mit graubraunen Sprenkeln und schwarz umrahmt. Seine Augen wurden hellgelb, und sein Schnabel, der sich allmählich bildete, war graugrün mit kleinen Federbüscheln am Ansatz. Sein Körper zog sich zusammen, verformte sich und schrumpfte mit einigen Verzögerungen, bis er in der perfekten Form einer sehr kleinen Eule im Schnee hockte. Das Gefieder der Eule war graubraun mit einem komplizierten Muster aus Streifen und Punkten. Der Vogel saß regungslos da. Er war so klein, dass Skyler wirklich staunte, wie Josef das geschafft hatte. Die großen Augen blinzelten sie an.
Skyler wanderte um das winzige Geschöpf herum. »Unglaublich, Josef. Wie konntest du so klein werden? Kannst du tatsächlich fliegen? Oder soll ich dich einfach ausstopfen lassen und als Dekoration verwenden?«
Die Eule gab einen kläglichen Laut von sich und hüpfte hin und her, wobei sie die Flügel ausbreitete und mit ihnen schlug, bis sie unbeholfen aufstieg. Josef flog ein paar Mal um Skyler herum, bevor er höher aufstieg und wieder nach unten schoss, direkt auf ihren Kopf zu.
Skyler warf die Arme hoch, rannte los und schaufelte mit beiden Händen Schnee, um den lästigen Vogel damit zu bewerfen. »Hör auf! Das ist nicht komisch, Josef!«
Wieder stieg der Vogel auf und umkreiste sie, um den nötigen Schwung für einen neuerlichen Sturzflug zu bekommen. Skyler rannte zum Haus zurück und hatte es beinahe erreicht, als der Vogel wieder herunterstieß. Sie duckte sich und hielt beide Hände über ihren Kopf. Der kleine Kauz prallte an die Hausseite, fiel wie ein Stein auf den Boden und lag ganz still da, die winzigen Füße nach oben gestreckt, genau wie in einem Cartoon.
Skyler ließ zischend den Atem entweichen. »Das ist nicht witzig, Josef. Steh
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