Dunkles Fest der Leidenschaft
schlossen sich besitzergreifend um sie, als er sie beide in eine Welt reiner Ekstase mitriss.
Kapitel 9
S kyler saß auf dem Verandageländer und starrte in das glitzernde Weiß hinaus. Schmerzen erschütterten ihren Körper und ihre Seele, bis die Last so schwer wurde, dass sie kaum noch atmen konnte. Im Haus konnte sie Gabriel und Francesca lachen hören. Die beiden spielten mit der kleinen Tamara. Gelegentlich fühlte sie ihren behutsamen mentalen Zugriff, als wollten sich Gabriel und Francesca vergewissern, dass sie noch in der Nähe war.
Sie achtete darauf, dass sie nur die Oberfläche streiften, nur das Bild empfingen, das sie ihnen bot – ein junges Mädchen an einem aufregenden, fremden Ort, das sich auf eine Weihnachtsfeier freute. Das karpatianische Blut, das ihnen gemeinsam war, erleichterte es ihr, die Fassade aufrechtzuerhalten, und die lebenslange Gewohnheit, ihre Gefühle vor anderen zu verbergen, machte die Aufgabe einfach.
Skyler biss sich fest auf die Unterlippe und betrachtete ihre langen Fingernägel. Sie knabberte ständig an ihnen herum, aber dank des karpatianischen Blutes, das Francesca und Gabriel ihr gegeben hatten, wuchsen sie schnell nach und waren kräftiger und fester als je zuvor. Sie war immer noch nicht in der Lage, andere körperlich zu berühren, ohne deren Gefühle selbst zu empfinden. Wenn überhaupt hatte das karpatianische Blut ihre Gabe verstärkt, und das konnte sehr unangenehm werden. Sie ging nicht gern zur Schule, sondern bevorzugte die Privatlehrer, die Francesca gefunden hatte, obwohl sie wusste, dass ihre Adoptiveltern der Meinung waren, dass sie die Gesellschaft anderer junger Leute brauchte. Das stimmte nicht. Sie brauchte es, allein zu sein.
»Skyler? Alles in Ordnung mit dir?«
Beim Klang der Männerstimme schrak sie zusammen. Josef stand vor der Veranda, beide Hände in die Hosentaschen gesteckt.
Bemüht, sich ihren Kummer nicht anmerken zu lassen, biss sie sich erneut fest auf die Unterlippe. Der Schmerz bereitete ihr Übelkeit, und alles, was sie sah, schien vor ihren Augen zu verschwimmen. »Klar.« Sie brachte das Wort kaum heraus und verzichtete darauf, ihm ein erzwungenes fröhliches Lächeln zuzuwerfen.
Das war nicht ihr eigener Schmerz. Irgendwo da draußen im Wald litt der Mann, der behauptete, ihr Gefährte des Lebens zu sein, furchtbare Qualen. Sie wollte es ignorieren, aber das ging nicht. Schuldgefühle nagten an ihr. Skyler wusste nur zu gut, was Qualen bedeuteten – und Verzweiflung. Und trotz allem faszinierte sie der Mann. Er war natürlich sehr alt. Und viel zu dominant. Bestimmt würde er von ihr bedingungslosen Gehorsam erwarten, und das war ganz und gar nicht ihr Stil. Sie fügte sich Francescas und Gabriels Wünschen, weil sie die beiden liebte, nicht, weil sie es musste.
»Skyler.« Josefs Stimme unterbrach ihre Überlegungen. Er kauerte sich auf das Geländer und beugte sich zu ihr vor. »Schau mich an.«
»Warum?«
Er zückte ein Taschentuch und tupfte ihr Gesicht ab. »Dir stehen kleine Blutstropfen auf der Stirn.« Er tat so, als merkte er nicht, dass sie vor ihm zurückzuckte und seiner Berührung auswich. Josef machte einfach weiter, wobei er darauf achtete, sie nicht mit seinen Fingern zu streifen, richtete sich dann auf und ließ einen tiefen Atemzug heraus. »Was ist los?«
»Nichts.« Wie konnte er es nicht fühlen? Wie konnten Francesca und Gabriel den Schmerz und das Leid nicht fühlen, die so schwer auf dem Wald lasteten ? Die Wölfe spürten es. Skyler konnte in der Ferne ihren klagenden Gesang hören. Hörte Josef wenigstens die Tiere?
Skyler fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht, als könnte sie einen Schleier vor die Wahrheit ziehen. Dieser Mann, der so unbezwinglich schien, so streng und kalt und düster, ein Mann mit Eis in den Adern und Tod in den Augen, hatte sie angeschaut – direkt in sie hineingeschaut – und etwas in ihrem Inneren berührt, das niemand zuvor auch nur gestreift hatte. Sie presste eine Hand fest auf ihr schmerzendes Herz. Es tat weh. Das sollte es nicht, aber der Schmerz schloss sich wie eine eiserne Zwinge immer fester darum.
»Es ist nicht ›nichts‹, wenn du Blut schwitzt, Skyler. Wir sind Freunde, oder? Du kannst mir sagen, was nicht stimmt.«
Skyler wusste, dass sie keine Freunde hatte. Sie vertraute ihren Adoptiveltern und Lucian und Jaxon. Ansonsten vermied sie es, mit jemand anders allein zu sein. Francesca glaubte, dass die Zeit ihre Wunden heilen würde, aber Skyler
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