Dunkles Geheimnis
Auto wohl kaum.
Vielleicht Drogen? Alkohol? Diebesgut?
Und wie konnte Ted in deren Geschäfte verwickelt sein?
Plötzlich sah ich den Glatzköpfigen auf das Haus zukommen.
Mein Herz hämmerte wie wild in der Brust.
Ich stieß ein kurzes Wimmern aus.
„Was ist?“, fragte Tea erschrocken.
„Schnell, schnell! Wo ist die Hintertür?“
„In der Waschküche, aber …“
„Tea, wir müssen verschwinden!“
Der Mann stieg die Haustreppe herauf, die unter seinem Gewicht knackte. Dann schrillte die Türklingel ohrenbetäubend durchs Haus.
Wusste er, dass wir hier drin waren?
Tea hatte nur einen Schlafanzug an und Wollsocken an den Füßen, aber ich traute mich nicht, ihre Schuhe oder Jacke zu holen.
„Wo ist die Waschküche?“, flüsterte ich.
„Hinter der Küche, aber …“
Ich packte sie am Arm. Sie versuchte sich von meinem Griff zu befreien. Mir fiel ein, dass sie gesagt hatte, sie wolle ihren Arm selbst bei der Person, die sie führte, einhängen.
Doch dafür hatten wir jetzt keine Zeit. Es musste auf meine Art gehen.
Ich zog sie hinter mir her durch die Küche.
Aus der Diele kam ein heftiges Krachen, gefolgt vom Klirren einer zersprungenen Glasscheibe.
In der Waschküche ließ ich Tea los, stürzte zur Tür und versuchte die Metallklinke herunterzudrücken.
Die Tür war abgeschlossen.
Mir blieb fast das Herz stehen.
Wir konnten nicht raus!
„Wo ist der Schlüssel?“, zischte ich heiser. „Tea, schnell! Wo ist der Schlüssel?“
„Der muss hier irgendwo hängen.“
Voller Panik suchte ich nach einem Haken, wo der Schlüssel hängen könnte.
„Wo?“, jammerte ich. „Wo?“
Die Haustür flog krachend auf.
Ich betastete die Wandregale. Irgendwo musste er liegen. Plötzlich stieß ich an etwas, das auf den Boden fiel.
Der Schlüssel!
Ich hob ihn auf und drückte ihn mit zitternden Fingern ins Schloss.
In der Diele stapfte jemand über zersplittertes Glas.
Ich wimmerte leise vor mich hin, während ich mit ungeschickten Händen am Schlüssel herumfummelte.
Mit einem letzten verzweifelten Versuch gelang es mir, aufzuschließen. Ich drückte die Klinke herunter – die Tür ging auf! Dabei gab sie ein Quietschen von sich, das laut in meinen Ohren hallte.
Schnell packte ich Tea wieder am Arm und zog sie mit. Wir hasteten übers Gras auf den Wald zu. Was musste das für ein Gefühl sein, einfach losrennen zu müssen, ohne zu sehen, wohin man die Füße setzte? Aber Tea schien mir vorbehaltlos zu vertrauen, und ich rannte, was das Zeug hielt.
Ich hatte keine Ahnung, wohin wir liefen, steuerte aber instinktiv die dichtesten Stellen im Wald an. Ein laubbedeckter Pfad wand sich zwischen den Bäumen hindurch.
Wir rutschten immer wieder aus, schafften es aber, auf den Beinen zu bleiben.
„Mir ist schlecht“, murmelte Tea leise.
„Wir können jetzt nicht stehen bleiben“, entgegnete ich flüsternd und warf rasch einen Blick zurück. Der Glatzköpfige stand in der Türöffnung und spähte zum Wald herüber.
Jetzt sah er uns!
Weil ich ihn auf keinen Fall aus den Augen lassen wollte, stolperte ich. Ein stechender Schmerz schoss durch meinen Knöchel.
Im selben Moment riss sich Tea aus meinem Griff.
„Ich muss …“
Sie beugte sich vornüber und übergab sich.
Das Geräusch drang wie ein Schrei durch die Stille.
Der Mann in der Türöffnung spähte in unsere Richtung.
„Psst“, flüsterte ich.
Tea schüttelte den Kopf, würgte und übergab sich noch einmal.
Als ich aufsah, war der Glatzköpfige schon in unsere Richtung unterwegs.
„Shit, er ist hinter uns her!“, zischte ich. „Lauf so schnell du kannst!“
Ich packte Tea an der Hand und zog sie hinter mir her. In ihrenWollsocken schlug sie sich die Zehen an Steinen und Wurzeln an, aber ich hatte keine Zeit, sie vor jedem Hindernis zu warnen. Ich hielt ihre Hand fest umklammert, damit sie wenigstens aufrecht blieb, wenn sie ausrutschte.
Obwohl wir so schnell liefen, wie wir konnten, kamen die schweren Schritte immer näher. Bald hätte er uns eingeholt.
Als ich mich suchend nach einem Versteck umsah, entdeckte ich etwas Dunkles, das zwischen den Baumwipfeln in die Höhe ragte. Nichts Gutes ahnend lief ich noch ein paar Meter. Dann blieb ich stehen – geschockt!
Vor uns türmte sich ein steiler Felsen auf. Der Pfad führte an seiner Flanke nach oben. Ich konnte es unmöglich riskieren, mich mit Tea dort hinaufzubegeben. Ein einziger falscher Schritt, und sie könnte in die Tiefe stürzen.
Ich ließ ihre Hand los
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