Dunkles Geheimnis
Haus war einsam gelegen, ohne Nachbarn. Er selbst ein stinknormaler Durchschnittsbürger, dem die Polizei keine kriminellen Machenschaften zutrauen würde.
Er konnte Liam und Nico nicht täuschen oder anzeigen, fliehen konnte er auch nicht. Denn dann würden sie sich an Tea ranmachen, vielleicht auch an Svea. Sie bildeten sich inzwischen ein, Svea gehöre zu seiner Familie, und das war nicht gut. Sie hatten Svea in seinem Auto gesehen und in seinem Haus und daraus ihre eigenen Schlussfolgerungen gezogen.
Ein spielsüchtiger Typ wie er war für diese Ganoven der reinste Hauptgewinn.
Aber jetzt hatte er ein Chance, sich aus diesem Sumpf zu befreien, Hauptsache, er machte alles richtig.
Er musste sich nur so verhalten, wie Liam und Nico es verlangten. Er brauchte nichts anderes zu tun, als ihnen aus dem Weg zu gehen und sich nicht in ihr Treiben einzumischen. Und natürlich seine Schulden abzubezahlen, Monat für Monat, aber jetzt hatte er ja Arbeit, das müsste also klappen, wenn er seine Ausgaben zurückfuhr.
Wofür sie die Garage benützten, musste er nicht wissen. Und das wollte er auch nicht.
Ob das vor einem eventuellen Gericht genügen würde, war eine andere Frage. Und darum musste er dafür sorgen, dass nichts aufflog.
Zu dumm, dass Svea ein paar der Typen gestern gesehen hatte. Und dass sie vermutlich auch Svea gesehen hatten. Ob es Nico und Liam gewesen waren, wusste er nicht. Ihre Kumpane waren vom selben Kaliber. Ein kurzer Blick auf deren Schreck einflößenden Leibesumfang genügte, damit die meisten Leute vor Angst fast in die Hose machten. Ihnen hätte das Wort „kriminell“ genauso gut gleich auf der Stirn stehen können.
Aber Svea würde sich wohl kaum dafür interessieren, wem er seine Garage vermietete. Das ging sie schließlich nichts an.
Inzwischen überlegte Ted ernsthaft, ob es nicht besser wäre, Tea dazu zu zwingen, zu ihrem Vater nach Göteborg zu ziehen. Es war zu gefährlich für sie, zu Hause zu bleiben. Er hatte angenommen, Nico und Liam würden sich nur nachts in der Garage aufhalten, aber offensichtlich hatten sie vor, zu jeder Tages-und Nachtzeit hier aufzutauchen. Er konnte es nicht riskieren, sich auf sie zu verlassen.
Es würde nicht einfach werden, seinen Vater oder Tea zu überreden, aber es musste gelingen.
Und dann musste er das Problem mit den aufdringlichen Neuntklässlern lösen, die glaubten, sie könnten jederzeit mit ihren versteckten Drohungen bei ihm aufkreuzen.
Wenn die etwas zu sehen bekämen, das nicht für ihre Augen bestimmt war, würden sie vielleicht die Polizei verständigen.
Und das wäre eine Katastrophe.
Er musste sie aufhalten.
Obwohl sie es nicht direkt ausgesprochen hatten, ahnte er, was sie wollten. Es ging um die Auswahl für die Hallenhockeymannschaft.
Ich muss Svea opfern. Das ist die einzige Möglichkeit, um uns alle zu retten.
Heute Abend würde die Mannschaft trainieren. Er hatte ein paar Stunden Zeit, um sich eine gute Ausrede dafür auszudenken, warum er Svea aus der Mannschaft ausschloss.
*
Das abschließende Trainingsspiel am Abend war eine einzige Parodie.
Ich wurde so oft angerempelt, dass ich es nicht mehr zählen konnte, und meine Knie und Ellenbogen waren grün und blau. Aber Ted ließdie Jungs gewähren. Ich war wütend auf ihn, auf die ganze Mannschaft und hätte am liebsten alles an den Nagel gehängt.
„Gibt es noch etwas zu besprechen?“, fing Ted die Nachbesprechung an.
Da kochte ich über.
Was glaubte er eigentlich? Wo war er während des Spiels gewesen?
„Ihr seid ja total gestört, alle miteinander!“
Oskar, Ibrahim und David grinsten mir höhnisch ins Gesicht. Es waren die drei gewesen, die mich bei jeder Gelegenheit gestoßen und geschubst hatten. Ted hatte alle drei in der gegnerischen Hälfte platziert, obwohl er wusste, dass sie mehr Zeit damit verbringen würden, mich zu stören, als selbst erfolgreich zu spielen.
„Aber Svea …“, begann er.
„Und du, du bist ja so was von feige! Du hast doch gesehen, was sie getan haben! Warum hast du sie nicht gestoppt? Die wollen mich so verletzen, dass dieser beschissene Anton meinen Platz übernehmen kann!“
Ted sah geschockt aus, weil ich mich so heftig ausdrückte, aber ich war zu wütend, um auf die Gefühle anderer Rücksicht zu nehmen. Schließlich fragte niemand nach mir, warum sollte ich mich dann anderen gegenüber fair benehmen?
„Ihr sabotiert mein ganzes Training! Ich hab krass hart trainiert, morgens und abends, ich schieße die
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