Dunkles Feuer
nicht verdient?« fragte Elisabeth irritiert.
Martha wurde rot. »Verzeiht mir, Mylady.«
»Wer hat mich nicht verdient, Martha?«
Martha wandte ihren Blick ab. »Na er, der Earl.« Elisabeth entging weder Marthas Tonfall noch ihre Hand, die sich schützend um ihren Unterleib gelegt hatte.
Wie von einer Schlange gebissen, riss Elsabeth ihre Hand von Martha los und wich einen Schritt zurück. Ihr Gesicht war aschfahl geworden.
»Was willst du damit sagen?« Elisabeth Stimme überschlug sich fast vor Angst und Entrüstung. »Willst du etwa andeuten, dass das Kind von Frederik ist?«
»Verzeiht mir, Mylady.« Auf Knien kroch Martha auf Elisabeth zu. »Ich wollte es Euch nicht sagen, verzeiht mir.« Sie versuchte, sich Elisabeths Hand zu schnappen, doch diese wich weiter zurück.
»Bleib mir vom Leib.« Die Stimme der Grafentochter zitterte. »Ich glaube dir kein Wort.«
Plötzlich sah sie Stolz in den Augen der Magd aufblitzen. »Es ist aber die reine Wahrheit, Mylady.« Ihre Stimme hatte den weinerlichen Unterton gänzlich verloren. »Er wollte unsere Beziehung weiter fortführen, natürlich ohne das störende Kind. Ich will aber zu keiner Engelmacherin, deswegen wollte ich ja so schnell weg von hier.«
Die Panik in Elisabeths Blick war einer ruhigen Verachtung gewichen. Martha spürte, dass sie wahrscheinlich zu weit gegangen war.
»Frederik würde so etwas nie sagen. Und jetzt geh mir aus den Augen.«
»Ihr könnt mich wegschicken, Mylady. Aber an der Wahrheit ändert sich dadurch auch nichts. Wieso hätte ich so etwas erfinden sollen?«
»Hinaus!« war Elisabeths einzige Antwort auf diese nur allzu gute Frage.
»Wie ihr wünscht, Mylady.« Martha neigte gehorsam den Kopf und ging zur Tür hinaus.
Etwas später, als Elisabeth schon in ihrem großen Bett lag, hörte sie eine leise Berührung an ihrer Tür und eine zärtliche und ihr so vertraute Stimme wünschte ihr schöne Träume und versprach ihr, sie auf ewig zu lieben.
Beruhigt kuschelte Elisabeth sich in ihre Decke und lächelte glücklich, während ihre Augen zufielen. Nein, so etwas würde Frederik ihr niemals antun.
Am nächsten Morgen standen Elisabeth und Frederik sehr früh auf, da die starken Regenfälle die Ernte vernichtet hatten und Elisabeth die Schlossvorräte rationiert hatte, um den Großteil der Bevölkerung unbeschadet durch den Winter zu bringen. Sie wusste zwar nicht, ob es ihr gelingen würde, doch es widerstrebte ihr zutiefst, tatenlos zuzusehen, wie viele Familien bereits jetzt schon hungerten. Daher beschloss sie, Lebensmittel an die besonders Not leidenden Familien zu verteilen.
Es freute sie, dass Frederik sein vornehmes Getue mittlerweile fast völlig abgelegt hatte und tatkräftig mit anpackte. Was ihr weniger gut gefiel, war die Tatsache, dass Martha noch immer da war und ständig um Frederik herumschwirrte.
Ab und zu warf sie Elisabeth Blicke zu, die deutlich machten, dass Martha sich sehr wohl der Tatsache bewusst war, dass Elisabeth sie beobachtete.
Allmählich wurde Martha jedoch wirklich ärgerlich. Elisabeth schien sich die Vorfälle vom Vorabend nicht halb so sehr zu Herzen genommen zu haben, wie sie es sollte. Das einfältige arme Ding. Sie schien zwar bis über beide Ohren in ihn verliebt zu sein, doch sie kannte ihn gar nicht. ‚So etwas würde Frederik mir nie antun!' Martha hatte sich wirklich beherrschen müssen, um die naive kleine Lady nicht ins Gesicht auszulachen. Dennoch, die kleine Miss Tugendsam hielt an ihrem Glauben an ihren edlen Bräutigam fest.
Und auch Frederik ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Er wirkte zwar etwas angespannt, doch bemühte er sich nach Kräften, sie nicht mehr oder weniger zu beachten als die Stallknechte, die mit ihm die schweren Getreidesäcke schleppten.
Sie schaffte es einfach nicht, mit ihm einige private Worte zu wechseln, um sich den Anschein gegenseitigen Einverständnisses zu geben.
Alles, was sie erreichen konnte, war, Frederik im Vorbeigehen einen einzigen Satz zuzuflüstern. »Komm' heute vor dem Abendmahl in den Garten, zu unserer Stelle. Wir müssen reden.« Sie sah, wie Frederik erbleichte und nach kurzem Zögern kaum merklich nickte. Sie sah zu Elisabeth. Frederik hatte sich so gut im Griff, dass Elisabeth nichts bemerkt hatte.
Geschickt manövrierte Martha zu ihrer Herrin unter dem Vorwand, ihr ein Glas Wasser zu reichen. Elisabeth musterte die Magd mit einem verächtlichen, misstrauischen Blick.
»Was möchtest du noch hier, Martha? Ich glaube, gestern Abend
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