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Dunkles Indien

Dunkles Indien

Titel: Dunkles Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudygard Kipling
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Hütte, von der er weit hinüber ins Tal nach Donga Pa blicken konnte; von Anbeginn waren die Sympathien der Leute nicht auf seiner Seite gewesen: das Volk hat nichts übrig für betrogene Ehemänner.
    Eines Tages ging er zu Juseen Dazé, dem Zauberer, der den redenden Affenkopf besitzt.
    »Verschaff mir mein Weib wieder!« sagte er.
    »Das kann ich nicht«, sagte Juseen Dazé, »erst mußt du den Sutlej das Tal hinauffließen machen bis Donga Pa.«
    »Mach keine Flausen! Gib mir gefälligst keine Rätsel zu lösen auf«, schrie Mach und schüttelte seine Hacke drohend gegen den weißhaarigen Juseen Dazé.
    »Gib all dein Geld den Oberhäuptern des Dorfes«, riet Juseen Dazé; »sie sollen eine Versammlung einberufen und einen Boten abschicken mit der Weisung, dein Weib müsse zurückkommen.«
    Madu verzichtete auf seine irdischen Güter, die aus siebenundzwanzig Rupien, acht Annas und drei Pies nebst einer silbernen Kette bestanden, und überreichte sie den Stadträten von Kodru. Dann geschah es, wie Juseen Dazé vorhergesagt: man schickte Athiras Bruder zu dem Regiment Suket Singhs, um Athira auszurichten, sie möchte heimkehren. Suket Singh benützte ihn als Fußball und kickte ihn um die Front herum; dann überlieferte er ihn dem Hamildar, der ihn mit einem Treibriemen bearbeitete.
    »Komm heim!« schrie Athiras Bruder unentwegt bei dieser Prozedur.
    »Wohin denn?« fragte Athira.
    »Zum Madu!«
    »Ich denk nicht dran!« war die Antwort.
    »Dann wird dir Juseen Dazé seinen Fluch schicken!« drohte der Bruder, »und du wirst verdorren wie der Ast eines gefällten Baumes im Frühling!« Das ging Athira im Kopf herum.
    Am nächsten Morgen schon hatte sie Rheumatismus. »Ich beginne bereits zu verdorren wie der Ast eines gefällten Baumes im Frühjahr«, sagte sie. »Das ist der Fluch Juseen Dazés.«
    Und tatsächlich begann sie hinzusiechen, denn in ihr Herz war die Furcht eingezogen. Wer an Flüche glaubt, der stirbt an ihnen. Auch Suket Singh war voll Angst, denn er liebte Athira mehr als sein Leben. Zwei Monate vergingen, da stand Athiras Bruder wieder da, aber ein wenig weiter weg von der Schützenlinie, und höhnte: »Aha, du verdorrst schon! Komm heim!«
    »Ja, ich will kommen!« sagte Athira.
    »Sag lieber: ›Wir‹ werden kommen!« rief Suket Singh.
    »Ai! Gut, aber wann?« fragte Athiras Bruder.
    »Eines Tages, sehr früh am Morgen«, versprach Suket Singh und marschierte im Paradeschritt zum Oberst Sahib Bahadur, um sich einen Urlaub zu erbitten.
    »Ich verdorre wie der Ast eines gefällten Baumes im Frühjahr«, jammerte Athira.
    »Es wird dir bald besser gehen«, tröstete sie Suket Singh; und er gestand ihr heimlich, was er vorhatte, und sie lachten und kosten miteinander, denn sie liebten sich beide heiß. Von Stund an ging es besser mit Athira.
    Dann reisten sie zusammen fort - fuhren dritter Klasse mit der Bahn, solange es Schienen gab, später in einem Karren die niedrigeren Vorberge hinauf und wanderten zu Fuß auf die höheren. Athira sog den Tannenduft ihrer heimatlichen Berge ein - der feuchten Himalajaberge. »Wie schön ist es doch, zu leben!« sagte sie.
    »Heda! Du!« fragte Suket Singh einen Mann, »wo liegt die Straße nach Kodru und wie kommt man zu dem Haus des Waldhüters?«
    »Hat vor zwölf Jahren vierzig Rupien gekostet«, sagte der Waldhüter und reichte dem Sepoy eine Flinte hin.
    »Hier hast du zwanzig«, sagte Suket Singh, »aber du mußt mir die besten Kugeln geben!«
    »Es ist unendlich schön, zu leben«, sagte Athira sehnsüchtig und sog den Harzduft eines Tannengehölzes ein; und dann warteten sie, bis sich die Nacht herabsenkte auf Kodru und Donga Pa. Madu hatte, um am nächsten Tag Kohle zu brennen, auf der Anhöhe über seinem Haus dürres Holz aufgetürmt. »Es ist hübsch von ihm, daß er uns die Mühe erspart hat«, sagte Suket Singh, als er in der Dunkelheit gegen den zwölf Fuß breiten und vier Fuß hohen Scheiterhaufen anrannte. »Wir müssen warten, bis der Mond aufgeht.«
    Als der Mond aufgegangen war, bestieg Athira den Holzstoß und kniete nieder. »Wenn es nur wenigstens ein Regiments-Snidergewehr wäre«, sagte Suket Singh bekümmert mit einem Scheelblick auf den mit Draht umwickelten Lauf der Flinte des Waldhüters.
    »Beeile dich«, sagte Athira. Und Suket Singh beeilte sich. Athira beeilte sich in diesem Leben nicht mehr!
    Dann zündete er den Scheiterhaufen an den vier Ecken an, da, wo dürre Zweige herausragten. »Man sollte im Regiment lernen, wie

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