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Dunkles Geheimnis

Dunkles Geheimnis

Titel: Dunkles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
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Mikrowelle steckte. Ihre geschmeidigen Hände waren ihre Augen.
    „Wie machst du das beim Kochen?“, kam ich nicht umhin zu fragen. „Also, ich meine, damit du nicht Zucker mit Salz verwechselst?“
    „Ich lerne gerade Blindenschrift. Auf jede Gewürzdose hab ich ein kleines Etikett geklebt, auf dem Pfeffer, Salz und so weiter steht.“
    Sie holte eine Dose hervor, um es mir zu zeigen.
    Ich strich mit dem Finger über die kleinen Punkte.
    „Unglaublich, dass du das entziffern kannst!“
    „Unser Lehrer liest Bücher in Blindenschrift genauso schnell, wie du normale Druckschrift liest, aber so gut werde ich das nie lernen. Zum Glück gibt es ja Hörbücher. Und irgendwann krieg ich einen Computer, der liest alle Texte laut vor, und dann kann ich mailen, Zeitungen lesen und alles Mögliche im Internet machen.“
    „Wie geht das, wenn du eine SMS verschickst?“
    „Mein Handy liest alles vor, was ich schreibe, und alle SMS, die bei mir ankommen.“
    „Echt krass. Sind das die Sachen, die du in deinem Kurs lernst?“
    „Ja, so ungefähr. Zuerst hab ich zwei Wochen einen Internatskurs besucht, wo ich gelernt hab, wie man den Stock benützt und Essen kocht und lauter andere praktische Sachen, und dann durften wir auch mit einem Psychologen sprechen.“
    „Hat das geholfen?“
    Sie seufzte.
    „Ich weiß nicht. Ich muss eben versuchen, damit klarzukommen. An manchen Tagen klappt es, an anderen Tagen geht es mir beschissen.“
    Nach dem Tee begannen wir ihren Koffer zu packen. Ted wollte mit ihr nach Göteborg fahren. Tea hatte ihren Vater nicht mehr getroffen, seit sie ihr Augenlicht verloren hatte. Mir wurde ziemlich schnell klar, dass sie sich nicht unbedingt auf das Treffen freute. Das Ganze war Teds Idee. Tea selbst hatte viele Ausreden, um nicht fahren zu müssen. Sie würde ihren Kurs versäumen und in Göteborg würde sie wie ein hilfloses Opfer behandelt werden und sich garantiert total unwohl fühlen.
    Sie wollte meine Unterstützung haben, aber ich verzichtete darauf, mich dazu zu äußern. Ich wollte mich nicht noch mehr einmischen, als ich es schon getan hatte.
    Es ging auf halb zehn zu, als ich Ted zurief, wir wären fertig.
    „Anständig von dir, dass du nichts verraten hast“, sagte er im Auto.
    „Glaubst du nicht, dass sie es doch kapiert hat? Du siehst echt total schlimm aus.“
    „Danke. Du hättest mich vor ein paar Tagen sehen sollen. Als ich zur Schule kam, sind die Leute fast ohnmächtig geworden.“
    „Was ist denn passiert?“
    „Bin überfallen worden.“
    „Warum das denn?“
    „Die wollten mein Handy und meine Brieftasche haben.“
    „Und haben sie die gekriegt?“
    „Nein.“
    „Warum hast du Tea nichts gesagt?“
    „Weil sie sich nur geängstigt hätte.“
    „Aber ist das die richtige Taktik?“, fragte ich.
    „Das weiß ich nicht. Vielleicht beschütze ich sie zu sehr. Es wird ihr guttun, eine Weile bei unserem Vater und seiner Familie zu wohnen.“
    „Sie scheint von dieser Idee nicht besonders begeistert zu sein.“
    „Wenn sie erst mal dort ist, wird es ihr schon gefallen.“
    „Mhm“, sagte ich, obwohl ich das kaum glaubte. „Du lässt mich doch wieder in der Mannschaft mitspielen?“
    Ted seufzte.
    „Das haut nicht hin.“
    „Wer wird mich ersetzen? Etwa Anton? Der ist ja nicht mal Reserve. Und er hat dafür gesorgt, dass ich vom Rad gestoßen worden bin. Jemand hat mir erzählt, dass er damit groß angibt. Das wär ja total krank, wenn er als Belohnung meinen Platz bekäme!“
    Ted seufzte wieder und bog nach Lillmalm ab.
    „Das verstehst du nicht.“
    „Warum hast du Anton am Dienstag spielen lassen? Weil sie dich erpresst haben?“
    Er hielt vor unserem Haus.
    „Nein, das war eine Katastrophensituation, aber jetzt hole ich Jonas in die Mannschaft. Er darf das Turnier zu Ende spielen. Dann gibt es nicht so viel Stress.“
    Wenn ich zurückkäme, würde es demnach Stress geben!
    Und das war ihm zu viel.
    Ich schüttelte langsam den Kopf. So ein Feigling!
    „Das glaubst du wohl selber nicht“, sagte ich müde. „Die geben nicht auf, bevor du Anton reinholst. Die werden Jonas auch fertigmachen, ihn vielleicht verletzen, wie sie es mit mir gemacht haben!“
    „Ja, aber …“
    Ich stieg aus und schlug die Autotür hinter mir zu, ohne mich dafür zu bedanken, dass er mich nach Hause gefahren hatte.

SONNTAG
    Als ich vom Morgenspaziergang mit Wuff nach Hause kam, sah ich Mama eine Tischdecke am Fenster ausschütteln.
    In ihrer Welt ist der Samstag

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