Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Geheimnis

Dunkles Geheimnis

Titel: Dunkles Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ritta Jacobsson
Vom Netzwerk:
hundert.
    „Hallo“, sagte er schließlich.
    Meine Füße interpretierten den Gruß als Aufforderung hereinzukommen. Sie trotteten weiter, obwohl mein Gehirn immer noch zögerte.
    Ich setzte mich vorsichtig auf das Bett, wo wir früher miteinander geschmust und uns geküsst hatten.
    Mein ganzer Körper schrie nach einer Geste oder einem Wort, die bestätigen sollten, dass alles so war wie immer.
    Aber er starrte mich nur an.
    In meinem Hals entstand ein Kloß, der sich nicht schlucken ließ. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich meine Rechte unter den Schenkel klemmen musste, damit Alexander es nicht bemerkte.
    Er wartete darauf, dass ich etwas sagte. Schließlich war ich es ja, die gekommen war, also musste ich wohl irgendein Anliegen haben.
    Früher durfte ich jederzeit bei ihm reinschauen, wenn ich Lust hatte, ihn zu treffen.
    Er war auf einer Party gewesen…
    „Warst du gestern beim Training?“, fragte ich so beiläufig wie möglich.
    Er senkte den Blick.
    „Mhm.“
    „Und sonst?“
    „Nichts Besonderes.“
    Scheiße!
    Er log mich an!
    Fast hätte ich laut aufgeschrien, aber im letzten Moment konnte ich mich beherrschen.
    „Ich hab vor, wieder zu spielen, wenn ich den Gips los bin“, feuerte ich ab.
    Er runzelte betreten die Stirn.
    „Aha.“
    Dann wanderten seine Augen zum Bildschirm des Computers.
    „Willst du mal gucken?“, fragte er. „Das hier ist echt saukomisch.“
    Erst jetzt sah ich, dass er irgendeine Serie angeschaut, aber auf Pause gedrückt hatte, als ich hereingekommen war.
    Alle Kraft sickerte aus mir heraus.
    Er räumte Kleider von einem Stuhl und zog ihn neben sich an den Schreibtisch.
    Ich setzte mich neben ihn.
    Fühlte mich leer.
    Er ließ sich von dem Geschehen auf dem Bildschirm einfangen und lachte bald mit dem künstlichen Hintergrundgelächter um die Wette. Offenbar war es irgendwie lustig, aber ich hatte keine Ahnung, was sich da abspielte.
    Früher saßen wir auf dem Bett, wenn wir Filme guckten, den Computer zwischen uns auf den Knien, damit wir uns gleichzeitig umschlungen halten konnten.
    Jetzt saßen wir im Abstand von ein paar Zentimetern auf unseren Stühlen. Unsere Schultern streiften sich, wenn einer von uns sich bewegte.
    Dennoch so weit von einander entfernt.
    Der Kloß im Hals brannte wie Feuer. Das hier war das Ende. Ich vermisste ihn jetzt schon, obwohl er neben mir saß.
    Seine Wange war so nah, dass ich sie hätte küssen können.
    Doch das tat ich nicht.
    Der Typ neben mir war ein Fremder, und Fremde küsst man nicht so ohne Weiteres.
    Die Tränen blieben mir im Hals stecken, und dort mussten sie bleiben, bis ich allein war. Wenn ich jetzt zusammenbrach, würde er mich natürlich trösten, denn das macht man ja mit Leuten, die weinen. Man nimmt sie in die Arme, streichelt sie und sagt, ist ja gut, weine nicht.
    Aber das hätte uns nicht wieder näher zusammengebracht.
    Das, was gewesen war, war zu Ende. Es hatte keinen Sinn, die Qual zu verlängern.
    Schnell stand ich auf.
    „Ich geh jetzt“, erklärte ich.
    Er wandte den Blick nicht vom Bildschirm ab, als er sagte:
    „Es ist noch nicht aus.“
    „Doch, Alex, es ist aus.“
    Erst jetzt wandte er sich um. Er sah meinen Gesichtsausruck, erkannte den Ernst darin.
    Plötzlich sank er in sich zusammen. Er schüttelte den Kopf, als wollte er meine Worte abschütteln. Aus seiner Kehle stieg ein Schluchzen hoch.
    Ich machte einen Schritt auf ihn zu.
    Er fuhr mit der Hand durch die Luft.
    „Geh“, murmelte er heiser.
    „Aber Alex …“
    „Geh!“, schrie er.
    Ich ging und schloss die Tür vorsichtig hinter mir.
    Hinter der Tür krachte etwas.
    Wie ein Blumentopf, der auf den Boden knallte.
    Aber ich ging nicht zurück. Meine Beine führten mich immer schneller die Treppe hinunter, bis ich fast stolperte und mich am Geländer abstützen musste.
    Mein Leben ohne ihn hatte schon angefangen. Mit der Zeit würde auch er mich in die Vergangenheit verpassen.
    Es ist einfacher, jemanden zu verlassen, als verlassen zu werden.

MONTAG
    In dieser Nacht machte Ted kaum ein Auge zu.
    Tea auch nicht. Er hörte sie immer wieder aufs Klo rennen und sich schnäuzen, als wäre sie erkältet.
    Als er vor ihrer Tür lauschte, hörte er sie leise schluchzen. Er hob schon die Hand, um anzuklopfen und sie zu trösten. Aber der einzige Trost wäre das Versprechen gewesen, dass sie nicht fahren müsse.
    Und das war unmöglich. Sie durften auf keinen Fall zu Hause bleiben.
    Außerdem war die Reise nach Göteborg ein erster

Weitere Kostenlose Bücher