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Dunkles Licht

Dunkles Licht

Titel: Dunkles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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die Wolken seiner Gedanken drang, denn in der Ferne trottete ein schwarzer Hund parallel zu der Straße, auf der er sich befand. Ruß! Hatte er gebeten, aus Haus Caverleigh herausgelassen zu werden, und falls ja, wie war er vom Gelände heruntergekommen? Oder war er bloß ein Führergeist, imstande, dort aufzutauchen, wo Brat ihn brauchte? So oder so, er war ein sehr tröstlicher Anblick.
    Donner?
    Ein paar Pferde der Füsiliere scheuten. Brat behielt die Kontrolle über seine Stute. Aus der Richtung, von wo sie gekommen waren, erhob sich eine dunkle Wolke über die Stadt wie ein obszöner riesiger Baum. Die Gefangenen jubelten. Der Hauptmann brüllte, sie sollten einen raschen Trab aufnehmen, sodass es sie alle von den Füßen hob und sie über den Boden geschleift wurden, damit sie den Mund hielten. Unterdessen war die Wolke dünner geworden und trieb nach Osten davon.
    Nachdem die Ordnung wiederhergestellt war, ging der Marsch weiter. Kenrick sah Brat wütend an.
    »Also gab es zwei Lunten? Du hast mich zur einen gebracht und die andere brennen lassen?«
    »Hab ich nicht!«, rief Brat. »Ihr hättet sie in der Dunkelheit brennen sehen!«
    »Nicht, wenn sie in einem leeren Fass versteckt war.«
    Oh, Mutter, das stimmte!
Eine Lunte in der Hinterhand wäre eine gute Idee.
Mutter, Mutter, Mutter!
    »Es gab nur
eine
Lunte! Ihr hättet Leute zur Bewachung der Fässer zurücklassen sollen. Ihr hättet mehr Männer im blauen Eber lassen sollen. Und ich habe Euch gewarnt, dass es einen anderen Weg gibt.«
    Den restlichen Ritt sahen sie einander mit funkelndem Blick an. Beide steckten jetzt mächtig in der Tinte.
    Was war in die Luft gejagt worden? Nicht der Palast, offenbar, aber vielleicht der Tempel? Nicht der ganze Tempel. Er konnte sich an keines der anderen Gebäude erinnern, die Alan ihm gezeigt hatte; gewiss hätte niemand den Untergrund zu einer solchen Tat bewegen können. Wie viele Tote gab es jetzt noch? Warum folgte ihm der Tod derart nach?
    Sie erreichten den Stallhof, wo alle gleichzeitig abstiegen. Zunächst mussten sie sich um die Gefangenen kümmern, dann um die Pferde. Brat lenkte sie so stark ab, wie er konnte, und führte seine Stute in die Schatten des nächsten Stalls. Er trat vor einem jungen Stallknecht ein, der herauseilte, um zu helfen – und versperrte ihm den Weg, sodass er einen Satz machte, weil er den Mann und sein Pferd nicht gesehen hatte.
    »Gib mir deinen Hut, nimm mein Pferd und vergiss mich.«
    Wiederum machte sich Brat auf den Weg über den Hof. Den Hut hatte er tief herabgezogen, und er hoffte, er würde sich durch ihn keine Läuse einfangen. Niemand rief ihm zu, er solle stehen bleiben. Bald schlurfte er über den Park, den Hund an seiner Seite. Er war noch nicht weit weg, da kamen ein halbes Dutzend Füsiliere aus dem Hof galoppiert und zerstreuten sich in alle Richtungen, offenbar auf der Jagd nach ihm. Seine Verkleidung und seine Ablenkung hielten stand. Sie sahen einen Jungen und seinen Hund, aber sie
bemerkten
die beiden nicht.
    Füße und Beine schmerzten. Er hatte die ganze Nacht zuvor nicht geschlafen. Es war Mittag, und er hatte wieder Hunger – warum musste er immerzu Hunger haben? Haus Caverleigh wäre jetzt eine tödliche Falle. Überall gäbe es tödliche Fallen. Er war sich absolut sicher, dass es keine zweite Lunte gegeben hatte. Einige Helfer des Untergrunds mussten den blauen Eber gestürmt haben oder auf dem anderen Weg hineingekommen sein oder sich einfach nur irgendwo in der Katakombe versteckt gehalten haben. Idiot von Hauptmann, dass er keine Männer zur Bewachung des Schießpulvers zurückgelassen hatte! Brat hatte ihm doch gesagt, es gebe einen anderen Weg hinein!
    Schreckliche Fragen hallten ihm unermüdlich durch den Kopf. Was hatte er geholfen, in die Luft zu jagen? Wie viele waren dieses Mal tot? Ein Mann hatte das Recht, den Tod seiner Eltern zu rächen, oder? Er würde nur einmal sterben, aber bis dahin würde es bestimmt noch eine ganze Weile dauern, da würden sie sich schon umgucken!
    Ruß stieß gegen sein Bein. Er schreckte hoch, als hätte er im Gehen geschlafen, was er vielleicht sogar getan hatte. Sie gingen über eine Auffahrt zu einem Haus. Es sah Rose Hall oder Caverleigh ganz und gar nicht ähnlich, sondern war größer als die meisten Häuser, die er in Weypool gesehen hatte. Mit einem erschrockenen Aufjaulen tauchte er in das Gebüsch neben der Fahrbahn und machte sich ganz klein. Und blieb dort.
    Sogleich kroch Ruß neben ihn und

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