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Dunkles Indien

Dunkles Indien

Titel: Dunkles Indien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rudygard Kipling
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hat gsagt: ›Gehet hin und pflüget die Erde; seid fruchtbar und vermehret euch!‹ Des ham sie dann gmacht, wenn sie seine Worte auch nicht verstanden haben. Dann ham mir gfragt, wie die Sachen in ihrem Kauderwelsch heißen: Brot, Wasser, Feuer, Götzenbilder und so, und der Dravot hat die Priester von jedem Dorf zu die Götzen geführt und ihnen befohlen, dort Gericht zu halten über das Volk, und wann einer net folgen möcht, so würde er erschossen.
    Schon in der Woche drauf haben alle das Land im Tal umgepflügt so still wie die Bienen, und die Priester ham die Beschwerden der Leute angehört und dem Dravot in stummer Zeichensprache erzählt, worum sichs dreht. ›Der Anfang macht sich‹, hat der Dravot gsagt, ›sie halten uns für Götter!‹ Dann ham mir zwanzig stramme Burschen ausgesucht und ihnen gezeigt, wie man eine Flinten abschießt und sich zu viert anstellt und in einer Linie vorrückt; sie habens auch gleich begriffen und sich mordsmäßig gfreut. Sodann hat er seine Pfeife herausgezogen und seinen Tabaksbeutel und hat das eine in dem einen Dorf und das andere im andern Dorf gelassen und mir sin zu zweit losgezogen, obs nicht sonst noch Ansiedelungen gab. Mir ham bald eine gfunden, aber es war alles kahler Fels, und da hat derCarnehan gsagt: ›Man sende die Leute in das fruchtbare Tal, auf daß man ihnen Land gebe, das noch keinem nicht gehört, und sie es bebauen.‹ Es waren blutarme Teufel, und mir ham ihnen einen Hammel abgstochen als Fest, bevor sie in das neue Königreich einzogen. Mir ham des gmacht von wegen dem guten Eindruck und damit sich die Leut besser vertragen beim Ansiedeln. Dann is der Carnehan dem Dravot nach in ein anders Tal, da war lauter Eis und Schnee und überhaupt nur Gebirge.
    Menschen waren keine dort, und unsere Armee hat net weiter wollen, aber der Dravot hat einen von ihnen zsammgschossen und mir sin dann weitergezogen, bis der Dravot auf Leute gestoßen is in einem Dorf; und die Armee hat ihnen bedeutet, daß sie alle umgebracht würden, wenn sie sich unterstehen sollten zu schießen, diese Leut ham nämlich Luntengewehre gehabt. Mir haben dann bald mit den Priestern der Gegend Freundschaft geschlossen und der Carnehan is allein zurückgeblieben und hat jeden einzelnen Mann zum Soldaten abgerichtet, bis ein Mordskerl von einem Häuptling über den Schnee herübergekommen is mit Kesselpauken und Hörnerblasen, denn es hat sich herumgesprochen gehabt, daß ein neuer Gott auf die Erde herabgekommen sei. Da hat dann der Carnehan dem Häuptling einen Boten entgegengeschickt und ihm sagen lassen, er soll sofort ohne Waffen kommen und mit ihm sich die Hände schütteln, sonst gehts um seinen Kopf. Der Häuptling is auch gleich gekommen, und der Garnehan hat ihm die Hand geschüttelt und mit den Armen gefuchtelt, wie er es vom Dravot gelernt hatte. Der Häuptling war darüber damisch erstaunt und hat seine Augenbrauen angestarrt. Dann hat der Carnehan den Häuptling beiseite genommen und hat ihn in der Taubstummensprache gefragt, ob er nicht einen Feind hat. ›Ja, natürlich‹ hat der Häuptling gsagt, und dann hat der Carnehan ihm seine Leute gedrillt, bis sie nach vierzehn Tagen haben manövrieren können wie Freiwillige. Dann bin ich mit ihm auf ein großes Bergplateau hinauf, und seine Armee hat ein Dorf erstürmt; ich und meine zwei Leibsoldaten haben mit den Martinis mitten hineingepfeffert und haben so mit das Dorf erobert. Nacher hab ich dem Häuptling einen Fetzen von meinem Rock gegeben und ihm gsagt: ›Du bist jetzt hier Statthalter, bis ich wiederkomm!‹ Mir ham des schriftlich abgmacht. Ja, da fallt mir grad ein: Ich und die Armee waren noch keine achtzehnhundert Yard weg, da hab ich ihm eine Kugel vor die Fuß gschossen, wie er so auf dem Schnee gstanden is, und seine Leut sind sofort flach aufs Gsicht gefallen. Dann hab ich dem Dravot einen Brief geschrieben und ihm nachgeschickt.«
    Auf die Gefahr hin, den armen Teufel aus dem Konzept zu bringen, unterbrach ich ihn mit der Frage: »Wie konnten Sie denn dort oben etwas schriftlich abmachen oder gar einen Brief schreiben?«
    »Einen Brief? Brief!?« war die verwirrte Gegenfrage. »Bitte, schauen Sie mir immer fest zwischen die Augen! - Ja, ich weiß jetzt: es war ein Strick mit Knoten drin als Brief; mir haben das gelernt unterwegs von einem blinden Bettler im Punjab.«
    Ich erinnerte mich: Eines Tages war in die Kanzlei ein blinder Mann gekommen, der wickelte auf besondere Weise einen Strick um einen mit

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