Dunkles Geheimnis
Sturz einen Riss in der Speiche oberhalb des linken Handgelenks zu verdanken hatte. Erst überlegte die Ärztin, ob ein elastischer Stützverband vielleicht genügen würde, aber weil ich so starke Schmerzen hatte, entschied sie sich für einen Gips. Der würde den Arm stabilisieren und außerdem den Schmerz lindern.
„Aber als Sportlerin hast du eine gute Muskulatur und starke Knochen, darum wirst du den Gips bestimmt nicht länger als zwei Wochen brauchen“, tröstete sie mich, als ich dagegen protestierte, gegipst zu werden.
„Zwei Wochen!“
„Ja. Normalerweise dauert es vier bis fünf Wochen. Und die Armschlinge wirst du auch bloß ein paar Tage benötigen. Nur bis es nicht mehr wehtut. Benütze den Arm so gut es geht, damit du deine Muskelkraft nicht verlierst. Leichte Alltagstätigkeiten sind ganz okay.“
„Wie aufräumen, zum Beispiel?“, fragte Mama und zwinkerte mir zu.
Sie hatte mich mit dem Auto abgeholt, als ich fluchend und schluchzend im Graben stand.
Ich schnitt ihr eine Grimasse, bevor ich die einzige Frage stellte, die mich bewegte.
„Wann kann ich wieder spielen?“
„Was spielst du denn?“
„Hallenhockey.“
„Sie spielt in einer Jungenmannschaft“, flocht Mama mit einem gewissen Stolz in der Stimme ein.
Die Ärztin lachte.
„Oh nein, meine Liebe. Damit wirst du noch warten müssen. Aber wenn der Gips ab ist, kannst du anfangen, vorsichtig zu trainieren.“
„Vorsichtig?“
Ich dachte an die vielen harten Rempeleien.
„Und wann darf ich dann in echt spielen?“, fragte ich mit zittriger Stimme.
„Das hängt ganz davon ab, wie es verheilt, mit richtig harten Spielen musst du allerdings bis nach Weihnachten warten. Aber wie gesagt, normales Training ist nur gut …“
Dabei hatte ich so gekämpft!
Und jetzt war alles umsonst!
Ich brach in Tränen aus.
*
Es war nach acht, als Ted vor seinem Haus anhielt. Unterwegs hatte es heftig geregnet, aber inzwischen fiel nur ein leichter Nieselregen.
Das Meeting mit den Veranstaltern des Lektro-Cups hatte länger gedauert als geplant. Ein paar der Trainer hatten infrage gestellt, ob es passend sei, dass ein Mädchen in der Tumbamannschaft mitspielte. Nach vielem Hin und Her wollte Ted schon gestehen, dass er bereits vorhätte, sie nach dem nächsten Spiel auszuschließen, doch im selben Moment ergriff einer der Initiatoren des Cups das Wort.
Ein Mädchen in einer Jungenmannschaft sei absolut beeindruckend! Die Zeitungen und übrigen Medien pflegten sich für die Cup-Spiele auf diesem Niveau nicht allzu brennend zu interessieren, aber falls die Tumbamannschaft aufsteigen sollte, würde das die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen. Und als gewinnorientiertes Unternehmen würden sie natürlich alle Chancen für positive Werbung dankbar wahrnehmen.
Also müsse das Mädchen unbedingt bleiben! Die kleine Extramühe mit dem Umkleideraum solle jede teilnehmende Schule eigentlich bewältigen können.
Ted war sowohl erleichtert als auch enttäuscht. Jetzt musste er mit der Forderung fertig werden, dass Svea in der Mannschaft blieb. Aber wie würden die rebellierenden Jungs darauf reagieren?
Gleich nachdem Ted die Wagentür zugeschlagen hatte, hörte er ein Geräusch. Aus dem Gebüsch jenseits des Kiesplatzes stürzten drei schwarzgekleidete Gestalten mit Gesichtsmasken hervor. Sie hielten Baseballschläger in den Händen und umringten ihn blitzschnell.
Aber warum? Er hatte sich an die Abmachung gehalten, hatte ihnen die Garage überlassen, ohne sie bei ihrem Treiben zu stören, und hatte die erste Rate bezahlt.
Sie hatten keinen Grund, sich zu beschweren.
Warum hatten sie sich geändert?
Irgendwas stimmte da nicht.
Und wo war Tea?
Die Haustür war abgeschlossen, im Haus war Licht. Er sah Tea im Wohnzimmer, wie sie den Kopfhörer aufsetzte und sich in aller Ruhe auf dem Sofa niederließ, ohne zu ahnen, was sich draußen abspielte.
Sie hatten auf ihn gewartet.
Sein Gehirn lief auf Hochtouren, um eine Erklärung für die bedrohliche menschliche Mauer zu finden, die ihn umschloss.
„Was wollt ihr?“
Er versuchte barsch zu klingen, aber seine Stimme ließ ihn im Stich und rutschte gegen Ende ins Falsett.
„Wir haben uns umgehört.“
Der Typ vor der Wagentür führte das Wort, offensichtlich ein junger Kerl. Vielleicht einer aus der Schule? Die Stimme kam ihm nicht bekannt vor.
„Alle sind der gleichen Meinung. Anton muss in der Mannschaft mitspielen.“
Ted seufzte unhörbar.
Verdammt aber auch! Die gaben
Weitere Kostenlose Bücher