Dunkles Geheimnis
die Jungs zu stören!“
Bergmans staubtrockene Stimme bohrte sich mir ins Bewusstsein.
„Aber die sind es doch, die …“
„Jajaja, konzentrier dich lieber auf den Unterricht! Ich habe deine Grimasse vorhin gut gesehen!“
Blödmann!
Anton feixte wieder voller Hohn.
In mir kochte die Wut wie heiße Lava. Am liebsten wäre ich einfach verschwunden, aber meine Beine und mein ganzer Körper zitterten so heftig, dass ich nicht aufstehen konnte.
Voll ungerecht!
Die Jungs waren es doch, die fies zu mir gewesen waren, und jetzt bekam ich die Schuld dafür!
Irgendwo im Hinterkopf begann ich den Grund zu ahnen, warum alle mich wie ein Ufo anstarrten.
Zuerst wurde mir kalt.
Dann heiß vor Zorn.
Die Jungs hatten das, was gestern Abend passiert war, herumerzählt und die Geschichte in der ganzen Schule verbreitet!
Nachdem er gestern festgestellt hatte, dass die Mädchenumkleide leer war, war Ted in den Umkleideraum der Jungs gestürzt und hatte versucht herauszufinden, wer über mich hergefallen war.
Als er zu mir zurückkam, war er so außer sich gewesen, dass er bebte. Aber er hatte keine Antwort gefunden. Das Einzige, was er sicher wusste, war, dass es niemand aus unserer Mannschaft gewesen war. Alle hatten gemeinsam geduscht und sich umgezogen und einander im Auge gehabt.
Aber irgendeiner aus der Mannschaft musste trotzdem die Tür zur Mädchenumkleide im Laufe des Abends aufgeschlossen haben. Ich hatte vor dem Training sorgfältig hinter mir abgeschlossen, wie immer. Es ist unheimlich, ganz allein in dem Raum zu sein, vor allem spät abends.
Ich hatte einen gewissen Verdacht.
David hatte sich während des Trainings verletzt und war verschwunden, um ein Pflaster zu holen. Er hätte ohne Weiteres in die Mädchenumkleide reinschlüpfen und die Tür von innen öffnen können, während wir Übrigen beschäftigt waren.
Als die Tür dann offen war, brauchten die anderen bloß darauf zu warten, bis ich unter die Dusche gegangen war.
Diese Feiglinge!
Garantiert war das Anton mit seinen Kumpanen gewesen.
Wer sonst?
Er saß meistens dabei und schaute unserem Training zu, aber gestern war er nicht da gewesen. Bestimmt nur, weil er auf eine passende Gelegenheit gewartet hatte, über mich herzufallen.
Was hätten die wohl gemacht, wenn ich ihnen nicht entkommen wäre?
Sie waren mindestens zu dritt gewesen.
Mir lief es kalt über den Rücken.
Und jetzt wusste offensichtlich die ganze Schule Bescheid.
Aber warum reagierten alle so, als hätte ich mich unmöglich verhalten? Ich war doch diejenige, die überfallen worden war! Worüber wurde denn da geflüstert? Das würde ich in Erfahrung bringen!
Da weder Jo noch Alexander da waren, musste jemand anderes es mir sagen.
Ich warf Ranjan einen scharfen Blick zu. Er sah weg. Aber so leicht würde er nicht davonkommen.
Die restliche Stunde war eine einzige lange Qual. Als sie endlich zu Ende war, rannte Ranjan davon, als wäre jemand hinter ihm her. Aber ich drängte mich durch die Bankreihen zur Tür, schob meine Klassenkameraden mit den Ellbogen beiseite und nahm die Jagd auf.
„Svea!“
Bergman rief hinter mir her, doch das war mir egal. Im Korridor holte ich Ranjan ein.
Er warf mir einen schrägen Blick zu, blieb aber nicht stehen.
„Warum starren mich alle so an?“
Ranjan lief weiter.
Ich packte ihn am Arm und stoppte ihn.
Mit einem tiefen Seufzer drehte er sich um und sah mich irgendwie betreten an. Und dabei war er doch immer mein Kumpel gewesen!
„Bitte!“, bat ich.
Er stöhnte.
„Ich weiß nicht, was gestern passiert ist, aber jemand hat gesehen, dass du … also …“
Er sah verlegen an mir vorbei.
„Dass ich was?“
„Ted umarmt hast. Und dabei warst du total nackt.”
„WAS?“
Er zuckte die Schultern, wiederholte jedoch nichts von dem, was er gesagt hatte. Ihm war klar, dass ich es gehört hatte.
Ich schüttelte den Kopf.
Das hier ist ja der totale Irrsinn!
„We-wer hat das behauptet?“
Meine Stimme wollte fast versagen. Ich war so wütend, dass ich nicht stillstehen konnte.
Er zuckte wieder die Schultern.
Na klar. Andere verpfeifen, das geht schon gar nicht.
„Aber das stimmt nicht!“, brachte ich heraus. „Da waren welche, die haben in meiner Umkleide das Licht ausgemacht, als ich unter der Dusche war. Und dann sind sie über mich hergefallen. Die wollten … ich bin ganz sicher, dass … dass …“
Ich konnte meinen Verdacht nicht in Worte fassen.
Er zog die Stirn kraus.
„Echt?“
„Ja! Ich hab um mein
Weitere Kostenlose Bücher