Dunkles Geheimnis
Nicos willen, sondern wegen Svea. Sonst könnte Nico, wenn er nach ein paar Jahren wieder auf freien Fuß käme, voller Rachegelüste sein.
Ruhelos wanderte er durch das Haus, in dem er sein ganzes Leben lang gewohnt hatte. An diesem dunklen Novembernachmittag sah alles schäbig und düster aus.
Aber die Erinnerungen steckten noch in den Wänden, in den Tapeten, die seine Eltern angebracht hatten, in den Pinselstrichen seiner eigenen Renovierungen.
In wenigen Tagen würde eine andere Familie einziehen und das Haus zu dem ihren machen.
Es war seine Schuld, dass sie das Haus hatten verkaufen müssen. Aber Tea hatte wenigstens ihr Geld zurückbekommen. Für ihn selbst war nichts übrig geblieben, nachdem er seine Schulden an Felix beglichen hatte, aber daran war er selbst schuld.
Jetzt brauchte er wenigstens die Spielschulden an Liam und Nico nicht abzustottern. Die würden eine gute Weile im Knast verbringen.
Das Klingeln seines Handys unterbrach seine Selbstvorwürfe.
Eine unterdrückte Nummer.
Bestimmt die Umzugsfirma. Wahrscheinlich fanden sie den Weg nicht.
„Hallo, Vlado ist mein Name“, sagte die Stimme im Handy. „Ich will nicht lange darum herumreden. Du hast ja geschäftlich mit Nico und Liam zu tun gehabt. Und die sind ja … ja, eine Weile verhindert, wie du weißt.“
Teds Herz begann heftig zu klopfen. Sein Mund wurde plötzlich trocken. Er brachte kein Wort heraus.
„Also, es sieht folgendermaßen aus. Ich werde ihre Geschäfte vorläufig übernehmen, und da hab ich festgestellt, dass du Schulden bei ihnen hast. Weil du mit dem Umzug beschäftig bist, will ich großzügig sein. Ich geb dir zwei Tage Zeit, um mit der Kohle rauszurücken.“
„Zwei Tage“, flüsterte Ted heiser.
„Aber dir ist natürlich klar, dass ich Zinsen dafür berechnen muss. Allerdings zu anständigen Bedingungen. Zusätzliche zehntausend.“
Teds Hand zitterte so heftig, dass er das Handy fast fallen gelassen hätte.
„Und deiner Schwester, der geht’s bei deinem Vater in Göteborg gut, oder?“, fuhr die Stimme fort.
Die nackte Glühlampe an der Decke beleuchtete Teds Spiegelbild in der dunklen Fensterscheibe.
Sein Gesicht war leichenblass.
Umschlagslayout: weiß-freiburg gmbh graphik & buchgestaltung, Freiburg
Titel der schwedischen Orginalausgabe:
Afrodite och ödet
© 2010, Rita Jacobsson und Forma Publishing Group AB, Västerås
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele
weitere Informationen zu unseren Büchern,
Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und
Aktivitäten findest du unter kosmos.de
© 2013, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-13717-8
Übersetzung: Birgitta Kicherer
Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Leseprobe
Für Brigitte – im Himmel über Sylt.
Et pour Silvi, son ange gardien sur terre.
„Vermisst wird seit gestern Abend, 22.00 Uhr, die siebzehnjährige Mia Sander aus Friedrichstadt. Mia Sander ist 1,71 Meter groß, hat schwarzgefärbte kurze Haare und ist bekleidet mit einer olivfarbenen Hose, schwarzem Kapuzenshirt sowie einem roten Tuch. Sie hat eine weiße Ratte bei sich, mit der sie zuletzt am Busbahnhof Friedrichstadt gesehen wurde. Mia ist möglicherweise verwirrt und benötigt dringend Medikamente. Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen sowie die Kriminalpolizei Hamburg, Tel. 040/...“
Ich habe lange darüber nachgedacht. Ob ich es aufschreiben soll. Und wenn ja, wie. In der ersten Person Singular? Oder in der dritten? So, als sei die ganze Geschichte nicht mir passiert, sondern jemand anderem. Jemandem namens Kaja oder Leonie. Oder Jasmin. Ist sie aber nicht. Sie ist weder Kaja noch Leonie passiert. Und auch nicht Jasmin, sondern mir: Helena Stefanie Filius, genannt Fanny. Wohnhaft bei Heidrege, einem öden Kaff westlich von Hamburg, das selbst Google für einen Maulwurfshügel hält. Oder für einen Haufen Kuhscheiße, was der Sache deutlich näher kommt.
Rechts ein Bauer, links ein Bauer, so muss man sich das vorstellen. Dazwischen plattes Land, viel Luft und etwas, das einem in dieser Einöde den Atem nimmt, sobald man ein Fenster öffnet: Gülleschwaden, die den Begriff „Luft“ deutlich relativieren und sich auf der Haut anfühlen, als sollte man die Dusche am besten nie mehr verlassen. Mit anderen Worten: Hier ist absolut tote Hose. Das Einzige, was so passiert, ist, dass mal eine Leiter umfällt. Oder eine
Weitere Kostenlose Bücher