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Dunkles Indien

Dunkles Indien

Titel: Dunkles Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudygard Kipling
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Geburtsfest kommen, wird das Fleisch mir gehören. Schlag kräftig zu, Sahib! Es ist nur ein schlechtgewichtiger Säbel. Wart, bis sie die Köpfe erheben vom Abweiden der Butterblumen.«
    »Warum das?« fragte Holden erstaunt.
    »Als Erstgeburtsopfer. Wozu sonst? Das Kind bleibt unbeschirmt gegen das Schicksal, wenn man es unterläßt, und könnte sterben. Du wirst, Beschützer der Armen, die Worte schon finden, die man dazu sagen muß.«
    Holden hatte sie einmal auswendig gelernt; er hatte damals natürlich nie daran gedacht, daß er sie jemals gebrauchen würde. - Die Berührung des Säbelknaufs in seiner Hand fühlte sich plötzlich an wie der Griff der winzigen Hand - vorhin, dort oben im Zimmer - des Kindes, das sein Sohn war -, und eine wilde Furcht, es könne ihm entrissen werden, überfiel Holden.
    »Schlag zu!« rief Pir Khan. »Noch nie ist Leben in die Welt gekommen, es sei denn Leben dafür gegeben worden. Da: die Ziegen erheben ihre Köpfe! Jetzt! Und beim Schlag die Klinge ziehen!«
    Holden begriff kaum, was er tat, als er zweimal zuschlug und dabei das mohammedanische Gebet hermurmelte, das da lautet: »Allmächtiger! An Statt meines Sohnes bring ich dir dar: Leben für Leben, Blut für Blut, Haupt für Haupt, Bein für Bein, Haar für Haar, Haut für Haut.« Das Pferd draußen schnaubte und bäumte sich am Halfter beim Geruch des rauchenden Blutes, das Holdens Reitstiefel von oben bis unten bespritzt hatte.
    »Gut getroffen«, lobte Pir Khan und wischte die Klinge ab. »Ein Mann des Schwertes ist an dir verlorengegangen. Ziehe hin mit befreitem Gemüt, Himmelsentsprossener. Ich bin dein Diener und der Diener deines Sohnes. Möget ihr leben tausend Jahr und – gehört das ganze Fleisch der Ziegen mir?« Pir Khan zog sich zurück, um einen Monatslohn reicher. Holden schwang sich in den Sattel und ritt dahin durch den Holzrauch des Abends. Ein schwärmerisches Frohlocken erfüllte ihn, gemischt mit einer vagen Zärtlichkeit, die zwar niemand galt, ihn aber fast jauchzen machte, wie er sich so über den Hals seines aufgeregten Pferdes beugte. »Niemals im Leben habe ich ähnliches gefühlt«, dachte er bei sich, »ich werde in den Klub gehen und ausgelassen sein.«
    Man hatte sich soeben zum Billardspiel begeben, und das Zimmer war voll Herren. Holden trat ein, um endlich helles Licht zu sehen und Freunde, und sang aus vollem Halse:
    »In Baltimore am Korso - eine Lady traf ich dort!«
    »So? Haben Sie das?« sagte der Sekretär des Klubs aus seiner Rauchecke heraus. »Hat sie Ihnen denn nicht gesagt, daß Ihre Stiefel patschnaß sind? Meine Güte, Mensch! Es ist ja Blut!«
    »Ach was!« sagte Holden und nahm sein Queue vom Ständer, »darf man mitspielen? Tau ist's. Ich bin durch hohes Gras geritten. Oder meinetwegen: wahrscheinlich haben meine Stiefel Blutwurst zu Mittag gegessen.« Er trällerte:
    »Ist's ein Mädel, kriegt's nen Trauring;
    Wird's ein Bub, wird er Soldat,
    Oder geht auf Deck spazieren
    Als Matrose oder Maat –«
    »Gelb auf Blau, Grün kommt dran«, sagte der Markeur mit monotoner Stimme.
    »Geht auf Deck spazieren. - So? Ich habe Grün? - Als Matrose oder - pfui Teufel, ein Gickser - als Matrose oder Maat.«
    »Sie haben, weiß Gott, keinen Grund, zu krächzen«, meinte ein junger Streber von Zivilbeamten giftig, »die Regierung soll nicht besonders erbaut gewesen sein von Ihrer Tätigkeit bei Sanders drüben!«
    »Oh! Eine Nase aus dem Hauptquartier?« sagte Holden mit einem geistesabwesenden Lächeln, »nun, ich werde mich zu trösten wissen.«
    Das Gespräch wurde allgemein; es drehte sich immer um dasselbe Thema: Beruf und Amt, und hielt Holden fest, bis es Zeit zum Aufbruch wurde. Dann ging er in seinen dunkeln, leeren Junggesellen-Bungalow, wo ihn sein Diener mit dem Gesicht eines Menschen empfing, der alles weiß. Holden blieb fast die ganze Nacht wach und baute Luftschlösser.
    II
    »Wie alt ist er jetzt?«
    »Ya illah! So kann auch nur ein Mann fragen! Rund sechs Wochen ist er alt, und heut nacht noch gehe ich aufs Dach hinauf mit dir, mein Leben, um die Sterne zu zählen, denn das bringt Glück. Er ist an einem Freitag geboren und im Zeichen der Sonne. Man hat mir gesagt, er wird uns beide überleben und zu großem Reichtum gelangen. Können wir uns Besseres wünschen, Geliebter?«
    »Nein, etwas Besseres gibt es nicht! Komm, gehen wir auf das Dach hinauf, und du sollst die Sterne zählen. Aber viel werden es nicht sein: der Himmel ist voller Wolken.«
    »Die Winterregen

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